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/ Wort zum Tag

Lohnendes Warten

Andrea Hoppstädter über Psalm 119,166

Nachdem das Brautpaar eine Weile im Vorzimmer des Standesamtes gewartet hatte, klopft die junge Frau an das Zimmer des Beamten: „Müssen wir noch lange warten? Mein Bräutigam wird nämlich schon ganz nachdenklich!“

Nicht immer lösen Wartezeiten derartige Befürchtungen aus. Jedoch kaum jemand wartet gerne. Dabei verbringen wir einen Großteil unseres Lebens mit Warten. Eigentlich warten wir fast immer auf etwas. Auch heute wieder wird auf der Welt viel gewartet. Warten an der Supermarktkasse, warten auf den Feierabend, warten auf das große Glück, oder auch nur darauf, dass wenigstens die Grundbedürfnisse gestillt werden. Dabei empfinden wir das Warten doch oftmals als vergeudete Zeit. Denn schließlich hat man Besseres zu tun, als seine Zeit in Wartezimmern, Warteschlangen oder in Warteschleifen am Telefon zu verbringen.

Wartezeiten sind daher meist einfach nur lästig. Gut, manches Warten ist auch mit Vorfreude versüßt. Aber oft machen sich eben Ungeduld oder Langeweile breit. Besonders frustrierend ist jedoch, wenn unser Warten in einer Enttäuschung endet oder gar vergeblich war. So hoffen wir, dass sich unser Warten wenigstens lohnt. Warten und Hoffen gehören auch irgendwie zusammen. Im Spanischen gibt es sogar nur ein Wort dafür. „Esperar“ bedeutet nämlich beides zugleich.

In unserem Bibelvers treffen wir auch jemanden, der wartet: „HERR, ich warte auf Dein Heil.“, so lesen wir in Psalm 119. Wer auf Heil wartet, empfindet wohl Unvollkommenheit. Und wenn der Mensch ehrlich ist, spürt er: Die Welt ist aus den Fugen geraten. Die Welt im Großen, aber auch seine kleine persönliche Welt.

Das muss auch der Psalmbeter erkannt haben. Und er wendet sich mit dem Empfinden von allem Bruchstückhaften direkt an Gott. Denn Heil schaffen in einer unheilvollen Welt – das will und kann nur Gott selbst. Und der Beter weiß: Auf Gott und sein Wort ist Verlass. Es wird kein vergebliches Warten sein. So ist auch der ganze Psalm ein Loblied auf Gottes Wort.

Wenn der Beter zur Zeit des Alten Testamentes seinen Wunsch nach Heil ausdrückte, so wartete er damals noch auf den versprochenen Retter und Erlöser. Seit dem Kommen Jesu hat es nun nicht nur Jesu Jünger Petrus erfahren und bekannt: „In keinem anderen ist das Heil“, so lesen wir in der Apostelgeschichte. (Apg. 4,12)

Es ist das Heil, das Gott uns in Jesus anbietet. Nur ER kann durch die Sünde Zerstörtes wieder herstellen. Wir müssen also heute nicht mehr gleichermaßen wie der Schreiber des Psalms auf das anbrechende Heil warten. Und trotzdem können wir auch heute noch beten: „HERR, ich warte auf Dein Heil.“ Denn erst mit der Wiederkunft Jesu wird sein Heil vollkommen durchbrechen.

Vielleicht sind ihre Tage auch gerade von Warten bestimmt. Dann wünsche ich Ihnen, dass sich viele Ihrer Erwartungen erfüllen. Aber auf Manches, was uns groß und wichtig erscheint, werden wir im Leben vergeblich warten. Und das kann mitunter sehr schmerzen. Gerade da wünsche ich Ihnen, dass Ihr Blick geweitet wird – und zwar zu dem lohnendsten Warten überhaupt. Wenn wir doch nur erahnen könnten, was uns da wirklich erwartet, wenn Gottes Heil zu seinem Ziel kommt. Wir würden es sicherlich zu unserem höchsten Warteziel erklären. Unser Leben wäre wahrscheinlich nie mehr von diesem Warten geprägt. Wie gut, wenn auch ich mit dem Psalmbeter sprechen kann: „Herr, ich warte auf Dein Heil.

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