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/ Wort zum Tag

Johannes 15,12

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Christus spricht: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe."

Johannes 15,12

Ich habe einmal die folgende kurze Statistik gelesen:

Das Glaubensbekenntnis der Christen, in dem das ganze Evangelium von der Schöpfung und Erlösung zusammengefasst wird, umfasst 107 Worte.

Die Zehn Gebote Gottes, die, würde sich der Mensch daran halten, die ganze Welt verändern würden, umfassen 103 Worte.

Die Erklärung der Menschenrechte in der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika benötigt schon über 700. Die Verordnung der EG über die Einfuhr von Karamelbonbons umfasst 25911 Worte.

Man kann offenbar viel reden und wenig sagen. Man kann auch wenig reden oder schreiben und damit Grundlegendes sagen.

Gott selbst hat sich wohl an den eigentlich menschlichen Grundsatz gehalten, dass Gesetzestexte kurz und prägnant sein sollten. Offenbar haben dies auch die Kirchenväter getan, die das Nicänische Glaubensbekenntnis abgefasst haben, das die Gemeinden in jedem Lutherischen Gottesdienst gemeinsam sprechen.

Jesus hat seinen Jüngern ein Gebot vorgelegt, in das er alle 10 bekannten Gebote des Alten Testaments hineingepackt hat. Und von diesem Gebot sagt er: Ich habe es euch vorgelegt, damit meine Freude in euch bleiben kann und eure Freude vollkommen wird.

Doch halt, stop, was haben die Gebote mit Freude zu tun? Gebote sind etwas Resolutes, etwas, was uns irgendwie immer einschränkt, was uns unsere Grenzen spüren lässt. Niemals sind Gebote etwas, was uns Freude bereiten kann, oder?

Doch noch einmal halt, stop. Denn die Bibel spricht im Zusammenhang mit den Geboten sehr oft von Freude. Nehmen wir den Psalm 119: Dort begegnet uns diese Kombination gleich mehrfach und in der ganzen Bibel immer wieder. Im Judentum gibt es sogar einen bedeutenden Feiertag, der genau damit überschrieben ist: Simchat Tora – die Freude am Gesetz. Also offenbar funktioniert das mit dieser Kombination.

Und wenn ich Jesus hier richtig verstehe, dann geht es auch ihm genau darum. Gottes Gebote sind nicht dazu da, dass sie uns unterdrücken, uns jede Freiheit zum Leben, jede Freude am Leben rauben. Sie sind von Gott dafür gedacht, dass sie uns das Leben in Freiheit ermöglichen.

Stellen wir uns einmal vor, dass alle Menschen für eine Woche überall auf der Welt alle 10 Gebote, diese 103 Wörter, als für sich verbindlich akzeptieren und danach leben. Wir bekämen plötzlich, von einem auf den anderen Tag eine andere Welt. Wir würden nichts auf dieser Welt wirklich wiedererkennen.

Denn im Vergleich zu der Welt des Paradieses, wie Gott sie einmal geschaffen hat, hat der Egoismus, die Gottlosigkeit des Menschen unsere Welt bis zur Unkenntlichkeit verändert. Was wäre, wenn die 10 Gebote plötzlich die Grundlage des Lebens bildeten? Wir hätten eine Welt, in der einer dem anderen vertrauen kann. Du könntest dein Auto in der Stadt auf dem zentralen Parkplatz einfach offen stehenlassen und das Portemonnaie unter der Windschutzscheibe liegenlassen. Denn niemand würde dir was wegnehmen.

Es wäre eine Welt, in der es keine Angst mehr gäbe, weil jeder wüsste, der andere will mir nichts Böses. Eine Welt, in der es keine Ehescheidungen mehr gäbe, weil man einander vergeben kann. Kein Kind würde getötet werden, ehe es das Licht der Welt erblicken darf, keines misshandelt oder sexuell missbraucht werden. Es gäbe keinen Hunger, keinen Krieg, keine Spionage, keine Abhöraffären. Wir können diese Aufzählung endlos weiterführen, denn unser Alltag ist an allen Ecken und Enden vom Gegenteil geprägt.

Gott will uns Freude geben. Er will, dass wir vollkommene Freude erleben.

Deshalb nimmt Jesus hier diese Gebote Gottes auf und fasst sie zusammen in dem einen Gebot: Ich will, dass ihr euch untereinander liebt. Ihr sollt nicht nur den Krieg vermeiden, sondern einander lieben. Das ist dann das, was Manfred Siebald über den Frieden dichtet: Friede ist nicht da, wo man den Krieg vermeidet oder „wo sich noch Furcht mit Hass die Waage hält“. Das Gebot Gottes ist auch da noch nicht erfüllt, wo Menschen einander nicht töten, sondern da, wo sie einander lieben. Luther sagt in seiner Erklärung zum 5. Gebot – „Du sollst nicht töten“ -: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten an seinem Leib keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und ihn fördern in allen Leibesnöten“. Er ist gerade die Liebe zum Nächsten – und zwar um Gottes willen, denn ER ist ja unser Schöpfer -, die uns auszeichnen soll. Jesus kehrt die Abwehr des Bösen, die uns in den Geboten begegnet, in eine positive Richtung. Liebe ist das Gebot. Liebe ist so die Folge meiner Beziehung zu Jesus. Liebe ist das, was die Kinder des himmlischen Vaters auszeichnet und auszeichnen soll. So gehören doch die Gebote und die Liebe aufs Engste zusammen.

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