Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Gott hebt den Schleier

Franziska Stocker-Schwarz über Offenbarung 21,3–4

Gott wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Offenbarung 21,3–4

Wie oft spüren wir, dass wir vergänglich sind. Die Zeit rast. Wieder und wieder legt sich ein Grauschleier auf uns.

Die Möbel verstauben wieder und wieder. Spinnweben und Staubmäuse kommen wieder und wieder. Unser Gesicht bekommt jedes Jahr mehr Falten. Und aus einem weißen Haar wird so schnell ein grauer Schopf.

Doch im Buch der Offenbarung schaut der Seher Johannes, selbst hochbetagt, Himmlisches. Er sieht, dass das Vergängliche nicht alles ist. Er schaut Ewigkeit. Das ist nicht eine ganz, ganz lange Zeit. Sondern das ist die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott. “Siehe, ich mache alles neu!” Da gibt es nichts Vergängliches mehr. Alles ist nagelneu. Alles ist morgenfrisch. Alles ist wie am ersten Tag.Es ist, also ob Gott einen Schleier hoch hebt. Gott hebt den Schleier. Er schenkt eine neue Sicht  selbst angesichts von Alter, Vergehen. Ja selbst angesichts des Leids in der Welt.

Man könnte sagen: Der Schleier der Tränen wird abgewischt.

Unter einem Tränenschleier saß die junge Mutter. Ihr Kind war plötzlich gestorben. Ihr Schluchzen ließ mich erstarren. Ich konnte sie nur in den Arm nehmen, den Weg der Trauer mitgehen, die Tränen abwischen, wieder und wieder.

Dieser Schleier der Tränen hängt oft über uns, wenn wir auf diese Welt sehen: So viele Kriege, so viel Terror, so schreckliche Nachrichten aus aller Welt.

Vor allem aber treibt eines immer wieder die Tränen in die Augen: die Ungerechtigkeit, die immer wieder regiert.

Es zerreißt einem schier das Herz, es kommen einem die Tränen, wenn man das unschuldige Leiden so vieler Kinder und Menschen sieht.

So heißt es in einem Lied:

“Kampf und Krieg zerreißt die Welt, einer drückt den andern nieder. Dabei zählen Macht und Geld, Klugheit und gesunde Glieder.”

Das Leiden in der Welt macht meine Augen trübe. Das Leid und die Trauer um geliebte Menschen lässt mich weinen.

Doch heute kann  etwas leuchten: Sozusagen ein Morgenglanz der Ewigkeit aufstrahlen. Johannes fasst diese Hoffnung in Worte.

Wir alle sollen getröstet werden.

Gott hebt den Schleier der Tränen.

Johannes sieht das:

“Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Und der auf dem Thron saß, sprach:

“Siehe, ich mache alles neu!”

Dieser uralte Johannes kannte auch selbst den Schleier der Tränen. Denn er nennt sich  am Anfang seines Buches Bruder und Mitgenosse in der Bedrängnis. Die Bedrängnis ist die Verfolgung durch die Römer.

Zwar war er Bischof, zwar war er ein Großer im Reich Gottes, aber er nennt sich hier Bruder und Mitgenosse. Er hält sein Ansehen klein. Er leidet weiterhin mit seiner Gemeinde mit, er ist einer der ihren. Das kann uns Trost geben, wenn wir in unserer Zeit heute, fast 1900 Jahre nach Johannes mit unseren Geschwistern -damit meine ich Christen-  fühlen und leiden, die bedrängt und verfolgt werden.

Auch in unserem eigenen Land ist es noch nicht lange her, dass Christen drangsaliert wurden. Sie mussten große Nachteile in Kauf nehmen, manche saßen sogar im Gefängnis.

“Bittere Tränen, leuchtende Hoffnung” so der Titel eines Buches, das Anneke Companjen herausgegeben hat. Sie beschreibt die Lebenswege von Menschen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Unglaubliche Leidenswege werden da festgehalten!

Eine Frau aus ihrer Gemeinde wurde ebenso alt wie Johannes. Mutter Schaap wurde sie von allen genannt. Sie betete besonders für die Christen, die im Gefängnis saßen. Viele, viele Briefe und Informationen wurden ihr zugeschickt.

“Mit den Jahren fiel ihr das Laufen schwerer und sie konnte sich auch nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern, die sie in den Rundbriefen las. Daraufhin entwickelte sie eine neue Art zu beten. Sie legte die Briefe in ihren Schoß und sagte: “Herr, ich kann mich nicht an alles erinnern. Bitte, setze dich doch neben mich und lies diese Briefe.” Dann schloss sie ihre Augen und saß stille da. Sie versuchte, sich in die Lage ihrer Mitgefangenen zu versetzen.”

So können auch wir wie Johannes, wie Mutter Schaap, Mitgenossen an der Bedrängnis werden. So können auch wir unter den Schleier der Tränen gehen und Gottes Kraft auf die Weinenden herabbitten.

So können auch wir aushalten, wie es Johannes viele, viele Jahre ausgehalten hat, dass wir auf der alten Erde leben. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.