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Streit um den Tempel

Hans-Georg Wünch über Haggai 2,9.

Ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der HERR Zebaoth.

Haggai 2,9

Es war eine schwierige Zeit. Nach etwa 70 Jahren in der Gefangenschaft in Babylon waren sie wieder zurückgekehrt in ihr Land, das Land Israel. Jerusalem war zerstört. Der Tempel lag in Schutt und Asche. Anfänglich hatte man mit viel Elan begonnen, ihn wiederaufzubauen. Man wollte Gott wieder opfern können. Einige erinnerten sich auch noch an die Schönheit des früheren Tempels. Aber dann gab es Schwierigkeiten. In dem Land, das damals ihnen, den Juden, ganz allein gehört hatte, lebten jetzt viele andere Volksgruppen. Zum großen Teil hatten sie sich mit der ansässigen jüdischen Bevölkerung vermischt. Sie behaupteten, ebenfalls den Gott Israels anzuerkennen, hatten aber auch noch ihre eigenen Vorstellungen und Götter. Deshalb hatte man ihnen nicht erlaubt, beim Tempelbau mitzumachen. Der anschließende Streit war so heftig gewesen, dass man schließlich mit dem Wiederaufbau des Tempels aufgehört hatte. Auch politisch hatte es großen Druck gegeben. Deshalb widmete man sich jetzt erst einmal dem Aufbau des eigenen Hauses, der Sicherung der eigenen Existenz. Später würde dann der Tempelbau irgendwann folgen.

In dieser Situation tritt der Prophet Haggai auf. Er fragt die Menschen in Jerusalem und Umgebung, wie es sein kann, dass das Haus Gottes in Ruinen liegt, während sie selbst in getäfelten Häusern wohnen. Und er mahnt sie, einmal genau darauf zu achten, wie es ihnen damit geht. Denn so ein Verhalten kann nicht unter Gottes Segen stehen. Wenn man nicht zuerst nach dem Reich Gottes trachtet, dann fällt einem auch nichts zu. Dann sind Missernten und Misserfolge der Normalfall.

Und Haggai hatte Erfolg! Die Menschen ließen sich erneut motivieren und bauten den Tempel wieder auf. Sicher, einem Vergleich mit der früheren Pracht von Salomos Tempel konnte er nicht standhalten. Manche waren enttäuscht. Aber Haggai ermutigt sie. Es wird einmal eine Zeit kommen, sagt er, in der Gottes Herrlichkeit in der ganzen Welt gesehen werden wird. Eine Zeit, in der die Größe von Gottes Tempel alles andere überstrahlen wird. Gott selbst verspricht für diese Zeit: „Ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der HERR Zebaoth“ (Hag 2,9), der Bibelvers aus dem Buch Haggai, Kapitel 2.

Das hebräische Wort für „Frieden“ ist Schalom. Von seiner Grundbedeutung ist es viel tiefer als unser deutsches Wort das wiedergeben kann. Es meint eine Vollständigkeit, ein Ausgefüllt-Sein von jeglichem Mangel. Nichts fehlt mehr, jede Ungerechtigkeit ist beseitigt, jede Krankheit geheilt, jeder Missstand abgeschafft. Ein Zustand, den ich im Deutschen vielleicht am besten mit dem alten Wort „Heil“ wiedergeben kann.

Viele Jahre später hat Gott dieses Versprechen erfüllt. Hier in Jerusalem war es, wo sein Sohn Jesus Christus am Kreuz starb und uns dadurch Gottes Frieden ermöglichte. Der „Heiland“ kam, der Heil-Bringer. Sein Tod schenkt uns Vergebung und ermöglicht uns ein neues Leben als Töchter und Söhne des lebendigen Gottes.

Und auch heute noch gilt das geistliche Prinzip, das Haggai seinem Volk Israel damals klargemacht hat: Wer Gott in seinem Leben an die erste Stelle setzt, wird Segen erleben. Nicht immer in Form von greifbaren Erfolgen, aber immer durch die Nähe und den Schutz des lebendigen Gottes.

 

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