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Mut zur Schwachheit

Bernhard Heyl über 2. Korinther 13,4

Paulus schreibt: Wenn Christus auch gekreuzigt worden ist in Schwachheit, so lebt er doch in der Kraft Gottes. Und wenn wir auch schwach sind in ihm, so werden wir uns doch mit ihm lebendig erweisen an euch in der Kraft Gottes.

2. Korinther 13,4

„Paulus schreibt: Wenn Christus auch gekreuzigt worden ist in Schwachheit, so lebt er doch in der Kraft Gottes. Und wenn wir auch schwach sind in ihm, so werden wir uns doch mit ihm lebendig erweisen an euch in der Kraft Gottes.“

Der Apostel Paulus hat einen schweren Gang vor sich. Ein drittes Mal will er die Gemeinde in Korinth besuchen, in der man zum Teil gar nicht gut auf ihn zu sprechen ist. Wir wissen zwar nicht genau, was sich damals alles zwischen den Apostel und die Gläubigen vor Ort geschoben hatte, aber zwischen den Zeilen und aus den Themen, die Paulus anspricht, kann man sich ein recht klares Bild machen. Liest man die beiden Korintherbriefe einmal im Zusammenhang, dann entsteht schon bald der Eindruck, dass da sehr viel Unruhe in der Gemeinde entstanden ist. Ausgelöst durch theologische und ethische Kontroversen. Auf der einen Seite wurde eine „christliche Freiheit“ propagiert und auch gelebt, die längst schon als Zügellosigkeit und Maßlosigkeit bezeichnet werden musste. Auf der anderen Seite gab es auch dort stark gesetzlich geprägte Vertreter, Ihnen hält der Apostel dann an einer Stelle (2. Korinther 3,6) ganz pointiert entgegen:
Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig!

Es sind wohl auch im Wesentlichen diese Leute, die sich im Laufe der Zeit neben aller inhaltlichen Kritik sogar anmaßten, die Person und Vollmacht des Apostels Paulus grundsätzlich infrage zu stellen.

Wie nirgendwo sonst versuchen diese Gegner des Apostels offenbar gezielt, den Einfluss des Paulus vor Ort zu untergraben, indem sie ihn vor den anderen Gemeindegliedern schlechtmachen. Dabei muss man ja nicht einmal lügen – das wissen wir. Man braucht gewisse Dinge einfach nur auf eine bestimmte Weise darzustellen, man muss nur auf eine ganz bestimmte Art und Weise auszuwählen, was man weglässt und was man unterstreicht. Wir sind in dieser Hinsicht außerordentlich erfinderisch. All das bewegt den Apostel offenbar nun am Ende seines Briefes im Blick auf seinen erneuten Besuch, auf den er ja mit unserem heutigen Textabschnitt ganz gezielt Bezug nimmt und den er damit auch vorbereiten will.

Warum tut Paulus sich das alles eigentlich an? Warum geht er nochmals in die Höhle des Löwen? Warum macht er sich selbst erneut zur Zielscheibe und tritt erneut vor Leuten auf, die ihm die Aufgabe neiden oder den Einfluss nicht gönnen? Warum also nochmals Korinth? In 1. Korinther 9 deutet er an, was ihn treibt – und das ist ernüchternd und tröstlich zugleich:

Dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!

Er muss es tun. Er hatte von Gott her nicht die Freiheit, diesem Kampf aus dem Wege zu gehen. Er stellt sich der Herausforderung, die Einheit der Gläubigen zu wahren, ohne die Wahrheit des Evangeliums herabzusetzen.

Schwachheit im öffentlichen Auftreten wird dem Apostel vorgeworfen, er sei keine überzeugende Persönlichkeit mit gewinnendem Charisma oder begeisternder Rhetorik. Nur gut schreiben könne er.

Paulus nimmt diesen Vorwurf der Schwachheit auf und macht seinen Kritikern deutlich, dass dies gerade ein göttliches Handlungsprinzip in dieser Welt ist. Auch Christus wurde gekreuzigt in Schwachheit. Und gerade darin kommt die Kraft Gottes zum Tragen. Deshalb dürfen auch wir schwach sein in ihm – müssen nicht glanzvolle Helden sein, die jeder verehrt. Wir brauchen nicht nach der Zustimmung der Menge zu suchen, sondern nach der Nähe zu unserem Herrn. Das, was wir in aller Schwachheit „in ihm“ (in enger Verbundenheit mit ihm) tun, wird sich in göttlicher Kraft als lebendig und wirksam erweisen. Darauf können wir uns verlassen: Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig!

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