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Sicherheit oder Vertrauen?

Renate Schmidt über Jesaja 49,23.

Du wirst erfahren, dass ich der HERR bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren.

Jesaja 49,23

„Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren“ – oder: „Wer mir vertraut (sagt Gott), wird am Ende nie enttäuscht werden.“ So sagt es Jesaja dem Volk Israel; zu dem Zeitpunkt waren sie aber immer noch in der Fremde, im Exil! Noch immer nicht zu Hause und frei!

Dieses Wort „Harren“ meint etwas Andauerndes: jemand, der nicht aufhört zu glauben und zu warten, ganz geduldig. Eine Übersetzung lautet: „Gott ist der, der dich überall raushaut.“ -

Sind Sie ein geduldiger Mensch? Ich bin es nicht! Wenn mir etwas nicht gleich gelingt, bin ich enttäuscht. Ich denke oft: „Ach, das wird ja doch nichts!“ Der Drucker im Büro streikt – ich gerate in Panik. Zwei Wochen noch – dann müssen alle Kandidaten für die Kirchengemeinderatswahl gewonnen sein. Meine Kollegin erzählt fröhlich: „Für meine beiden Gemeinden habe ich jetzt alle 12 Kandidaten!“ Ich hatte zu dem Zeitpunkt erst 2 plus 5 und brauche insgesamt 10. Panik! Ja, und dann kommt der Neid und das Sich-Vergleichen: Was macht sie besser als ich? Enttäuschung: ich habe sooo gebetet – hat sie das auch???

Bin ich enttäuscht von Gott? Eher enttäuscht von mir, von meiner Art: dass ich nicht mehr auf die Menschen zugehe (so wie meine Kollegin das wunderbar kann); dass ich vieles so lange anstehen lasse und nur im Herzen bewege; dass ich mich so wenig nur verändere.

Enttäuschung über Gott? Ja, das kenne ich auch – und das darf auch sein: die Nachbarin, die bei der OP einen Schlaganfall bekommt, zusätzlich noch, und nun kämpft sie sich mühsam zurück ins Leben. Der Junge, der jahrelang mit Leukämie kämpfte und nun hat er einen Unfall – wieder Krankenhaus! Das Gottvertrauen bei den Eltern, das sich gerade wieder hochgerappelt hatte, liegt wieder am Boden.

Alle diese Enttäuschungen darf ich doch Gott sagen! Die Gläubigen im Alten Bund haben das oft getan, in den Psalmen lesen wir davon: „Gott, warum? Bist du da gerecht???“ Ja, ich bin überzeugt davon, dass Gott nur Gutes tut - aber ich darf auch das andere aussprechen: „Nein, ich verstehe Gott gerade gar nicht!“

In Zeiten der Enttäuschung ist Vertrauen gefordert: trotzdem! Bei Menschen meiner Umgebung erlebe ich oft das andere: Der andere reagiert seltsam -  und „batsch“ ist die Türe zu – „Mit dem red ich nicht mehr!“ - statt noch mal nachzufragen: „Wie hast du das gemeint?“ 

Kann ich das bei Gott nicht auch so machen: nachfragen? Im Gespräch bleiben! Und dann auch die kleinen Dinge sehen, wo Gott etwas gelingen lässt: Für den Schulanfängergottesdienst mit dem Thema „Rückenwind“ suche ich eine Pusteblume, also die Samenkugel eines Löwenzahns. In diesem Gottesdienst sollen Kinder mitwirken können… Wo finde ich eine Pusteblume im Herbst??? Ich habe eine Wiese vor Augen und gehe die 200 Meter hin – und steuere geradewegs auf eine Pusteblume zu! Aber ich bin ein Sicherheitstyp – und suche noch weitere, falls diese eine unterwegs kaputtgeht. Nein, es gibt auf der ganzen Wiese nur diese eine. Und die hält, und wird im Gottesdienst erfolgreich eingesetzt.

Ich möchte Sicherheit – und Gott sagt: Vertrau mir!

Geht immer alles gut aus? Ich habe dafür keine Sicherheit. Aber die Zusage Gottes: Am Ende werde ich nicht blamiert und enttäuscht dastehen.

Morgen ist Wahl der Kirchengemeinderäte. Ich habe inzwischen meine volle Anzahl der Kandidaten gefunden. Und das Kind und die Nachbarin? Da ist es bis jetzt noch nicht gut.

Aber Gott wird auch mit ihnen seinen Weg gehen. Ich vertraue ihm. 

 

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Kommentare (1)

Pfr.i.R. Dietrich T. /

Wieder eine absolut aufbauende Verkündigung des Evangeliums aus dem AT. Danke , dass Probleme und Schwierigkeiten nicht weggepredigt werden, sondern benannt und thematisiert wurden. Am Ende mehr