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/ Wort zum Tag

Knochenjob Hirte

Jürgen Werth über Jeremia 3,15.

Ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen in Einsicht und Weisheit.

Jeremia 3,15

Bringt Bitten und Fürbitten und Dank für alle Menschen vor Gott! Betet für die Regierenden und für alle, die Gewalt haben, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, in Ehrfurcht vor Gott und in Rechtschaffenheit.

1. Timotheus 2,1–2

Hirten. Hirten nach dem Herzen Gottes. Hirten mit Einsicht und Weisheit. Gute Hirten. Fürsorgliche. Zuverlässige. Gott will sie schicken, schenken, seinem Volk damals, seiner Welt heute.

Wer dieses Versprechen aus dem Buch des Propheten Jeremia gehört hat, damals, hat bestimmt zunächst einmal an Schafhirten gedacht, an Ziegenhirten, an Kuhhirten. Die aber sind hier ja nicht gemeint. Das Wort „Hirte“ meint eben auch etwas anderes. Einen Herrscher, einen König, einen Machthaber. Was den Hörern damals dann auch bestimmt schnell klar geworden ist.

Heute mag mancher bei diesem Wort auch an seinen Pastor denken, den Gemeindehirten. Pastor heißt ja nichts anderes als „Hirte“.

Ich denke, wenn ich den Begriff höre, immer vor allem auch an den, der das alles war. Schafhirte zunächst, Menschenhirte danach. Und irgendwie auch Gemeindehirte. David. Israels zweiter König. Ich denke an ihn und an sein berühmtes Lied vom guten Hirten, das wir als Psalm 23 kennen. Das Gott beschreibt, aber irgendwie auch wie menschliche Hirten nach Gottes Herzen sein sollen.

Der Herr ist mein Hirte, sagt David. Der Hirte des Hirten. Der mich lenkt und leitet und versorgt. Der mir hilft, selbst ein guter Hirte zu sein. Aber er ist auch mein König. Der König des Königs. Der Macht hat. Autorität. Der zu sagen hat. Und der mir hilft, ein guter König zu sein. Er ist der Hirte, der König der Welt. Aber vor allem auch der Hirte all derjenigen, die an ihn glauben und sich gern zu seiner Herde zählen.

Mit der beschaulichen Idylle eines romantisch verklärten Gemäldes hat Davids Psalm 23 wenig zu tun. Er weiß ja: Hirte sein ist ein Knochenjob. Ein Hirte ist immer gefordert. Tag und Nacht. Hat alle Hände voll zu tun mit seiner Herde. Er ist für sie verantwortlich. Muss zupacken, wo Not am Tier ist. Oder am Volk. Muss schützen und verteidigen. Muss lenken und leiten, schieben und scheren. Ein Hirte lebt in seiner Herde. Und er lebt für sie, investiert sein Leben. Hirte sein ist ein Lebensberuf. Eine Lebensberufung. Weniger geht nicht.

„Eigentlich kann man das nicht lernen“, sagt ein Schafhirte, der diesen Beruf seit Jahrzehnten ausübt. „Man muss das im Blut haben.“

Gott hat das Hüten im Blut.

Menschen haben das nicht unbedingt. Jedenfalls nicht automatisch und von selbst. Gott kennt sie ja, die selbst ernannten Hirten, die wie gierige Hunde nur auf ihren persönlichen Gewinn aus sind (Jes 56, 11), die den Weinberg verwüsten und den Acker zertreten (Jer 12,10), die zu Toren geworden sind, weil sie ihr Verhalten nicht länger am Hirten Gott orientieren (Jer 10, 21).

Solche Hirten gab’s damals. Zu Hauf. Solche Hirten gibt’s heute. Viellicht noch mehr. Zuweilen hat man den Eindruck, dass es heute beinahe nur noch solche Hirten gibt. Narzisstische Egomanen, denen es hauptsächlich um sich selbst geht und nicht um die Menschen, für die sie doch eigentlich arbeiten sollen.

Wir haben’s heute leichter als die Menschen damals, die solchen Hirten hilflos ausgeliefert waren. Wir können die Regierungsarbeit weit gehend mitbestimmen, wir können mitreden, mitentscheiden, mitwählen, unsere demokratischen Rechte nutzen. Aber wir wollen auch beten und so unmittelbar an Gottes Regierungsarbeit teilhaben. Denn wir brauchen das. Die Welt braucht das. Und die Kirche auch. Hirten nach dem Herzen Gottes. Hirten mit Einsicht und Weisheit. Und dabei auch immer fragen, wo wir kleine oder große Hirtendienste übernehmen sollen.

Herr, fange bei mir an. Herr, erwecke Deine Kirche und fange bei mir an. Herr, baue Deine Gemeinde und fange bei mir an. Herr, lass Frieden und Gotteserkenntnis überall auf Erden kommen und fange bei mir an. Herr, bringe Deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen und fange bei mir an. Amen

Gebet eines chinesischen Christen

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