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„Ver-rückt vor Freude“

Hartmut Bärend über Lukas 1,46-48.

Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.

Lukas 1,46-48

„Ich bin ver-rückt vor Freude! Aber bin ich da nicht hingerückt zu dem Platz, wo Gott mich haben will?“

Diese Worte haben sich mir tief eingeprägt. Sie stammen von dem westfälischen Pfarrer Fritz Schwarz. Verrückt vor Freude? Da werden wir wohl eher abwinken, zumal in der Corona-Zeit, in der die Gegenwart nicht gerade einfach ist und man durchaus besorgt in die Zukunft schauen muss. Und trotzdem! Wie schön ist es, wenn es Grund zur Freude gibt. Und den gibt es doch auch immer wieder!

Da ist ein Examen glücklich bestanden. Da habe ich einen Menschen kennengelernt, der mir viel bedeutet. Da ist der Urlaub, ja, auch in Corona-Zeiten, wo wir z. B. unser eigenes Land neu entdecken und staunen, wie schön es ist. Da ist die Nachricht, dass eine Krankheit überstanden ist. Alles Gründe, um sich zu freuen. Und Freude bringt den ganzen Menschen in Bewegung; wir kennen es aus unserer Sprache: Da machen Menschen Freudensprünge, da gerät jemand in Freudentaumel, Freudenfeuer werden angezündet, - es soll sogar Menschen geben, die ein Freudengeheul anstimmen.

In der Bibel wird uns von einer Frau berichtet, die auch irgendwie total von Freude erfüllt ist. Es ist Maria, die Mutter Jesu. Das Kind ist in ihrem Bauch, und sie kann sich gar nicht fassen vor Freude. Sie beginnt zu singen, ja, auch das Singen gehört zur Freude, und es fällt so schwer, in diesen Corona-Zeiten weithin darauf verzichten zu müssen. Und was singt Maria? „Meine Seele erhebt den Herrn,“ singt sie und fährt fort: „Und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.“ Wenn das nicht Begeisterung ist! Maria ist ver-rückt vor Freude.

Aber was gibt ihr Anlass, sich so zu freuen? Natürlich, es ist die Freude über Jesus, den sie zur Welt bringen darf. Welche werdende Mutter ist nicht voll innerer Freude über die Aussicht, bald ein eigenes Kind in den Händen zu halten!

Aber hier ist noch etwas anderes. Maria singt weiter, und da wird deutlich, warum sie sich so sehr freut. „Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen“, singt sie. Er, das ist der lebendige Gott. Maria freut sich, weil Gott sie nicht vergessen hat. Wer weiß, wer sie alles vergessen haben mag.  Überhaupt hatten es Frauen damals schwer, sich gegenüber den Männern zu behaupten. Was auch immer: Maria freut sich, dass Gott sie und gerade sie angesehen hat.

Wir wohnen in einem reichen Land. Aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung kann sich wirklich reich nennen. Viele Menschen sind arm dran, in Corona-Zeiten besteht die Gefahr, dass sie noch ärmer werden, ja, auch und gerade in Deutschland. Neben der materiellen Armut gibt es auch andere Arten von Armut. Da sind die Behinderten, die auf den Bürgersteigen gern übersehen werden. Da sind die Flüchtlinge, die durchaus nicht überall in Deutschland erwünscht sind. Da sind Kinder, die immer noch missbraucht werden. Da sind Frauen, ja, auch heute, die von Männern Gewalt erfahren.

Bei all denen gibt es viele, um die sich niemand kümmert, die übersehen werden. Was ist das dann für eine Erfahrung, wenn ein Mensch spürt: Ich bin nicht übersehen worden. Da ist einer, der mich mit liebenden Augen ansieht. Der mich tröstet und stärkt.

Diese Erfahrung hat Maria gemacht, die Mutter Jesu. Sie hat sich Gott in ihrer Einsamkeit anvertraut und gemerkt: Ich bin nicht allein! Ich glaube an einen Gott, der mich sieht. Der in Jesus Mensch geworden ist, um mich aus meiner Einsamkeit, aber auch aus meiner Gefangenschaft zu befreien. Darüber gerät Maria außer sich vor Freude. So hat es auch Fritz Schwarz erfahren, der westfälische Pfarrer.

Und wie wahr: Einfach zu Gott gehen, sich ihm anvertrauen, sich an ihm freuen, auch mitten im Leiden, das bringt neue Lebensqualität. Wir sind nicht mehr allein.

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Kommentare (1)

Walter /

Danke für Ihren wertvollen Beitrag