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/ Wort zum Tag

Stille werden

Eckhard Schaefer über Psalm 62,2.

Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.

Psalm 62,2

Ein Bauer hat in der Scheune seine Taschenuhr verloren. Er sucht vergeblich nach diesem kostbaren Erbstück. Auf seinem Hof spielen mehrere Kinder. Der Bauer setzt einen Preis aus und bittet die Kinder, beim Suchen zu helfen. Sie stürmen in die Scheune, durchwühlen das Stroh und kommen mit leeren Händen wieder auf den Hof zurück. Alles vergeblich. Ein Kind bittet den Bauer, noch einmal suchen zu dürfen. Nach einigen Minuten kommt dieses Kind mit der Uhr in der Hand aus der Scheune. Großes Erstaunen. „Wie hast du das denn geschafft?“ Antwort des Kindes: „Ich habe mich ganz still auf eine Bank gesetzt. In der Stille hörte ich plötzlich das Ticken der Uhr. So konnte ich sie finden.“

Diese Geschichte fiel mir ein, als ich das für diesen Tag ausgesuchte Bibelwort las: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“(Psalm 62 Vers 2) Der Junge auf dem Bauernhof hat dieselbe Erfahrung gemacht wie der Psalmbeter vor langer Zeit. Es lohnt, sich einmal still auf eine Bank zu setzen. Das kann eine Kirchenbank beim Einkauf in der hektischen Innenstadt sein. Bei längeren Autobahnfahrten habe ich inzwischen fast alle Autobahnkirchen für einige Augenblicke aufgesucht und Ruhe vor der Weiterfahrt getankt. „In der Stille angekommen, werd‘ ich ruhig zum Gebet. Große Worte sind nicht nötig, denn Gott weiß ja, wie's mir geht.“. Was Christoph Zehendner in diesem  Lied beschreibt, kann ich hundertfach bestätigen. Ich brauche jeden Tag einige Augenblicke, in denen ich die Augen schließe, ruhig atme, mich der Nähe Gottes vergewissere. Dann kann ich vor Gott mein Herz ausschütten und mit Psalmworten beten:  „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Er ist mein Fels, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde“ (Psalm 62,2-3).

Worte – wie eine gute Arznei. Ich werde ruhiger, das Vertrauen in mir wächst, mein Glaube entfaltet Kräfte. Alles wird gut - zu seiner Zeit. Nur wer schweigen kann, kann auch hören. Mit einer Trommel kann man keine Spatzen fangen, höchstens verjagen. Mit Hektik kann man im Stroh herumtrampeln, aber nicht das Ticken der Uhr hören. Mit Hektik in uns und um uns können wir uns ablenken, aber nicht die Stimme Gottes hören. In der Stille kann ich in mich hinein horchen und auf das Reden Gottes lauschen. Ich kann Gottes Zuspruch für mein Leben und seinen Anspruch auf mein Leben hören.

Habe ich damit die Garantie, dass im Leben alles glatt läuft? Wer Psalm 62 liest – und es lohnt sich ihn heute einmal zu lesen -, der merkt, dass der Beter bis aufs Äußerste bedrängt wird. Das stille, feste Vertrauen auf Gottes Hilfe rückt den Psalmbeter aus einem Leben voller Angst und Sorge in das Zentrum der Macht Gottes. Er weiß: der Herr, der  Himmel und Erde geschaffen hat, hat auch mich geschaffen und weiß mich wohl zu bewahren. Darauf vertraut er.

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Kommentare (1)

Regina /

Wunderschön, dieser Text, Herr Pastor Schaefer! Da wird meine Seele ruhig. Vielen herzlichen Dank für diesen Beitrag!