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/ Wort zum Tag

Kann denn niemand helfen?

Bernhard Heyl über Jeremia 8,21.22

Jeremia sprach: Mich jammert von Herzen, dass die Tochter meines Volks so zerschlagen ist. Ist denn keine Salbe in Gilead, oder ist kein Arzt da?

Jeremia 8,21.22

Dem Propheten Jeremia ist zum Heulen zumute. Noch ist die eigentliche Katastrophe nicht eingetreten, aber er sieht sie unaufhaltsam kommen. Niemand hört auf seine warnenden Worte. Die Führer seines Volkes sind verblendet. „Friede! Friede!“ sagen sie und das Gegenteil baut sich auf. Jeremia hört schon im Geiste die feindlichen Schlachtrosse schnauben, die das Land überziehen werden. „Mich jammert von Herzen, dass mein Volk so ganz zerschlagen ist; ich gräme und entsetze mich. Ist denn keine Salbe (Heilmittel) in Gilead, oder ist kein Arzt da?“ fragt der Prophet. Die Salbe oder der Balsam von Gilead war in alttestamentlicher Zeit berühmt und ein legendäres Heilmittel aus dem Ostjordanland.

Für Jeremia ist das geradezu eine verzweifelte Frage: Kann denn niemand helfen? Muss ich bei der Entwicklung ohnmächtig zuschauen? Und er klagt es: „Ach dass ich Wasser genug hätte in meinem Haupte und meine Augen Tränenquellen wären, dass ich Tag und Nacht beweinen könnte die Erschlagenen meines Volkes!“

Das kann einem schon ziemlich zusetzen. Da sieht man Menschen auf einem Weg vorwärtsstürmen, der sie ins Unglück führt und findet kein Gehör. Das lässt sich zum Beispiel jemand trotz klarer Sachlage nicht davon abraten, in eine fremde Ehe einzubrechen oder sonstige falsche Weichenstellungen für sein Leben vorzunehmen. Das müssen Eltern ohne Eingreifmöglichkeiten zuschauen, wie ein Kind aus der Spur gerät und sich selbst und andere zu Schaden bringt. Dieses hilflose Zuschauen-müssen, wie ein geliebter Mensch stur und kopflos in falscher Richtung vorwärts prescht, ist oft schwerer zu ertragen, als eigenes Unglück.

Oft stellt sich dann auch noch die quälende Frage ein, ob wie denn alles Notwendige im Vorfeld richtig gemacht haben. Hätten wir als Gemeindeleitung, als Pastor, als Eltern nicht dies oder jenes besser nicht gesagt oder vielleicht auch stärker akzentuiert. Hätten wir doch lieber früher energisch auf den Tisch gehauen und wären nicht so zahnlos diplomatisch gewesen. Hätten wir doch auf die gehört, die uns in der Vergangenheit schon gewarnt haben. So oder ähnlich spielt sich das dann ja oft ab. Hilft aber in der Regel überhaupt nichts.

Jeremia muss das immer und immer wieder erleben und zerbricht schier an dieser Last. Gott lässt ihn nicht hinschmeißen, auch wenn der Prophet gerne davongelaufen wäre. Er muss auf seinem Posten bleiben, so aussichtslos der auch – menschlich gesehen – ist. „Herr, du hast mich überredet und ich habe mich überreden lassen. Du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen…“, klagt der resignierte Mann Gottes: „Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren bin“. Soweit kann das gehen. Muss es aber nicht!

Doch was ist die Lösung? „Ist denn keine Salbe in Gilead, oder ist kein Arzt da?“ Doch! Ein Spiritual aus dem 19. Jahrhundert nimmt unser Bibelwort auf und textet:
„How lost was my condition
Till Jesus made me whole!
There is but one Physician
Can cure a sin–sick soul.“

Wie tief war ich verloren,
bis Jesus mich heil gemacht hat!
Es gibt nur einen Arzt,
der eine sündige Seele retten kann.

Der Refrain beginnt dann:
„There is balm in Gilead,
To make the wounded whole;“

Es gibt eine Salbe in Gilead,
die Verwundeten Heilung verschafft.

Jesus ist das Heilmittel, der Arzt und Helfer, auf den es ankommt. Er ist die Salbe in Gilead und er kommt mit uns und unseren Situationen zurecht und bringt uns zurecht. Ob wir nun schmerzvoll zusehen müssen, wie andere zunächst falsche Wege einschlagen und wir sie nicht daran hindern können oder ob wir selbst genau das tun und uns nichts sagen lassen wollen: Es gibt eine Salbe in Gilead, es ist ein Arzt und Helfer da! Er will uns zurechtbringen. Niemand muss falsche Wege bis zu Ende gehen. Umkehr ist möglich – jederzeit! Vielleicht ist heute ein Tag der Entscheidung?!

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