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Achtung, Verwechselungsgefahr!

Hans-Georg Filker über 1. Könige 19,11-12.

Vor dem HERRN her kam ein großer und gewaltiger Sturmwind, der Berge zerriss und Felsen zerbrach, in dem Sturmwind aber war der HERR nicht. Und nach dem Sturmwind kam ein Erdbeben, in dem Erdbeben aber war der HERR nicht. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, in dem Feuer aber war der HERR nicht. Nach dem Feuer aber kam das Flüstern eines sanften Windhauchs.

1. Könige 19,11–12

Heute möchte ich ein uraltes Problem ansprechen, das nach wie vor aktuell ist. Es ist gravierend, weil es Anlass für ganz schwere Missverständnisse bietet. Es handelt sich dabei nicht um belanglose Randfragen, sondern um eine zentrale Menschheitsfrage: die Gottesvorstellung. Und zwar die Vorstellungen, die wir uns als Menschen von Gott machen. Und die Art und Weise, wie Gott selbst sich uns vorstellt.

Hört sich auf den ersten Blick gar nicht so schwierig an. Logisch wäre es, wenn wir dem Vorrang einräumen würden, wie Gott sich selbst vorstellt. Genau da liegt aber das Problem. Weil Gottes Selbst-Vorstellung nicht unseren Gottesvorstellungen entspricht, bringen wir die Dinge durcheinander. Wir verwechseln Gott mit seinen Wirkungen in Natur und Geschichte. Oft liegen unseren Vorstellungen übersteigerte menschliche Eigenschaften zu Grunde: Wir sind – gelegentlich - wissend und mächtig. Dann denken wir, dass Gott allwissend und allmächtig sein müsste. Und schon haben wir ein Problem: Wie kann Gott dann dieses und jenes zulassen? Weil unsere Gottesvorstellungen nicht stimmig sind, wachsen bei uns Zweifel und Unglaube, leider nicht an unseren Vorstellungen sondern an Gott.

Welch eine peinliche Verwechselungsgefahr. Peinlich, weil sie viel hausgemachte Not mit sich bringt. Warum fällt es uns so schwer, auf Gottes Selbstvorstellung zu hören und sie anzunehmen. Weil wir klare Vorstellungen haben wie Gott ist – oder sein sollte. So ging es schon den ersten Jüngern von Jesus, und der hatte mehrfach Anlass sich deswegen die Haare zu raufen.

Weil der biblische Gott keine – menschliche – Idee ist, lernen wir ihn da am besten kennen, wo er sich Menschen offenbart. Nicht ganz einfach, weil wir Menschen seine Wirklichkeit nur im Rahmen unserer Aufnahmemöglichkeiten erkennen können. Die sind begrenzt. Deswegen muss Gott menschlich mit uns reden. Da gibt es Überraschungen, wie ein Blick ins Alte Testament zeigt. Elias, ein treuer Prophet, ist am Ende, und zwar trotz und wegen seiner Erfahrungen mit Gott und seinem Volk. Elia fällt in einen tiefen Burn-out. Er flieht in eine Höhle. Gott ruft ihn da heraus und begegnet ihm auf eine besondere Weise. Ich zitiere jetzt das Bibelwort für den heutigen Tag aus dem 1. Buch der Könige:

„Vor dem HERRN her kam ein großer gewaltiger Sturmwind, der Berge zerriss und Felsen zerbrach, in dem Sturmwind aber war der Herr nicht. Und nach dem Sturmwind kam ein Erdbeben, in dem Erdbeben aber war der Herr nicht. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, in dem Feuer aber war der Herr nicht. Nach dem Feuer aber kam das Flüstern eines sanften Windhauchs.“

Dann redet Gott. Er lässt nicht die Naturgewalten spielen, um seinen Propheten aufzubauen und ihn zu beeindrucken, sondern Gott wählt – unerwartbar – eine ganz andere Tonart. Elia bekommt weder eine Gardinenpredigt, noch eine Versagensanalyse verpasst, sondern eine sehr persönliche Ansprache. Sie beginnt mit einer Frage: „Elia, was tust Du hier?“ und endet mit einer neuen Beauftragung.

Wie viele Menschen wünschen sich – und fürchten gleichzeitig - so einen Donnergott, wie ihn sich die Germanen vorstellten. Der mit der Faust auf den Tisch haut. Der Ungerechtigkeit ausrottet. Kleines Problem am Rande: Leider wären wir alle dann mitbetroffen. Der lebendige Gott der Bibel zeigt sich anders. Im Alten wie im Neuen Testament. So wie er sich uns in Jesus vorstellt, bleibt er seiner Linie treu. Jesus, der gekreuzigte Gott, passt ja auch nicht in unsere natürlichen Gottesvorstellungen. Auch hier besteht Verwechselungsgefahr. Wo religiöser Druck herrscht und Glaube als Forderung verstanden wird, ist Jesus fern. Bei ihm herrscht Liebe, herrscht Freiheit. Es ist gut, darauf zu achten, damit wir die Gottesvorstellung nicht verwechseln. Gott redet leise. Ich wünsche guten Empfang.

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