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Jesaja 51,12

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Ich, ich bin euer Tröster! Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen gefürchtet hast, die doch sterben?

Jesaja 51,12

Wenn kleine Kinder hinfallen und sich weh tun, weinen sie hemmungslos und laufen zur Mutter oder zum Vater. Dort werden sie in den Arm genommen, gestreichelt und getröstet. Meistens vergeht der Schmerz schnell und die Kleinen lachen bald wieder. Jemand, der tröstet. Das brauchen wir in jedem Lebensalter. Als 13 jähriges Mädchen machte ich eine ganz schmerzhafte Erfahrung. Damals wurde mir ein Korsett verpasst, das vom Hals bis zu den Hüften reichte. So sollte meine bereits durch eine Muskelkrankheit verkrümmte Wirbelsäule wieder gerade wachsen. Für alle sichtbar eingezwängt musste ich mit diesem Korsett durch mein weiteres Teenagerleben gehen. Diese Tatsache war nicht das Schlimmste für mich. Viel schlimmer war die Reaktion einer vermeintlichen Freundin, als sie mich das erste Mal in der Stadt mit diesem Korsett sah. Sie wechselte die Straßenseite und ging weiter, wie wenn sie mich nicht gesehen hätte. Als ich sie dann am Sonntag in der Kirche wiedersah und fragte, warum sie das getan hätte, war ihre Antwort: „Ich zeige mich nicht mit einem Krüppel auf der Straße.“ Das war deftig! Das war brutal.

Für mich zerbrachen mit diesem Satz zwei Dinge: die vermeintliche Freundschaft und das heile Bild von mir selber. Ich realisierte zum ersten Mal so richtig, dass ich behindert war, und dass es Menschen gab, die deswegen nichts mehr mit mir zu tun haben wollten – sogar Menschen aus meiner Kirche. Das war hart. Als wir an jenem Sonntag nach Hause kamen, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich weinte bitterlich. In diesem Moment dachte ich, dass ich nie mehr froh werden könnte. Mein Vater nahm mich in den Arm und tröstete mich. Das werde ich nie vergessen. Mit meinem Schluchzen brach ein unendlich tiefer Schmerz aus mir heraus. Immer wieder strich mir mein Vater über die Haare. Er hörte einfach zu. Zwischendurch versicherte er mir, dass auch er traurig sei und mit mir leide. Und er bestätigte mir, dass die ganze Familie mich lieb habe, so wie ich bin.

Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, betete mein Vater mit mir. Das war wohltuend. Er bat Gott, mir Kraft zu geben, mit dieser Behinderung leben zu können, und er bat um Heilung für meinen Schmerz. Er bat Gott auch um Freunde, die mich so annehmen, wie ich bin und mir helfen, mit meiner Behinderung im Leben zurecht zu kommen. Das war ein starker Trost, den mein Vater mir damals mit auf den weiteren Weg gab. Durch dieses Gebet wurde Gott selber zu meinem Tröster. Bei ihm bin ich geborgen – bis heute. Dieser Tröster-Gott hat mir tatsächlich gute Freunde geschenkt, die mich ermutigt und begleitet haben auf dem nicht immer einfachen Weg durch mein Leben mit Behinderung.

Von diesem Erlebnis her kann ich mir gut vorstellen, wie es gewesen sein musste, als Gott seinem Volk, das verletzt, entmutigt, enttäuscht und niedergeschlagen war, die folgende Zusage gab: „Ich, ich bin euer Tröster! Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen gefürchtet hast, die doch sterben und vor Menschenkindern, die wie Gras vergehen?“ Unsere heutige Bibellese richtet den Blick des Volkes Israel auf Gott, seinen Tröster und damit weg von den Menschen, die dem Volk schaden wollen. Diese Menschen sind wie Gras, das vergeht, sagt der Prophet Jesaja.

Wie ist es mit Ihnen? Brauchen Sie heute auch Trost, weil Sie einen tiefen Schmerz erlebt haben? Vielleicht, weil Menschen Ihnen Leid zugefügt haben? Oder wegen einer Diagnose, die Sie kaum verkraften können? Egal was es ist, Sie dürfen die heutige Bibellese für sich ganz persönlich in Anspruch nehmen: „Ich, ich bin Dein Tröster! Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen gefürchtet hast, die doch sterben und vor Menschenkindern, die wie Gras vergehen?“

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