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Dieses feine Stimmchen

Renate Schmidt über Römer 8,34.

Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt.

Römer 8,34

Wer will verdammen? Jeder von uns urteilt über andere – und jeder hat auch schon Werturteile über sich gehört: „Also nein: der ist ja unmöglich! So kann man doch nicht - - -“ Das liegt uns wohl im Blut, andere zu beurteilen: wenn der andere etwas schlechter macht, stehe ich besser da. Nein, es gibt es nur einen einzigen auf der Welt, der andere bewerten darf: Gott, der ins Herz sieht.

Leistung beurteilen – eine Note geben, das erleben Schüler in der Schule. Das kann ein gesunder Wettbewerb sein. Solange nicht der Mensch selbst bewertet wird: wertvoll – wertlos. Jesus sagte zu seinen Jüngern: Richtet nicht! (Mt.71) – Ihr seht nicht richtig, ihr habt da was im Auge, ihr seid blind für die eigenen Fehler.

Es ist gut, wenn ich mich selbst kritisch anschaue. Nicht nur die Fehler bei anderen suche. Wenn ich dann Sünde er-kenne und be-kenne. Einen Schritt drüber weg machen – und dann geht’s weiter, das Leben findet heute statt.

Was mich immer wieder beschwert, ist dieses feine Stimmchen in mir: Ich denke an Fehler, die ich nicht wiedergutmachen kann, und ich fühle mich schlecht. Wie oft denke ich an eine frühere Konfirmandin; - ich nenne sie hier mal „Carina“ – ihr Vater war gestorben vor Jahren; ich weiß nicht, warum wir unter vier Augen miteinander sprachen, aber ich weiß noch, dass ich zu ihr sagte: „Du musst auch Gott verzeihen, dass er dir deinen Vater genommen hat!“  Wie es im Vaterunser heißt: „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Noch heute könnte ich mich in die Seite treten  für diesen ach so klugen Satz! Wie dumm, so was in der Situation zu sagen! Wie oft habe ich später für dieses Mädchen gebetet, dass ihr dieser Satz nicht geschadet hat, und dass ihr Leben gelingt. Wenn ich müde bin oder krank, dann tauchen manchmal solche und ähnliche Situationen in mir auf. Natürlich: ich war Anfängerin im Amt, ziemlich unbedarft! Aber es ist ja nicht so, dass ich jetzt – viele Jahre später – nur noch hilfreiche Sätze ausspreche. Damit andere sogar vom Glauben abhalte… Wer will verdammen? Ich tue es manchmal selbst. Aber das will Gott nicht. Er will schon gar nicht, dass mir die Freude am Leben wegbleibt. Vernebelung – das ist Strategie des Teufels… Nein: wenn mir Sünde einfällt – auch das, wo ich nicht genau weiß: war das jetzt gut oder nicht? – Dann hin zu Jesus! Vor ihm bekennen, um Vergebung bitten – und es ist vor ihm weg! Wenn es dann wieder und wieder in mir auftaucht: ES IST WEG! Ich mache ja Gott zum Lügner, wenn ich wieder und wieder zerknirscht bin darüber!

Auch im Johannesevangeliums steht so was: Wenn uns unser Herz verdammt, dann ist Gott größer als unser Herz und erkennt alle Dinge (1.Johannes 3,20)

Gott will nicht verdammen. Verdammen wäre: von sich wegstoßen, in der Nacht landen. Nein: Gott will Leben für uns im inneren Frieden und in Freude! Hat er bewiesen: Christus Jesus ist hier, der gestorben ist,… der auferweckt ist, der … für uns eintritt. Sogar jetzt noch, heute tritt er für mich ein.    

Ich überlege mir manchmal: Wie tritt denn Jesus vor Gott für mich ein? „Vater, sie war doch noch so unbedarft damals, als sie das der Carina sagte – verzeih ihr!“ So vielleicht? Noch wichtiger aber ist für mich, dass Jesus das wieder gut machen kann, was ich dumm, ungeschickt oder manchmal auch mit böser Absicht gesagt habe. Er kann das auch noch Jahre später machen – davon bin ich überzeugt. Zeit spielt für ihn keine Rolle. Für Carina beten – das ist immer gut. Gebete sind Kräfte. Und dann weitermachen - ich könnte mich auch verkriechen, weil Worte schädlich sein können. Aber das Evangelium muss unter die Leute, sie brauchen es.  Also, selbst wenn es daneben geht: „Ich hab einen guten Anwalt“: Jesus!

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Kommentare (3)

Gerlinde V. /

Ich glaube, wir sollen uns hineinversetzen in das Leid des anderen, auch wenn und gerade dann wenn dieser mit Gott hadert. Wir sind auf Erden und können Gefühle verstehen, so können wir mehr als Vermittler als Belehrende auftreten. Dazu wünsche ich uns allen, dass es uns gelingt.

Lukas B. /

Mein Vater gab allen, die Ihn im Sterben begleitet haben, den Satz weiter " Der Tod ist nur die Tür in die Ewigkeit!". Wir haben die Gewissheit durch Jesu Worte uns eines Tages wiederzusehen.

Susanne B. /

Nachdem der kleine Sohn meiner Schwester mit 6 Monaten am Morgen tot in seinem Bett unterer der Decke lag und wir nach Erklärungen und Trost suchten, entkam mir auch so ein ähnlich dummer Satz. Ich mehr