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Gedanken des Friedens

Georg Gremels über Jeremia 29,11

Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.

Jeremia 29,11

Was denken wohl andere über mich? Vor einiger Zeit hatte ich ein peinliches Erlebnis. Ich war zu einem Vortrag eingeladen. Gut hatte ich mich vorbereitet. Aber als ich vorn ans Rednerpult trat, begann der Schweiß von meiner Stirn zu tropfen. Ich wusste nicht, was es war, aber es war mir oberpeinlich. Später habe ich begriffen, dass es eine Art Panikattacke gewesen sein musste. Nichts konnte ich dagegen tun. Was sollten die Leute nur von mir denken? Welche Gedanken würden ihnen im Kopf herumgehen? Wenn ich doch hätte im Boden versinken können! Aber der Vortrag musste gehalten und die peinliche Situation durchgestanden werden. Noch die Erinnerung an dieses Erlebnis weckt in mir unangenehme Gefühle auf.

Was denken wohl andere über mich? Wie ist es, wenn ich in einem Gesprächskreis meinen Beitrag gebe, aber danach peinliches Schweigen herrscht. Warum sagt niemand etwas? – Und als nach einer Weile das Gespräch wieder in Gang kommt, warum bezieht sich niemand auf mich. Was denken die anderen über mich? Verachten sie das von mir Gesagte?

Mir liegt viel daran, dass andere gut über mich denken. Um wie viel mehr muss mir daran liegen, wie Gott über mich denkt! Wenn er mich in schwere Zeiten geraten lässt, dann bleibt doch mein Rückschluss gar nicht aus, dass er keine guten, sondern harte, verächtliche Gedanken über mich hat. Und wenn er gar ein ganzes Volk leiden lässt, wenn er einen ganzen Globus mit Katastrophen bedroht, müssen dahinter nicht Gottes dunkle Gedanken der Enttäuschung, des Gerichts und der Vergeltung stehen?

Damals – zu Zeiten Jeremias – hatte Gott sein eigenes Volk gegen die Truppen der Babylonier nicht geschützt. Er hatte Jerusalem nicht vor der Zerstörung bewahrt. Schlimme Zeiten waren das, als die Belagerten hungern mussten und die Eroberer unter den Besiegten wüteten. Was hatte Gott damals für Gedanken über sein Volk? Gedanken des Zorns und des Gerichts?

Damals setzte sich der Prophet Jeremia hin, vom Geist Gottes getrieben, und schrieb einen Brief an die, die in die babylonische Gefangenschaft entführt worden waren. Aus diesem Brief stammt unsere heutige Losung. Nein, nicht Gedanken des Zorns, der Abscheu, der Verwerfung hat Gott und deswegen sein Volk verworfen. So hätte man doch meinen sollen. Nein, Jeremia ist sich gewiss: „Der HERR hat Gedanken des Friedens und nicht des Leidens, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“ 

Heute, nach rund 2600 Jahren lesen wir die Worte seines Briefes wieder. Und wieder einmal sind die Aussichten finster. Nicht die Demokratien blühen auf, sondern die Alleinherrscher, Gewaltherrscher und Tyrannen. Nicht die Friedensbewegung wächst, sondern Konflikte und Kriege brechen auf, ob in der Ukraine, in Syrien, im Jemen, in Mali und in ganz Afrika. Nicht der Wohlstand für alle breitet sich aus, sondern Menschen machen sich zu Millionen auf, Hunger, Armut und Gewalt zu entfliehen.

Wieder einmal können wir fragen: Herr, welche Gedanken hast du über uns Menschen? Kommt nun das letzte Gericht? Wirst Du Gottlosigkeit und Geldgier der reichen Hälfte der Menschheit strafen? Müssen wir die Suppe auslöffeln, die wir uns eingebrockt haben? Und wie steht es um mich persönlich? Bist du, Gott, mir gram, weil du mir dieses Leiden aufgepackt hast?

Heute spricht der Herr durch die Worte des Propheten zu uns, zu mir: Ich habe „Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch, dass ich dir gebe Zukunft und Hoffnung.“  „Zukunft und Hoffnung!“ Das fordert Glauben: Angesichts der düsteren Weltgeschichte, angesichts meiner persönlichen Leiden, angesichts von Sorgen und Nöten.

Angesichts all dessen will ich glauben, dass Gott weder seinen Globus noch seine Menschheit, weder meine Familie noch mich fallen lässt. Denn er hat Gedanken des Friedens und nicht des Leides. Er will mir an diesem Tage und auf diesem Weg „Zukunft und Hoffnung geben“.

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