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Gerechtigkeit

Uwe Winkler über Matthäus 5,6.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

Matthäus 5,6

Gerechtigkeit ist ein Grundrecht eines jeden Menschen. So sollte es sein. Gesetze zur Realisierung der Gerechtigkeit nehmen zu. Dennoch ist das keine Garantie, dass es auf dieser Welt überall gerechter zugeht. Gerechtigkeit ist so ein hoher Wert, dass es mich selbst herausfordert, diesen sachgerecht zu benennen. Die Sehnsucht danach steckt in jedem Menschen. Sich selbst immer gerecht zu verhalten, fällt mir auch nicht immer leicht.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

Dieser Satz steht in den Seligpreisungen von Jesus. Das Wort „selig“ können wir auch übersetzten mit: „wohl denen“ oder „freuen dürfen sich“.

Jesus hat hier in einzigartiger Weise, wie noch kein anderer vor ihm, Menschen in Notsituationen eine Hoffnung gegenübergestellt. Jesus sieht die tiefe Sehnsucht besonders auch der Menschen, die unter fehlender Gerechtigkeit leiden. Beispiele fallen Ihnen sicher viele ein, mir z. B. Geschwister, die sich von ihren Eltern ungerecht behandelt fühlen. Ehepartner, die sich vom anderen benachteiligt sehen. Mitarbeiter in einer Firma, die einen ungerechten Umgang vom Chef erfahren. Menschen, die den Eindruck haben, zweitklassig behandelt zu werden. Unser Sprachgebrauch von „Denen da Oben“ oder „Die da Unten“, spiegelt so etwas wider. Und die weltweite Einteilung in Industriegesellschaften bzw. in Entwicklungsgesellschaften verstärkt ungerechte Entwicklungen. Unendliche Veröffentlichungen benennen die katastrophalen Missstände. Die Liste der Ungerechtigkeiten kennt kein Ende. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Möglichkeiten geändert. Die Tragik ist die gleiche geblieben.

Jesus spricht in diesem Satz Menschen an, die nur zu gut wissen, dass sie keine Gerechtigkeit erleben. Er nennt das beim Namen und gibt  eine Hoffnung, sich dennoch nicht damit abzufinden. Mit den Worten von Hunger und Durst unterstreicht er die lebensentscheidende Bedeutung. Die Erfahrung von Gerechtigkeit ist gleichzusetzten mit dem Bedürfnis, genug zu essen und zu trinken zu haben. Wer sich nicht gerecht behandelt fühlt, ist in seiner ganzen Persönlichkeit beeinträchtigt. Es ist, als wenn einem die lebensnotwendige Nahrung fehlt. Das ist nicht nur eine Sache des Kopfes, sondern auch eine Sache des Herzens, des ganzen Menschen.

Ich höre in dieser Aussage von Jesus auch die Aufforderung an jene, die Gerechtigkeit erleben. Selbst auf der sogenannten „sicheren Seite“ zu sein bedeutet ja nicht, sich mit der ungerechten Behandlung anderer zufrieden zu geben. Sich von dieser Seite einzusetzen, hat wahrscheinlich noch viel größere Chancen, etwas Gutes zu erreichen. Diese gemeinsame Sehnsucht, lässt ganz neue Möglichkeiten sichtbar werden. 

Darin liegt aber auch oft das Problem, weil die Menschen, die auf sicherer Seite sind, Angst haben, etwas zu verlieren und deshalb nicht den Kontakt mit den anderen suchen. Benachteiligte Menschen bekommen schnell ihre Grenzen zu spüren. Eine Folge wäre die Resignation. Diese Enttäuschung engt den Lebensraum immer mehr ein.

Jesus sieht aber genau hier die Chance, Menschen mit dieser gemeinsamen Sehnsucht zusammenzubringen. Er selbst stellt sich auf die Seite der ungerecht Behandelten. „Freuen dürfen sich die, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen getröstet werden“. Bei aller Ermutigung, die von Jesus ausgeht, höre ich auch einen enormen Realismus. Jesus sagt ja nicht, dass bei allem Einsatz für Gerechtigkeit es Menschen einmal schaffen werden, Ungerechtigkeit zu beenden. In dieser Welt wird es das wohl nicht geben. Dennoch ermutigt Jesus seine Zuhörer und versichert ihnen, dass sie darin getröstet werden. In solchen Situationen auch den Trost zu erfahren, ist ein echtes Geschenk. Damit wird nichts verharmlost oder schön geredet. Echter Trost kann nur dort gegeben werden, wo die ganz Wucht der Enttäuschung sichtbar geworden ist. Und vielleicht gelingt es dann auch, dass aus solchem Trost eine Kraft zur Veränderung wächst. In der Zuwendung, die Jesus Menschen gegeben hat, war es immer ein sehr ermutigender Trost. Er hat mit Herzen, Mund und Händen besonders diese Sehnsucht der Menschen in Hoffnung gewendet.

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