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Hygiene für die Seele

Uwe Winkler über Kolosser 3,13

Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Kolosser 3,13

Unser Leben geschieht in Zusammenhängen. Jeder ist auf eine bestimmte Weise eingebunden in bestimmte Lebensumstände. Diese wirken auf uns und wir auf sie. Seit unserer Geburt sind wir im Gegenüber mit anderen Menschen. Sind wir den Kinderschuhen entwachsen, werden wir immer selbständiger. Dennoch sind wir immer wieder im Gegenüber zu anderen. Und je nachdem, wer und was uns bestimmen, werden wir das wiedergeben.

So ein Beziehungsverhältnis drückt auch ein Vers aus dem Kolosserbrief aus. „Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“

Eine wunderbare Erfahrung ist Vergebung. Im Grunde wissen wir, dass ohne Vergebung ein konstruktives Miteinander sehr schwer möglich ist. Wenn jeder auf seiner Position verharrt, kommt es nicht zu einer Annäherung. Vergebung ist die konkrete, sichtbare Seite ehrlicher Liebe.

Vergebung ist die Hygiene unserer Seele. Tägliche Körperpflege stellen wir auch nicht in Frage. Mit der Hygiene unserer Seele tun wir uns oft schwerer. Eine besondere Herausforderung ist die Vergebung. Sie berührt unsere tiefer liegenden Schichten unserer Persönlichkeit. Je tiefer die Verletzung ist, die uns zugefügt wurde, umso schwerer fällt es uns normalerweise zu vergeben. Ich selbst weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich in meiner Familie erleben müsste, dass jemand rücksichtslos umgebracht würde. Ich möchte es nicht erleben. Aber auch da gibt es beeindruckende Erfahrungen von Versöhnung. Schon die ganz alltäglichen Herausforderungen sind eine gute Lernerfahrung. Da habe ich schon genug an Möglichkeiten, Gottes Versöhnung zu gestalten.

Mir fällt dabei auch meine eigene Perspektive auf. Es macht den Eindruck, als müsste ich eine enorme Leistung vollbringen. Als wenn es nur an meiner Fähigkeit liegt, dem anderen die Hand als Zeichen der Vergebung zu reichen. Mir fällt bei näherem Nachdenken auch auf, dass ja nicht nur ich verletzt worden bin, sondern dass auch ich andere verletze. Es mag sein, das das oft unbewusst geschieht, jedoch geschieht es. Diese Einsicht hilft mir, bewusster mit meinen Äußerungen umzugehen. Ich trete aus der Beschäftigung mit mir selbst heraus. Ich sehe, wie mein Verhalten auf andere wirkt. Ich bin ja auch nicht immer so rücksichtsvoll, wie ich das von anderen erwarte.

Der Knackpunkt unseres Bibelwortes liegt für mich in der Aussage, dass mir Jesus zuerst vergeben hat. Da schließt sich mir Wesentliches meines Glaubens auf. Christlicher Glaube ist auf Beziehung ausgerichtet. Jesus sucht die Beziehung zu uns. Er bietet uns Vergebung an. Es liegt an meiner Einsicht, ja ich will und brauche Vergebung für mich. Es hilft dabei kaum die Aufforderung, „da musst du vergeben“. In der Auseinandersetzung, wie Jesus mir und anderen vergibt, entdecke ich, wer und wie er ist. Oft ist es seine uneigennützige Zuwendung, die Menschen ihre Situation erkennen lässt. Jesus kommt immer wieder auf den Punkt und sieht die Sehnsucht seines Gegenübers. So wendet er sich uns Menschen zu und gibt uns das, was wir brauchen: Annahme durch Vergebung.

Ich habe Angst, mein Gesicht zu verlieren, wenn ich anderen vergebe. Ich habe Angst um meine Position und Stellung. Die anderen könnten doch denken, dass ich schwach bin. Jesus hat nicht nur das Gesicht verloren, er hat sein ganzes Leben eingesetzt. Er hatte keine Angst vor dem Verlust des Lebens und hat es ganz neu geschenkt bekommen. Ich muss mein Leben nicht opfern wie Jesus. Ich habe jedoch diese Zusage, dass mein Leben von dem belastenden Druck befreit wird, mich selbst immer wieder zu rechtfertigen. Ich selbst habe doch den größten Gewinn für mich, dass ich anderen vergeben kann. In den Situationen, in denen ich aus dieser Freiheit heraus, mich anderen zuwenden konnte, war das immer wieder eine Entlastung für mich selbst. Ich habe einen Vorschlag:

Achten Sie in den heutigen Begegnungen auf die Gestaltung Ihrer Beziehungen. Notieren Sie Situationen, in denen Sie verletzt wurden und haben Sie auch den Mut, darauf zu achten, wo Sie andere verletzten. Schreiben Sie unter alle Notizen den Satz: Weil mir Christus vergeben hat, kann ich auch anderen vergeben. 

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