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/ Wort zum Tag

Fülle uns frühe mit deiner Gnade

Gerhard Weinreich über Psalm 90,14

"Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang."

Psalm 90,14

Frage: Was füllt Ihr Leben aus?

„Was für eine Frage,“ werden Sie denken und mir je nach Alter antworten: „Ausbildung und Studium, Ehe und Familie, Haus und Garten, Beruf und Karriere, Hobbys und Urlaubsreisen.“

Damit wir uns recht verstehen: Ich will Ihnen nichts davon vermiesen. Gott sei vielmehr Dank für alles Gute, das er Ihnen gönnt und schenkt!

Doch für mich ist die Frage nicht, was mein Leben ausfüllt, sondern was es erfüllt! Denn unser Leben geht früher oder später zu Ende. Ist es dann ganz entleert und die Hoffnung auf eine Füllung mit etwas Bleibendem nur ein unerfüllbarer Traum? 

Mose, der vor Tausenden von Jahren das Volk Israel aus Ägypten herausführte, betet in Psalm 90: „Fülle uns frühe mit deiner Gnade.“ Das klingt für Sie vielleicht lebensfremd. Sie sagen sich: „Mich soll mein Leben ausfüllen! Von Gnade kann ich mir nichts kaufen und auch nicht leben.“

Irrtum! Von seiner germanischen Wurzel her bedeutet das Wort „Gnade“: Jemand ist Ihnen und mir „geneigt“. Jemand neigt und beugt sich zu uns herunter. Jemand, der das nicht nötig hätte, möchte uns aufheben und aufrichten, uns ein neues Selbstwertgefühl geben: der lebendige Gott!

Seine Gnade ist lebens-nah, ist uns in Jesus ganz nahe gekommen. Paulus sagt: Sie ist „heilsam“ – rettend und wohltuend zugleich. Jeden Tag ist sie für uns da: liebend und vergebend, helfend und tröstend. Und das ohne jede Vorleistung oder Vorbedingung. „Unbegreiflich und doch zum Greifen nah“, wie Hella Heizmann singt.

Wir brauchen nur nach dem Kreuz zu greifen, an dem Jesus für unsere Schuld starb. Wer dieses Gnadenzeichen des Himmels für sich persönlich ergreift, weil er von ihm ergriffen ist, der hat Jesus zum Bruder und Gott zum Vater – ist sein Kind! Ein größeres Selbstwertgefühl gibt es nicht. 

Denn Gnade heißt seit Jesus: Wir stehen unter keinem Leistungsdruck. Wir müssen nicht krampfhaft gut sein, um Gott zu gefallen. Wir dürfen auch versagen und Defizite haben und das offen zugeben. Wir brauchen nicht zu verzweifeln, weil wir noch so sind, wie wir sind. Nein, wir können „aus seiner Fülle“, wie Johannes bezeugt, aus der Fülle seiner Liebe immer neu nehmen „Gnade um Gnade“.

Auch in den Nächten, in denen Gott uns „den schweren Kelch, den bittern, des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand“ reicht – wie Dietrich Bonhoeffer dichtet! In den dunklen Tälern des Lebens will uns Gottes Gnade mit Halt und Geborgenheit und einer lebendigen Hoffnung auf seine neue, endlich heile Welt füllen.

Sie und ich können daher nichts Besseres tun, als Mose nachzubeten: Herr, „fülle uns frühe mit deiner Gnade.“ Und das so früh wie möglich in unserem Leben! Um uns dann jeden Tag in aller „Herrgottsfrühe“ – am Morgen, bevor uns der Alltag im Griff hat – mit der Gewissheit füllen zu lassen: Auch heute ist Gottes Güte für mich da – ist Gott so gut, mit mir, neben mir und vor mir zu sein. Auch unter mir, um mich aufzufangen, wenn ich falle.

Deshalb „wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang“, wie Mose sagt. Froh und dankbar sein, wenn wir nicht bloß ein ausgefülltes, sondern auch ein erfülltes Leben haben. Weil Gott es hier mit seiner Liebe erfüllt und es einmal in seinem Reich zur Vollendung, zur völligen Freude führen wird. Dann, wenn sich Psalm 16,11 erfüllt: „Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.“

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