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Gerecht und gnädig – wie geht das zusammen?

Jürgen Werth über Psalm 145,17.

Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.

Psalm 145,17

Was für ein Bekenntnis! „Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.“ So festgehalten im großen Lobpsalm 145.

Gerecht und gnädig. Oder, wie man auch übersetzen könnte, gerecht und gütig, treu, fromm.

Gerecht und gnädig. Bei uns Menschen schließen die beiden Begriffe einander oft genug aus. Wer seine „gerechte Strafe“ bekommt, darf nicht auf Gnade hoffen. Und Güte und Treue spielen da schon überhaupt keine Rolle.

Aber bei Gott geht beides zusammen. Er ist gerecht. Heißt: Er hält sich an seine Regeln, seine Ansprüche und Zusprüche. Er wird sich selber gerecht. Gott ist kein Willkürherrscher, kein launischer Herrscher, der einfach tut, was ihm gerade so gefällt. Er ist unbestechlich. Lässt sich nicht um den Finger wickeln von denen, die’s besonders geschickt anstellen. Er wird jedem Menschen gerecht. Man kann sich auf ihn verlassen. Jeder.

Seine Regeln hat er selber entlassen. Und sie entspringen und entsprechen seinem Wesen. Für mich sind sie vor allem mit zwei Begriffen umschrieben: Wahrheit und Liebe. Es gibt bei ihm keine Lüge, keinen Betrug, kein Hintenherum. Das alles braucht man ja auch gar nicht, wenn man liebt. Und das tut er. So sehr, dass er - viele Jahrhunderte nachdem David das Bekenntnis aufgeschrieben hat - seinen Sohn in die Welt schickt. Und die Strafe für alle Ungerechtigkeiten in der Welt auf die eigene Kappe nimmt.

Weil er eben nicht nur gerecht ist, sondern auch gnädig. Gütig. Treu. Sich selbst treu, seiner Liebe treu, und seinen geliebten Menschen. Paulus jubelt später: „Sind wir untreu, so bleibt er treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ (2. Tim 2,13)

Gott ist gnädig. Er vergibt denen, die schuldig geworden sind. Er richtet die auf, die gefallen sind. Er lässt die wieder bei sich wohnen, die sich eigene Behausungen gebaut haben und da verkümmert sind. Gott ist gnädig. In seinem Sohn und durch seinen Sohn.

Gerecht und gnädig. Die beiden hebräischen Begriffe, die hier stehen, spielen im jüdischen Bewusstsein eine zentrale Rolle. „zaddik“ und „chassid“. Mit diesen Begriffen bezeichnen sich fromme Juden bis heute. Weil sie an den gerechten und gnädigen Gott glauben. Weil sie ihm nachfolgen wollen. Weil sie ihr Leben an ihm ausrichten wollen. Weil sie handeln wollen wie er.

Aber kann man das überhaupt? Wer ist schon wirklich gerecht? Wer wird den Lebensregeln Gottes gerecht? Nicht nur hin und wieder, sondern immer? Und wer ist schon immer gnädig und gütig und treu? Können Menschen wirklich „Zaddikim“ und „Chassidim“ sein, Gerechte und Gnädige?

Paulus sagt: Nein, das überfordert uns Menschen. Wir kriegen das nicht hin, so sehr wir uns auch bemühen. Gerade deshalb hat der gerechte und gnädige Gott ja Christus geschickt, den einzig ganz und gar Gerechten und Gnädigen. Darum ist Christus gestorben und auferstanden. Darum hat er für alle Menschenschuld bezahlt. Seitdem gilt: Wer sich an ihn hält, der wird gerecht und gnädig. Nicht durch eigene Anstrengung, sondern durch ihn und in ihm. „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid. Damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn.“ So dichtet und verdichtet es später Nikolaus Graf von Zinzendorf.

Durch Christus gerecht gemacht. Gnädig von Gott aufgenommen. Und nun wieder in die Welt geschickt mit dem Auftrag, diese himmlische Gerechtigkeit, diese göttliche Gnade zu lehren und zu leben. Das ist und bleibt nun der Lebensauftrag der Christen.

Wo ich ihn wohl heute erfüllen kann?

 

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