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/ Wort zum Tag

Solidarität mit den Armen

Bernd Densky über Psalm 109,31.

Der HERR steht dem Armen zur Rechten, dass er ihm helfe von denen, die ihn verurteilen.

Psalm 109,31

Die Losung für diesen Tag steht im Psalm 109. In Vers 31 heißt es: „Der HERR steht dem Armen zur Rechten, dass er ihm helfe von denen, die ihn verurteilen.“ Nach dem gestrigen Reformationstag fällt mir sofort die 43. These von Luthers Thesenanschlag 1517 an der Schlosskirche in Wittenberg ein. Da heißt es: „Man soll die Christen lehren, dass der, der dem Armen gibt, oder dem Bedürftigem leiht, besser tut, als wenn er Ablass kauft.“

In seiner Auseinandersetzung mit dem Ablasshandel erpresserischer Ablassprediger (These 50) seiner Zeit, weist Martin Luther eine Richtung auf, in der es erfahrbar wird, dass Gott dem Armen zur Seite ist und ihm beisteht. Da, wo Menschen Verantwortung für ihre armen und bedürftigen Mitmenschen übernehmen, wird Gott in seiner Barmherzigkeit und Fürsorge erfahrbar.

Jesus selbst geht sogar noch weiter, wenn er sich im Gleichnis vom Weltgericht mit den Armen und Notleidenden dieser Welt identifiziert. Im Matthäus-Evangelium Kapitel 25 heißt es: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr hab mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen (Mt 25,35f).“ Wenn dann die, die von Gott gerecht gesprochen wurden, fragen: „Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben? Wann durstig, ... wann fremd und obdachlos, wann haben wir dich nackt gesehen und dir Kleidung gegeben?“ Dann wird der König im Gleichnis vom Weltgericht – und wer sollte das anders sein, als Jesus Christus selbst – dann wird der König in diesem Gleichnis sagen: „Was ihr für einen meiner geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (V40).“

Jesus identifiziert sich mit den armen und notleidenden Menschen seiner Schöpfung. Wer denkt in diesen Tagen nicht an die Flüchtlinge, die zu uns kommen. Ich sage es ganz offen: Ich bin froh und dankbar und sogar stolz, dass ich Gemeinden und Kirchen kenne, die ihre Herzen und ihre Kirchen für Flüchtlinge geöffnet haben und dadurch – davon bin ich überzeugt – Jesus dienen. „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ Gott steht den Armen zur Seite, wo wir, seine Kinder, ihnen im Namen – und das heißt an dieser Stelle – in der Liebe Jesu Christi zur Seite stehen. Gott macht sich so in dieser Welt in seiner Barmherzigkeit erfahrbar. Noch einmal die 43. These von Martin Luther: „Man soll die Christen lehren, dass der, der dem Armen gibt, oder dem Bedürftigem leiht, besser tut, als wenn er Ablass kauft.“ Es geht also nicht darum, unser eigenes Seelenheil zu erkaufen, sondern Solidarität und Fürsorge mit den Armen und Notleidenden zu leben.

Nach fast 500 Jahren Reformation ist es in den christlichen Kirchen gemeinsames Fundament, dass keiner sich die Seligkeit erkaufen kann, nicht durch vorbildliche Leistungen und schon gar nicht durch Geld. Es gehört allerdings auch zum Grundkonsens der christlichen Kirchen, dass jeder Christ in seinem Alltag das weitergibt, was er im Glauben an Jesus Christus empfangen hat.

Ich wünsche Ihnen an diesem Tag beides: Dass Sie sich in Ihrer Armut von Christus beschenkt erfahren: „Der HERR steht dem Armen zur Rechten.“ Er steht auch mir in meiner Armut zur Rechten. Dass sie aber auch einen Menschen haben, dem sie an diesem Tag in seiner Armut aus Barmherzigkeit und Fürsorge zur Seite stehen.

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