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/ Wort zum Tag

Apostelgeschichte 2,45-47

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Sie waren aber täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott."

Apostelgeschichte 2,45-47

So stellen wir uns Gottesdienst vor, nicht wahr? So wie uns Lukas hier die Gemeinschaft der ersten Christen schildert - als ein zwangloses Feiern zum Lobe Gottes. Als etwas, das jeden begeistert, der dabei sein kann. Heiter, unbeschwert, fröhlich.

Und wann haben wir so etwas das letzte Mal erlebt? Schon lange her?

Bei mir gar nicht so sehr lange her. Es war im Spätsommer, Ende August bis Mitte September. Ich war im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland als Touristenseelsorger in Norditalien am Gardasee.

Meine Aufgabe bestand darin, in den beiden Orten Bardolino und Lazise, Gottesdienste in deutscher Sprache abzuhalten.

"Seien Sie nicht allzu sehr enttäuscht, wenn Sie vor Ort nur eine ganz kleine Schar von vielleicht 5 oder 10 Gottesdienstbesuchern vorfinden", wurde uns bei einer Vorbereitungstagung mitgeteilt. Entsprechend eingestimmt hielt ich mir fortan stets die Verheißung Jesu vor Augen: "Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen." (Mt. 18.20)

Aber dann kam alles ganz anders. Nicht zwei oder drei, sondern immerhin knapp 20 gut gelaunte Menschenkinder erschienen  am Sonntagmorgen in der kleinen Kirche San Nicolo am Hafen. Eine bunt zusammen gewürfelte Mischung aus Jung und Alt, Katholiken und Evangelischen, Holländern, Deutschen und Italienern. Sofort sprang der Funke zwischen uns über. Wir waren uns einig, dass Gott seine Freude an einer solchen Vielfalt seiner Kinder haben müsse und lobten ihn, so gut wir es eben konnten.

Ich legte mein Predigtmanuskript der wohlgesetzten Worte beiseite und trat mit der Gemeinde in einen offenen Dialog über die Schriftlesung. Die Holländer verziehen mir den starken deutschen Akzent, die Italiener die zahlreichen grammatikalischen Fehler und Wortfindungsschwierigkeiten. Aber der Geist half unserer Schwachheit auf. Am darauf folgenden Sonntag waren wir schon fünfzig im Gottesdienst und am dritten Sonntag war die Kirche so voll, dass die Sitzplätze nicht mehr ausreichten.  Wie aus dem Nichts war innerhalb von drei Wochen eine ansehnliche Urlaubsgemeinde gewachsen, die vielsprachig miteinander betete, Gott lobte und aneinander Anteil nahm. Wer die Heimreise antrat, wurde unter Gottes besonderen Segen gestellt, wer neu hinzukam, herzlich aufgenommen. Gerne hätte ich diese Zeit festgehalten, doch auch für mich kam nach vier Sonntagen die Zeit, mich zu verabschieden. "A la prossima!" - wie es auf italienisch heißt: "Bis zum nächsten Mal."

Wenn Sie nun glauben, lieber Zuhörer, diese Gottesdiensterfahrung sei typisch für mich oder in irgendeiner Weise machbar, dann muss ich sie enttäuschen. Auch ich kenne das Erleben ermüdender christlicher Zusammenkünfte, langweiliger Predigten oder vermeintlich belangloser Anbetungszeiten.

Und ich glaube auch nicht, dass die gerade beschriebenen Gottesdienste in Bardolino und Lazise in irgendeiner Weise gesegneter gewesen wären, als die andernorts, wo man vielleicht tatsächlich zu zweit oder zu dritt beieinander ist, um Gott zu loben.

Denn entscheidend ist nie das, was wir in einem Gottesdienst erleben. Entscheidend ist viel mehr, dass Gott gelobt wird.

Entscheidend ist, dass ER, der für uns gekreuzigte und auferstandene Herr und Heiland von uns den Dank und die Anbetung erfährt, die ihm gebührt.

Deshalb findet sich im Alten Testament und im Neuen Testament neben der Freude am Gotteslob auch immer wieder die Ermahnung zum Gotteslob und die Warnung davor, den Versammlungen der Gemeinde fernzubleiben. - Eine Ermahnung, die ja nur dann Sinn macht, wenn es offenbar nicht immer so prickelnd zugeht wie eben im Spätsommer 2014 in San Nicolo am Gardasee.

Der alte Choral: "Nun jauchzt dem Herren , alle Welt" fasst in seiner fünften Strophe so zusammen, wozu wir als gottesdienstliche Gemeinde berufen sind.

"Dankt unserm Gott, lobsinget ihm, rühmt seinen Namen mit lauter Stimm; lobsingt und danket allesamt, Gott loben, das ist unser Amt." (EG 288,5)

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