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Die Entscheidung liegt bei Gott

Uta Barnikol-Lübeck über Jeremia 11,20

Jeremia, Priestersohn aus Anatot, kündigte seinem Volk Gottes Gericht an. Und das kam dann auch mit dem Untergang Jerusalems und des Tempels, verbunden mit dem Wegführen der Judäer nach Babylonien. Der Prophet Jeremia litt mit seinem Gott unter den Verfehlungen des Volkes. Und er litt mit seinem Volk unter der Strafe Gottes. Er war nämlich auch persönlich betroffen. Den Leuten vor Augen zu führen, was sie falsch gemacht haben, ist nicht gerade populär. Ihnen Gottes Gericht vorherzusagen, bringt ihm keine Anerkennung ein, sondern führt zu Widerstand bis hin zu Tötungsabsichten aus dem eigenen Verwandtenkreis. Jeremias Klagen verdichten sich in den so genannten „Konfessionen“, den „Bekenntnissen“ des Propheten, in denen er seine Not anschaulich schildert. Aus einem dieser Texte stammt der Vers 20, aus dem Buch Jeremia, Kapitel 11:
Herr, ich habe dir meine Sache befohlen.

Jeremia hat keinen Menschen, der sich auf seine Botschaft einlässt. Er hat keinen Freund, keinen Angehörigen, dem er seinen persönlichen Schmerz erzählen kann und der ihn versteht. Jeremia ist ein sehr einsamer Prophet. Und er tut in dieser Situation das einzig Richtige: Er wendet sich an Gott mit allem, was ihn belastet. „Herr, ich habe dir meine Sache befohlen.“ Das ist zunächst einmal ein Ausdruck tiefen Vertrauens. „Dir“ habe ich meine Sache anbefohlen, dir, Gott. Du bist es, mit dem ich reden, zu dem ich kommen kann. Dir kann ich erzählen, wie es mir geht. Meine Not, meine Sorgen, meinen Schmerz, meine Einsamkeit kann ich dir anvertrauen.

Es tut auch mir gut, bei Gott abzuladen, was mich bedrückt. Auch, wenn ich es nicht so schwer habe wie der Prophet Jeremia. Aber es bringt Erleichterung. Es bringt Trost, es bringt neuen Lebensmut.

Herr, ich habe dir meine Sache befohlen!“, das bedeutet im zweiten Schritt, sich klar zu machen, dass die Entscheidung darüber, was nun geschieht, bei Gott liegt. Es geht um eine Rechtssache, die der Prophet hier Gott anbefiehlt. Er will Gerechtigkeit. Jeremia wünscht sich Vergeltung. Er möchte, dass Gott seine Widersacher hart bestraft. Ein zutiefst menschlicher Wunsch. Wer hat das nicht auch schon einmal so empfunden, wenn er sich ungerecht behandelt fühlte? Gott, du bist gerecht. Du kannst es dem anderen zeigen, der sich mir gegenüber so mies verhält. Aber Gottes Tun liegt nicht in unserer Verfügungsgewalt. Nicht wir entscheiden darüber, wie Gott mit Menschen umgeht. Auch, wenn sie Schlimmes getan haben. Nicht wir sind es, die das Urteil fällen.

Das wird hier auch dem Propheten Jeremia klar. „Herr, ich habe dir meine Sache, meine Rechtssache befohlen“. Er sagt damit: „Gott, dir steht es zu, darüber zu entscheiden, was mit meinen Feinden geschieht. Dir allein.“ Und das ist etwas ganz Wertvolles. Das entlastet. Denn bei Gott sind Wut und Bitterkeit gut aufgehoben. Auch meine eigene Wut und Bitterkeit einem anderen Menschen gegenüber, der mich ungerecht behandelt hat. Ich trete gewissermaßen einen Schritt zurück von mir selbst. Ich brauche mich mit diesen Gefühlen nicht mehr zu belasten. Meine Gedanken müssen nicht ständig um das kreisen, was mir ein anderer angetan hat oder vielleicht gegen mich plant. Das alles kann ich getrost Gott überlassen. Er kümmert sich darum. Was für eine Erleichterung!

Auch der Prophet Jeremia hat solche befreienden Momente in seinem Leben erfahren. Momente, in denen er sich sicher fühlte und voller Gottvertrauen. Vor allem aber hat er Gottes Versprechen gehört (Jer. 23, 5): „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.“

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