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/ Wort zum Tag

Psalm 139,4

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüsstest“

Psalm 139,4

Froh war ich immer, wenn bei der Fahrt in die damalige DDR die Grenzkontrolle vorbei war. Wer fürchtet nicht die Einreise in einen totalitären Staat gerade deshalb, weil man nie vor seiner Kontrolle sicher ist?  Unser Gotteswort für heute – wie auch der ganze Psalm – handelt davon, dass wir immerzu und ganz und gar durchforscht und durchschaut werden: „Siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüsstest“ (Psalm 139,4). Sind wir tatsächlich einer steten, strengen Kontrolle ausgeliefert? Ja und nein! Ja, denn wir leben, ob wir es wissen, wollen, mögen oder nicht, immerzu vor Gottes Angesicht, in seiner Gegenwart. Das gilt für unser Leben, für unsere Gesellschaft und für das Geschehen in unserer Welt, von dem wir ja auch immer betroffen sind. Der 11. September 2001 hat uns das in ganz besonderer Weise deutlich gemacht. Nein, denn Gottes Nähe ist alles andere als der Eingriff einer dauernden, peinlichen Kontrollinstanz; sie ist ein Geschenk der Liebe.
Meine Frau spürte immer, wenn ich nach Hause kam, ob ich einen guten Tag hinter mir hatte, ob ich glücklich und zufrieden war – oder ob ich Kummer hatte, ob ich mich geärgert hatte. Ich brauchte gar nichts zu sagen. Sie spürte das, weil sie mich liebte. Sie nahm aus Liebe an meinem Ergehen Anteil, freute sich mit oder begleitete mich bei dem, was mich bedrückte. Ich fühlte mich nicht kontrolliert, sondern geliebt.
Wenn wir uns schon von einem Menschen so geliebt wissen, dann gilt das erst recht von Gottes Liebe zu uns. Wir leben durch seine Liebe, wir leben in seiner Liebe. Diese Liebe lässt uns nicht allein. Sie hat immerzu Interesse an uns; nichts ist ihr zu unbedeutend, nichts zu nebensächlich. Gott will uns in allem helfen. Ehe wir etwas formulieren, weiß er schon, was wir sagen wollen, ehe ein Wort des Gebets aus unserem Munde kommt, weiß er schon, wie es uns ums Herz ist, um was wir ihn bitten wollen. Mir gefällt gut ein Bild von Roland Peter Litzenburger. Er hat den gekreuzigten Christus mit weit ausgebreiteten Armen dargestellt. Darunter sind Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen dargestellt. Der Künstler nennt dieses Bild „Schutzmantel-Christus“. In diesem Bild kommt zum Ausdruck, dass Jesus auf mich schaut und nicht aus dem Auge verliert, dass er seinen Leib ausbreitet wie einen Mantel, der mich beschützt. Im Ohnmächtigen am Kreuz wird die ganze Macht seiner Liebe deutlich, in seiner Schwachheit zeigt er, dass er eine Schwäche für uns Menschen hat, die ja gerade seine Stärke ist. So kann ich getrost sagen: „Herr, du kennst mich, bevor ich überhaupt ein Wort gesagt habe, du kennst mein Herz, bei dir bin ich geborgen“.
 

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