Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Guten Appetit

Lothar Eisele über Psalm 104,27-28.

Es wartet alles auf dich, HERR, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.

Psalm 104,27-28

Ich werde den älteren Pfarrkollegen nie vergessen. Er war auf dem Land aufgewachsen. Wie selbstverständlich hatte er sich angewöhnt, regelmäßig im Gottesdienst am Sonntag für „gnädiges“ Wetter zu beten. Als Landpfarrer wusste er, wie dringend Landwirte darauf angewiesen sind, dass  genügend Regen fällt und die Sonne scheint, damit die angebauten Pflanzen wachsen können. Und obwohl er schon längst nicht mehr in der Gemeinde ist, erinnern sich besonders die Älteren an ihn, wenn es wieder einmal eine längere Zeit der Trockenheit im Sommer gibt.

Auch wenn wir es gewohnt sind, durch den Supermarkt zu gehen und zwischen Lebensmitteln in großer Auswahl wählen können: Selbstverständlich ist dies alles nicht. Es ist ein Wunder, dass Jahr für Jahr Obst und Gemüse wachsen und wir, zumindest hier in Europa, in großer Auswahl essen dürfen.

Wenn ich meine Konfirmanden frage, wer von ihnen im normalen Alltag ein Tischgebet spricht, dann sind es eigentlich immer nur wenige, die sich melden. Es scheint ja so selbstverständlich, dass wir Essen und Trinken auf dem Tisch haben, da ist ein Danke an unseren Schöpfer anscheinend nicht mehr notwendig.

Und doch: Das Wort aus den Psalmen erinnert daran; auch wenn es wir Menschen sind, die Gemüse, Getreide und Obst anbauen, dass es wirklich wächst, reift und schließlich geerntet werden kann, ist letztlich ein Geschenk Gottes an uns. Er ist es, der die Welt so geschaffen hat, dass Pflanzen, Tiere und Menschen fruchtbar sind. Letztlich ist es seine Fürsorge für uns Menschen, die es ermöglicht, dass wir Tag für Tag zu essen haben.

Und deshalb ist dieses Psalmwort eine Erinnerung und Ermutigung, Gott, dem Schöpfer, zu danken, nicht nur einmal im Jahr an Erntedank, sondern täglich. So wie die Beziehungen in einer Familie gefestigt werden, wenn man sich regelmäßig dankt für das, was der andere für einen Gutes tut. So festigt und intensiviert sich auch die Beziehung zu unserem Schöpfer, wenn wir nicht achtlos zur Kenntnis nehmen, wie er uns täglich Gutes zukommen lässt, sondern ihm dafür danken.

Noch etwas: Weil er es ist, von dem das Gute kommt, will ich auch die Lebensmittel, die mir zur Verfügung stehen, achten und wertschätzen. Es sind wirklich zu viele Lebensmittel, die in unserem Land täglich weggeworfen werden. Deshalb ist es mir wichtig, dass wir, wenn wir auf das Konfirmandenwochenende fahren und am Buffet stehen, nicht mehr auf den Teller häufen, als wir tatsächlich essen. Lieber zuerst einmal weniger und probieren.

Zunehmend denke ich auch: Es ist gut, wenn wir die Erde, die Gott uns zum Anbau der Früchte zur Verfügung stellt, auch gut behandeln und nicht unnötig belasten. Ist es wirklich in seinem Sinn, wenn wir Lebensmittel durch die halbe Welt befördern oder den Boden mit unnötigen Giften belasten? Wir verdanken den modernen Anbaumethoden viel. Aber wir sind aufgerufen, Gottes Erde gut zu behandeln. Wie gut, wenn wir wenigstens hin und wieder Nahrungsmittel kaufen können, die ganz in der Nähe wachsen, wo wir wohnen.

Und schließlich: Nicht überall auf der Welt stehen Lebensmittel in solch einem Übermaß zur Verfügung wie bei uns. Neulich sagte ein Kollege zu mir: Als ich das erste Mal in Afrika war und die Armut dort wirklich wahrgenommen habe, da habe ich plötzlich gewusst, warum Gott uns so viel in Deutschland anvertraut hat. Ich schaute ihn fragend an: Na, damit wir es teilen mit unseren ärmeren Schwestern und Brüdern. Wie gut, dass es inzwischen viele Projekte gibt, die die Landwirtschaft in Gegenden fördern, die klimatisch nicht so günstige Voraussetzungen haben wie wir hier in Deutschland.

Der Bibelvers aus den Psalmen hat es in sich. Je mehr ich über ihn nachdenke, desto mehr fange ich spontan an zu beten: Lieber Vater, vielen Dank für das Essen, das ich diese Woche genießen durfte. Lass mich achtsam werden im Umgang mit Lebensmitteln. Und mach uns hier bereit, den Menschen beizustehen, die nicht genug zu essen haben. Amen

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (5)

Kristian E. /

Danke sehr für diese schöne Ermahnung. Ja, mit der Ungewissheit der Welt in der jetzigen Zeit einer wahrscheinlichen Weltwirtschaftskrise, sollte ich MINDESTENS den alten, gewohnten Tischgebet sagen.

Hedy /

In Zeiten von Coronavirus ist es nicht mehr selbstvertaendlich,dass wir genuegend Essen auf den Tisch haben....Also, danken wir!

Annemarie /

Lieber Herr Eisele,
vielen Dank für Ihre guten und wahren Worte. Ich muss Ihnen Recht geben! Ja, ich danke von ganzem Herzen Jesu, dass wir soviel gutes zu essen haben. und das ist nicht mehr

Nicole N. /

Das spricht mir aus der Seele, danke

Reiner M. /

Wunderbarer Text. Danke!