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/ Wort zum Tag

Gottes Mitleiden

Rainer Kunick über Psalm 88,9-10.

Ich liege gefangen und kann nicht heraus, mein Auge vergeht vor Elend. HERR, ich rufe zu dir täglich.

Psalm 88,9-10

„Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein! Voller Schönheit ist der Weg des Lebens, fröhlich lasst uns immer sein. Schon als älteres Kind habe ich den Text dieses Liedes hinterfragt.

Ich kann mich noch gut an unsere beschränkten Wohn- und Lebensverhältnisse nach dem Krieg erinnern, wo wir keine Betten und kein Geschirr hatten und an meine Schulkameraden, die nur mit ihren Müttern zusammenlebten, weil ihre Väter im Krieg gefallen waren. Ich hörte von Konzentrationslagern und von der Ermordung der Juden.

Ich begriff schon sehr früh, dass beides zum Leben gehört: Freud und Leid, Licht und Schatten.

In unserem Gotteswort für heute hat einer Todesangst: Ich liege gefangen und kann nicht heraus, mein Auge vergeht vor Elend. Herr, ich rufe zu dir täglich (Psalm 88,9-10).

Er sagt: Meine Leiden sind zu viel, ich bin dem Tode nahe. Vielen Menschen heute geht es ähnlich wie diesem Beter. Ich denke zum Beispiel an Menschen, denen ich in letzter Zeit begegnet bin, Menschen, die Schmerzen haben und gern sterben möchten, bei denen bei einer Routineuntersuchung eine schlimme Krebserkrankung festgestellt wurde, die sich Sorgen machen um ihre Ehe, ihre erwachsenen Kinder, die nach dem Lockdown in dieser Corona-Zeit Insolvenz anmelden mussten.

Wir alle kennen Menschen in Not – und auch die Bilder von Notleidenden in den Kriegs- und Elendsgebieten unserer Welt kennen wir. In unserem Gotteswort beklagt dieser Mensch nicht nur sein Elend, sondern sagt: Herr ich rufe zu dir täglich. Er weiß, dass Gott ihn auch in dieser Situation hört.

Auch wenn er nicht weiß, warum Gott es zulässt, dass er so leiden muss, wendet er sich an ihn. Denn wir haben einen mitleidenden Gott. „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich“, heißt es in Psalm 23.

Gott hat Jesus Christus in unsere Welt, in unser Leiden gesandt bis hin zum Kreuz. Er leidet mit uns.

eine Frau und ich haben unsere ersten Ehepartner nach vielen glücklichen Ehejahren durch Krebs verloren. Als wir uns auf einer Freizeit kennenlernten, haben wir uns zunächst darüber ausgetauscht, wie wir unsere Trauer erlebt und verarbeitet haben. Wir haben beide festgestellt, dass wir von Christus gehalten worden sind in diesen schweren Tagen der Pflege und des Loslassen-Müssens. Ich habe damals alles über den mitleidenden Christus gelesen, Bibelstellen und theologische Abhandlungen. Seit dieser Zeit ist mir dieser Gedanke ganz wichtig: Christus ist bei uns, in unserem Leiden, in unserer Trauer.

Als wir die 12-jährige Tochter meines Freundes beerdigen mussten, sie war an einer Hirnblutung gestorben, sangen wir das Lied, das sie als letztes im Vorkonfirmandenunterricht gelernt hatte: Ich möcht‘, dass einer mit mir geht – gemeint ist Jesus Christus. Bis dahin hatte mich dieses Lied nicht besonders angesprochen, aber in dieser Situation gesungen, werde ich diese Strophen nicht mehr vergessen:

Ich wart', dass einer mit mir geht, der auch im Schweren zu mir steht,                                                    der in den dunklen Stunden mir verbunden                                                                                              Ich wart', dass einer mit mir geht.

Sie nennen ihn den Herren Christ, der durch den Tod gegangen ist;                                                      er will durch Leid und Freuden mich geleiten.                                                                                          Ich möcht', dass er auch mit mir geht.

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