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Meine Seele dürstet nach Gott

Birgit Winterhoff über Psalm 42,3

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?

Psalm 42,3

Nicht alle Krisen im Leben muss man gleich ganz grundsätzlich nehmen. Es gibt Tiefpunkte, gegen die helfen schon ein paar Hausmittelchen. Aber es gibt auch Nöte, die gehen tiefer.

Schleichende Traurigkeit und Müdigkeit zeigen den inneren Knacks an. Manche Menschen leben wie ein Boxer, der stehend KO ist. Er reagiert nur noch mühsam, wehrt sich ein bisschen – aber da ist keine innere Kraft und Initiative mehr. Gegen solche innere Abnutzung und Erschöpfung sind Hausmittelchen machtlos.

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard nennt diese schleichende Krankheit „die Unfähigkeit, etwas richtig zu wollen.“

Wer so am Ende ist und nicht mehr weiter weiß, den kann nur eine Begegnung mit dem lebendigen Gott wieder auf die Beine bringen und erfrischen.

„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“

Es ist gut, dass solche ehrlichen Gebete in der Bibel stehen. Keiner braucht vor Gott den starken Mann oder die starke Frau zu spielen. Die Bibel kennt eine ganze Liste von Versagern und Verzagten: Mose, Elia, Jona, Petrus, Paulus – um nur einige zu nennen. Sie alle haben erfahren, dass Gott mit Nichts etwas anfangen kann.

Der Beter des 42. Psalms schwärmt von früher. Da war alles leichter und besser. Er denkt an die großen gewaltigen Gottesdienste, die er im Tempel in Jerusalem mitgefeiert hat. Dort wurde sein Glaube immer wieder neu entfacht. Mit den andern gemeinsam war es leicht zu glauben.

Aber jetzt hat es ihn in den toten Norden Israels verschlagen, in das Land nördlich von Galiläa, wo das Volk lebt, das Gottes Gesetz nicht kennt und nicht kennen will. Der Umzug hat ihn aus dem Konzept gebracht. So träumt er von früher – ein versteckter, in sich verkrochener Bekenner

In den Bergen beobachtet er die Bäche, die von Stufe zu Stufe in die Tiefe stürzen.

Seine Gedanken kehren zurück zu seiner eigenen Lebenssituation: So geht es mir auch. Gott überschüttet mich mit einer kalten Dusche nach der andern. Er sagt:

„Deine Fluten rauschen daher, und eine Tiefe ruft die andere; alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich.“

Das ist der Ausgangspunkt: Sehnsucht nach rückwärts, nach den leichteren Zeiten von vorgestern.

Es ist gut, dass der Psalmbeter für diese Sehnsucht eine Adresse hat. Er weiß, dass er mit dem Gott, für den er in Jerusalem so begeistert schwärmte, auch jetzt alles durchsprechen kann. Damit ist die entscheidende Wende in seinem Leben schon eingeleitet. Ohne diese Adresse würde er auf der Stelle treten, Selbstgespräche führen.

Beten ist aber etwas anderes als Grübeln. Das ist die entscheidende Frage in der Krise: Gibt es eine Adresse für die Klagen? Gibt es jemanden, vor dem man laut denken kann? Ist da jemand, dem man nichts vorzumachen braucht?

Ja, der lebendige Gott, der die Menschen als sein gegenüber geschaffen hat und in Jesus für sie gelitten hat, wartet darauf, angesprochen zu werden. Sein Geist? Wessen Geist? Zieht zu der richtigen Adresse, zum Herzen Gottes.

In meinen Gebeten muss ich meine Rückwärts-Sehnsucht kritisch überprüfen. Natürlich gibt es Zeiten im Leben, die leichter – und andere, die schwerer sind. Aber es gibt keine Zeiten, die sinnlos sind. Jede Zeit und jeder Ort sind für Gottes Segen erreichbar. Warum also von früher schwärmen, statt die Sehnsucht nach vorne zu richten auf die Zeiten des Segens, die Gott verheißen hat?

Am Schluss ein Segenswort, ein Blick nach vorne: Sei gesegnet ohne die Sorge zu haben, dass nicht genügt, was du tust. Sei gesegnet ohne die Angst zu haben, dass nicht ausreicht, was du bewegst. Sei gesegnet ohne die Furcht zu haben, dass nicht zählt, was du tust. Du bist gesegnet! Vor Gott genügt, zählt und reicht immer aus seine Gnade.

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