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Referenzen

Daniel Eschbach über 2. Korinther 10,18.

Nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt.

2. Korinther 10,18

Waren Sie schon einmal in der Situation, jemanden für einen Job anzustellen? Es ist gar nicht so einfach, gut auszuwählen unter denen, die sich bewerben. Die Bewerbungsunterlagen streichen die Leistungen und Begabungen der Kandidierenden so gut wie möglich heraus und übertreiben vielleicht ein wenig. Zugleich werden Schwächen nicht gerade verschwiegen, aber doch relativiert. Wer also könnte am besten geeignet sein für die Stelle?

Eine Hilfe zur guten Entscheidung können Referenzauskünfte sein. Mit den Bewerbungsunterlagen kann man Personen angeben, bei denen der Stellenanbieter nachfragen kann. Überzeugende Referenzen sind oft ein wichtiges Kriterium bei der Vergabe eines Jobs.

Das ging mir durch den Kopf, als ich in 2. Korinther 10,18 den Satz las: „Nicht wer sich selbst empfiehlt, gilt als bewährt, sondern wen der Herr empfiehlt!“ (ZB) Die Lutherbibel übersetzt statt ‚bewährt‘ mit ‚tüchtig‘. – Nun ja, eine gute Referenz von Gott selbst, das wäre wohl eine große Hilfe bei der Jobsuche.

Nun geht es im 2. Korintherbrief allerdings nicht direkt um eine Stellenbewerbung. Sondern Paulus bemüht sich gegenüber der Gemeinde um seine Glaubwürdigkeit als Apostel. Und zwar im Vergleich mit Konkurrenten, die sich selbst in den Vordergrund gespielt haben. Als Trumpf versucht er dabei, seine Demut ins Spiel zu bringen.

„Demut ist der Mut, sich nicht zu vergleichen“ soll Teresa von Avila einmal gesagt haben. Auf dieser Linie scheint mir auch Paulus‘ Argumentation zu liegen: Ihn zeichnet nicht aus, dass er besser ist als die anderen. Sondern das Ja Gottes zu ihm, die Berufung durch Christus macht seine Referenz aus. Darum will er nicht prahlerisch mit anderen um die Gunst der Gemeinde wetteifern. Er verlässt sich aber auf die Gnade Gottes, die für ihn spricht.

So einfach ist das gar nicht. Die Verlockung, sich etwas größer zu machen, als man ist, sich in ein etwas besseres Licht zu rücken, ist stark. Nicht nur, wenn man sich um einen Job bewirbt. Oft reicht auch schon die Aussicht auf ein wenig Anerkennung oder Applaus. Ich fürchte, es gibt auch heute in der christlichen Szene viel unnötige PR im Sinne von Eigenwerbung. Oft habe ich dafür sogar ein wenig Verständnis. Ich beobachte aber, dass daraus eben nicht nur Wettbewerb, sondern auch Konflikte entstehen können. Und das ist dann doch bedauerlich.

Man soll ja bekanntlich zuerst vor der eigenen Haustür wischen. In diesem Sinne sehe ich den Satz des Paulus vor allem als Hilfe zur Selbsteinschätzung: Bin ich ehrlich in der Art, wie ich mich anderen gegenüber gebe? Wage ich es, auch Schwäche zu zeigen? Stehe ich dazu, dass nicht meine Leistung, sondern Gottes gnädiges Wirken das Entscheidende ist in allem, was ich tue? - Den Philippern schrieb Paulus: „Ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war“ (Philipper 2,5, Schlachter). Sich nach Jesu Vorbild ganz auf die Liebe Gottes verlassen.

Schließlich ist ja nicht entscheidend, was andere Menschen von uns denken, sondern wie Gott uns sieht. Er schaut uns außerordentlich wohlwollend an. Und er ist bereit, uns die Referenz zu geben: Er bzw. sie ist mein Kind.

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Kommentare (2)

Ruth /

Dem Autor kann man nur beipflichten, wenn er feststellt, dass genau dasselbe weltliche Gebaren der Selbstdarstellung heute auch zunehmend unter Christen vorherrscht. Da predigen oft Leute, die nichts mehr

Eitele /

"Alles ist eitel", unter Tausenden nur einer nicht ? - Wer seine Schwäche bewahren - und zeigen kann - ist stark. - Aber wer wird mich dann noch einstellen, wenn meine Schwäche an erster Stelle steht (in all diesen geschäftlichen Eitelkeiten) ?