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/ Wort zum Tag

Erschreckt oder erfreut

Renate Schmidt über Philipper 2,11.

Alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Philipper 2,11

Da wird mancher wohl sagen „O dass ich tausend Zungen hätte und einen tausendfachen Mund… – was für ein Gott, so voller Liebe, so mächtig, und er hat alles so gut gemacht…“ Mancher wird vielleicht auch geschockt und entsetzt sagen: „Was für ein Gott – dann gibt es ihn also doch? Hätte ich nur auf ihn gehört, als ich noch auf der Erde lebte…“

Paulus spricht hier von dem Zeitpunkt, wenn Gott die Erde erneuert. Wenn seine Kinder endlich ganz bei ihm sind, ihn sehen, ihn anbeten: weil der neue Himmel und die neue Erde sichtbar sind. Paulus sagt: alle werden vor Jesus niederknien. Alle im Himmel – also die Engel und die Gläubigen dort; alle auf der Erde und unter der Erde – das meint wohl die, die wir „tot“ nennen. Menschen und Mächte und Gewalten. Freunde und Feinde.

Für die Christen wird es ein Tag der Freude sein, für alle anderen vielleicht eher ein Tag des Entsetzens; und mancher wird vielleicht zähneknirschend sagen müssen: „Ich bin nicht der Herr der Welt – ER ist es!“ Bekennen werden es alle.

Alle werden knien vor Gott. Zum Zeichen dafür: ER ist groß, ich bin kleiner als er.

Ich habe gelesen: die alten Griechen und Römer lehnten es ab, vor ihren Göttern zu knien. Das empfanden sie als unwürdig eines freien Bürgers.

Ist Knien unwürdig? Ich denke an meine Tante Hanna: sie wohnte mit in unserer Familie und half ihrer Schwester -meiner Mutter- bei den neun Kindern. Sie hatte ihre nachmittägliche Gebetsstunde; wenn einer von uns dann aus Versehens bei ihr anklopfte, dauerte es eine Weile, dann schloss sie die Tür auf und kam heraus, ohne Brille, auf dem Boden lag das Kniekissen. Sie betete für Missionare – und sicher auch für uns Kinder. War das unwürdig? Ich glaube, sie empfand es als Vorrecht, vor Gott sein zu dürfen und vor ihm für andere einzustehen. Obwohl sie nur Haushaltshilfe war, nicht verheiratet, keine Schönheit: „Ich darf vor Gott sein, ich bin Mitarbeiterin und Kind bei ihm“.

Knien, sich klein machen – weil das so ist: keiner von uns muss Gott sein. Das wäre wohl auch ziemlich anstrengend.

Bei allem, was uns von Muslimen unterscheidet, aber das berührt mich: in der Moschee zieht man die Schuhe aus, Muslime stehen ungeschützt vor Allah, hier ist für sie heiliger Raum. Man kniet auch vor Allah – der ganze Körper betet mit. Und: wenn man zum Gebet geht, dann kniet einer neben dem anderen, man lässt keine freien Plätze, man wählt nicht: möchte ich hier oder lieber dort sitzen – so wie das in unseren Kirchen oft ist. Es wird für mich an dieser Stelle deutlich: vor Gott sind alle gleich – da gibt es nicht sympathische und solche, die ich eher meide. Bei uns ist das vielleicht eher beim Abendmahl ein Problem: „O nein, wenn der zum Abendmahl geht, dann gehe ich nicht; neben dem möchte ich nicht stehen in der Teilnehmerrunde…“ Vor Gott stehen wir alle gleich – oder knien alle gleich. Wichtig ist nur das eine: dass Jesus Christus der Herr ist.

Aufgefallen ist mir: Jesus ist der Herr. Bei Muslimen gilt das Bekenntnis „Allah ist groß. Eigentlich: Allah ist größer“. Das ist ein Triumph: Mir ist wichtig in meinem Glauben: Jesus ist der Herr. Wie hat er gesiegt? Nicht mit Feuer und Schwert, sondern mit seiner Liebe. Er hat sich selbst hingekniet vor seine Jünger. Er hat selbst den Waschlappen in die Hand genommen und ihnen die Füße gewaschen. Da hat er sich nichts abgebrochen. So war sein ganzes Leben. Kein Triumph, bei dem andere ihre Niederlage eingestehen müssen, sondern Liebesdienst.

Und das will ich heute auch bekennen: Jesus ist der Herr. Schon jetzt ist er der Herr auch über meinen Alltag, über meine Sorgen und Herausforderungen und Unmöglichkeiten. Er kriegt auch das hin, zusammen mit mir.

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Anstoß

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Kommentare (2)

Pfr.i.R. Dietrich T. /

Wieder eine sehr ausgewogene seelsorgerliche gute Anacht. Haben in unserer Gemeinde auch eine sehr engagierte Kircenälteste und Lektorin " Renate Schmidt". Immer wieder Dank und Gottes Segen für mehr

Martin B. /

Bei allem, was uns von Muslimen unterscheidet, mich nichts. Ich führe viel lieber mit Muslimen angeregten Interessenaustausch. Andererseits hasse ich es von selbsternannten Christen belehrt zu werden.