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/ Wort zum Tag

Wolkenbilder

Werner Heise über Psalm 36,6.

HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

Psalm 36,6

Wie wäre das, wenn Sie und ich, ob am Beginn dieses Tages oder mittendrin, uns vor Augen führen, wie herrlich Gott ist!? Uns bewusst machen, dass er gütig ist. Großzügig beschenkt. Wie gerecht er ist. Wie gerne er hilft und dass es ihm eine Freude ist, unsere tiefsten Bedürfnisse zu stillen. Wie sehr er sich freut, wenn wir anderen zukommen lassen, was sie brauchen.

Vielleicht denken Sie jetzt: Schön und gut. Gott mag so sein, aber im Augenblick erlebe ich ihn nicht so. Mein Alltag ist grau. Und anstrengend. Und ich weiß nicht, wie ich diesen Tag bewältigen soll. Um Gott zu loben, bin ich einfach nicht in der Stimmung.

Ich selbst gehöre, zugegeben, nicht zu denen, die begeistert und mit einem Lob auf den Lippen in den Tag stürmen. Da finde ich es für mich hilfreich, wenn ein anderer formuliert hat, wie er Gott lobt. Gelegentlich sind es Texte aus einem sehr alten Gebet- und Gesangbuch: Den Psalmen. Dort heißt es zum Beispiel in Psalm 36 Vers 6 über Gott: „HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“

Wer so etwas singt, muss gerade eine großartige Erfahrung gemacht haben, wie Gott ihm gnädig und treu gewesen ist. So dachte ich zumindest. Doch der Dichter dieses Liedes spricht zuvor davon, wie sehr Menschen sich von Gott abgewendet haben. Ihn und seine Gebote missachten. Sie lügen bewusst und planen Böses. Sie haben keine Scheu, andere zu verunglimpfen. Und wenn ihre Worte schaden, ist ihnen das nur recht.

Es scheint also nicht die frische Erfahrung der Güte Gottes zu sein, die den Dichter bewegt hat, Gott überschwänglich zu loben. Vielmehr wendet er sich bewusst Gott zu. Und dem Psalmbeter wird deutlich: Menschen fragen danach, ob sie von ihm profitieren. Gott schenkt unverdient und reichlich. Menschen haben ihn belogen. Gott ist wahrhaftig. Während Menschen sich abwenden, wenn sie für sich keinen Vorteil mehr sehen, bleibt Gott treu. Ob das Besondere und Herrliche an Gottes Wesen dem Dichter erst vor diesem Hintergrund so richtig aufgegangen ist? Jedenfalls staunt er darüber, wie schier unbegrenzt Gott sich uns zuwendet.

Ich denke an ein Erlebnis in den norwegischen Bergen. Ich war mit einer Gruppe von Wanderern unterwegs und es war ein sonniger Tag. Zwischendrin kurze Regenschauer. Die Landschaft und der Himmel strahlten daher in intensiven Farben. Wir standen für einen Moment still und ließen die vorbeiziehenden Wolken und die Klarheit der Farben auf uns wirken. Jemand zog seine Bibel hervor und las laut: „HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“ Mit dem Blick auf die im Wind schnell voranziehenden Wolken und die entfernt liegenden Berggipfel begann ich zu ahnen, was der Psalmdichter sagen wollte: Gottes Güte hat weiten Raum. Sie endet nicht da, wo mein Einfluss endet. Ist nicht daran gebunden, was ich mir vorstellen kann.

Nicht ständig habe ich solche Momente, wo mir die Bilder der Bibel ins Herz geprägt werden. Im manchmal hektischen Alltag denke ich nicht an Gottes Güte und dass ich mich auf ihn verlassen kann. Aber ist er deshalb weniger gütig zu mir? Oft sind es die kleinen Dinge, in denen er es zeigt. Ich hatte mich geärgert, weil ich am Morgen unnötig früh zu einem Termin erschienen war, der abgesagt wurde. Da erreichte mich nachmittags ein Anruf mit der Bitte zu helfen. Ich hatte Zeit. Und ich staunte, wie gütig Gott alles längst vorbereitet hatte.

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