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Ungewollt kinderlos

Luitgardis Parasie über 1. Samuel 1,15.

Hanna ist verzweifelt. Jahre über Jahre haben sie und ihr Mann Elkana versucht ein Kind zu bekommen, aber es klappt nicht. Ihre biologische Uhr tickt, die Chancen sinken von Jahr zu Jahr. Und damit nicht genug: Die zweite Frau ihres Mannes, Penina, hat Kinder. Hanna ist zwar die Frau, die Elkana liebt. Er versucht sie immer zu trösten. Er sagt: Bin ich dir denn nicht mehr wert als 10 Söhne? Aber Penina ist so gemein zu ihr. Sie brüstet sich mit ihrer großen Kinderschar. An manchen Tagen kann Hanna nicht essen vor Kummer.

Sie weint sich bei Gott aus. Im Tempel, allein. Nur Eli, der Priester, sieht sie. Hanna fleht Gott an: Wenn du mein Elend ansiehst, wenn du mir einen Sohn schenkst, will ich ihn dir geben, er soll für immer dir gehören. Eli, der Priester, denkt: Die Frau ist betrunken, wie sie da sitzt und weint und stumm ihre Lippen bewegt. Er sagt: Schämst du dich nicht? Aber Hanna sagt: Nein, ich habe mein ganzes Herz vor Gott ausgeschüttet. Da hat Eli eine Eingebung. Er sagt zu Hanna: Geh in Frieden. Gott wird deine Bitte erfüllen.

Und so kommt es auch. Hanna bekommt das ersehnte Kind. Samuel. Das bedeutet: Von Gott erhört. Oder auch: Von Gott gesendet. Beides stimmt, für seine Herkunft und für seine Zukunft. Denn aus Samuel wird etwas ganz Besonderes, er wird ein sehr wichtiger Mann für Israel. Er salbte die ersten beiden Könige des Staates, Saul und später David. Und immer wieder sagte er ihnen im Auftrag Gottes, wo es langgeht. Nicht dass die Könige immer auf ihn hörten, aber das ist eine andere Geschichte.

Zunächst zieht Hanna ihren kleinen Sohn Samuel bei sich auf. Als er älter wird, bringt sie ihn in den Tempel zum Priester Eli. Dort soll er weiter aufwachsen, unterrichtet vom Priester und in Gottes Nähe. Ihr Herz ist voll Dank. Gott hat sich doch noch ihrer erbarmt, hat sie angesehen in ihrer Not. Hanna hatte sich schon alt und welk werden sehen. Nichts wäre von ihr geblieben ohne Kinder, kein Gedanke, kein Wort, kein Name. Im Alten Israel war man ohne Nachkommen ein Nichts. Aber dann hat Hanna Samuel bekommen. Von Gott erhört. Von Gott gesendet. Sie ist überwältigt. Überglücklich. Und sie lobt Gott, sie singt: „Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn.“ Ihr Lied wird später aufgegriffen im Lobgesang der schwangeren Maria, der Mutter von Jesus. Auch dies eine ungewöhnliche, eine wundersame Schwangerschaft. Hanna lebte 1000 Jahre vor Christus. Sie wusste noch nichts von Jesus, nichts von Kreuz und Auferstehung, nichts von Karfreitag und Ostern. Und doch legt sie eine Spur, die bis Jesus und Ostern reicht.

In Hannas Kummer spiegelt sich das Leid vieler Frauen, die ungewollt kinderlos sind. Manche bekommen erst nach Jahren Kinder. Einige durch die Hilfe von Kinderwunschpraxen und moderner Medizin. „Dass das geklappt hat, ist für mich ein riesiges Wunder Gottes“, sagte mir ein Freund. Manche Paare jedoch bleiben trotzdem ungewollt kinderlos. Mich hat sehr beeindruckt der Satz einer Freundin, die auch lange nicht schwanger wurde, sie sagte: „Ich hatte mir fest vorgenommen: Mein Leben wird nicht unglücklich werden, wenn ich kein Kind bekomme.“

Hanna schüttete ihr ganzes Herz vor Gott aus. Nicht immer erhört Gott Gebete so wie bei Hanna. Aber kein Gebet bleibt bei ihm links liegen. Manchmal werden Menschen darüber getröstet und können dann doch singen wie Hanna: Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn. Dietrich Bonhoeffer hat mal gesagt: „Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Zusagen erfüllt Gott.“

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Kommentare (3)

Astrid /

ich bin mir ganz sicher, dass dein Name von Gott nicht vergessen wird! Unsere Persönlichkeit wird von Gott geheiligt und von ihm sicher bewahrt über unseren Tod hinaus - egal ob mit oder - so wie bei mir - ohne Kinder. Ermutigend ist für mich auch Offenbarung 2, 17. Herzlicher Gruß Astrid

Hedy /

Danke fuer Ihre Auslegung. Als junge Frau wollte ich keine Kinder, denn ich sagte imme: ich habe genuegend Neffen und Nichten, aber nun sehe ich: waere ein eigenes KIND nicht besser? Aber Gott hatte mehr

Susi /

vielen Dank für Ihren Impuls. Leider kann man es als Kinderlose drehen und wenden wie man will. Trotz Gebet wird man alleine altern und welken und kein Gedanke bleibt mehr von einem übrig, wie Sie schon oben in Ihrer Einleitung geschrieben haben. Trotzdem vielen Dank!