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Mein Angesicht kannst du nicht sehen

Heinz-Werner Neudorfer über 2. Mose 33,20.

Der Herr sprach zu Mose: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.

2. Mose 33,20

Es gibt Menschen, die möchten immer bis an den Horizont reisen, soweit man sehen kann. Und wenn sie den Punkt erreicht haben, merken sie, dass sich ein neuer Horizont auftut. Sie wollen weiter – immer und immer mehr. Wir sind schwer zufrieden zu stellen.

Diesen Vorwurf könnte man auch Mose machen. Sie erinnern sich: Mose, Kind israelitischer Eltern, aber am ägyptischen Königshof aufgewachsen; Mose, der die Unterdrückung seines Volks nicht mit ansehen konnte; der sich aus dem Staube machte; den Gott aber aufspürte; mit dem Gott redete und der ihn in seine Dienste nahm; der die Israeliten rausführte aus Ägypten, sie Gott zuführte und ihnen Gottes Willen mitteilte. Unglaublich, wie viel Mose mit Gott erlebt hat! Allerdings, das genügte Mose nicht. Er wollte mehr. Er wollte Gott sehen, ganz persönlich. Er wollte diesen letzten Rest von bohrendem Zweifel, ob es Gott gibt oder ob er sich das alles vielleicht doch nur eingebildet habe, endlich loswerden.

Gott sehen! Wie oft wünschen wir uns das auch! Uns geht es ja doch ganz ähnlich wie dem großen Mose. Seine Fragen, seine Zweifel sind doch auch unsere Fragen und Zweifel: „Hat da nun wirklich Gott eingegriffen, als ich gebetet habe und das verlorene Handy zurückbekam – oder war das nur ein Zufall, wäre das ohne Gott genauso gelaufen?“ Gott sehen – nur ein Mal, dann wären alle Fragen beantwortet. Kein Zweifel würde mehr an meinem Glauben nagen! Aber „der Herr sprach zu Mose: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.“

Das Gesicht verrät uns viel über einen Menschen. Aber Gott, der ja auch „Person“ ist, kann und will sich nicht ganz preisgeben. Martin Luther, der Reformator, hat viel mit Zweifel zu tun gehabt. Die dunkle Seite Gottes, das, was wir nicht sehen, war für ihn ein echtes Problem. Wie ist Gott wirklich? Ist die freundliche Geste, mit der er in Gestalt von Jesus Christus auf uns zugegangen ist, vielleicht nur eine Maske, nur Verstellung? Spielt er nur mit uns? Angesichts mancher Ereignisse in unserem Leben und in unserer Welt können einem solche Gedanken schon kommen. Luthers Antwort geht vielen nicht leicht ein. Er kam zu dem Ergebnis: „Wir halten uns an Gott so, wie er sich uns in Jesus zu erkennen gegeben hat– liebevoll zugewandt, freundlich, gütig. Was dahinter ist, geht uns nichts an.“

Nein, auch Sie und ich werden Gott nicht so begegnen, dass unsere Fragen und Zweifel wie weggeblasen sind. Solange wir leben, leben wir auch mit offenen Fragen. Aber dann, in der Ewigkeit, dann werden wir ihn ganz ungefiltert sehen, wie er ist. Das wird schön!

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