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Kein leichter Lobgesang

Ralf Schöll über Markus 14,26.

Als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Markus 14,26

„Als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.“ Das hört sich so beschaulich und friedlich an. Mich erinnert diese Beschreibung ein wenig an eine Familienidylle. So kenne ich es in etwa von Besuchen meiner erwachsenen Kinder mit ihren Familien. Wir haben gemeinsam gegessen, singen vielleicht noch ein Lied und dann gehen wir hinaus zu einem kleinen Spaziergang.

Das klingt, wie gesagt, sehr harmonisch und freundlich, doch wird diese Vorstellung der Situation und Lage, in der Jesus sich befindet, überhaupt nicht gerecht. Voraus geht zwar auch eine gemeinsame Mahlzeit, aber Jesus ergreift dabei die Gelegenheit, nochmals von seinem Leiden und Sterben zu sprechen.

eim Abendessen mit seinen Jüngern nimmt er Brot und Kelch und sagt vor dem Austeilen etwas völlig Neues. Brot und Kelch deutet er als Zeichen für seinen Leib und sein Blut. Er weist damit darauf hin, dass er sein Leben in den Tod gibt. Und dann sagt er auch noch vor dem Anstimmen des Lobgesangs: „Wahrlich, ich sage euch, dass ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich´s neu trinke in dem Reich Gottes.“ (Mk. 14,25)

Ob die Jünger den Lobgesang wirklich so gesungen haben, wie einen Jubel über das, was Jesus vollbringen wird; ein Lied als Lobpreis auf das Reich Gottes, das in der Herrlichkeit vollendet dasteht und wie ein Hochzeitsfest gefeiert wird? Ich denke - kaum. Sie erfassen die Situation nicht recht, wie der Fortgang zeigt. Jesus braucht den Ölberg als weitere Station nach der Mahlfeier, um sich auf das vorzubereiten, was auf ihn zukommt. Er braucht das Gebet im Garten Gethsemane, die Nähe zum Vater im Himmel. Er braucht die Gewissheit, dass hier der Wille des Vaters geschieht.

Die Jünger aber schaffen es nicht, in dieser Gebetszeit zu wachen, sie schlafen ein. Obwohl Petrus noch kurz zuvor vollmundig verspricht, Jesus nicht zu verlassen, ja mehr noch, sogar bereit zu sein, für Jesus zu sterben. So schnell ist das Verlassen nun doch passiert, in der einfachsten und leichtesten Art und Weise, nämlich einzuschlafen. Im Blick auf Petrus ist zu sagen, er scheitert bereits durch Einschlafen, was ja allenfalls eine Vorstufe, ein kleines Abbild des Todes ist. So ist dies alles andere als idyllisch oder harmonisch.

Hier ringt einer um die entscheidenden Schritte, und das ist wahrlich kein leichter Weg, erst recht kein Spaziergang. Jesus geht diesen Weg allein. Beim Lobgesang und am Ölberg sind sie noch gemeinsam unterwegs, aber dann beim Gebet im Garten Gethsemane gehen die Wege auseinander. Zunächst ziehen die Jünger sich im Schlaf zurück und dann schließlich völlig. Während Jesus am Kreuz stirbt, sind seine Jünger endgültig geflohen und haben sich irgendwo eingeschlossen. Jesus stirbt allein. Und das ist auch gut so: einer für alle. Er trägt die Schuld der ganzen Welt.

Jesus ist für Sie und mich gestorben, um uns mit Gott zu versöhnen. Morgen an Karfreitag erinnern wir uns an den Todestag Jesu. Christen feiern die Vergebung, die Gott uns schenkt, indem Jesus für uns eintritt und mit seinem Leben unsere Schuld bezahlt.

 

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Kommentare (1)

Ulrich H. /

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