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Hiob 31,4

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Sieht Gott nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?

Hiob 31,4

"Sieht Gott nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?" Hiob fragt nach. Und wir? Fragen wir uns das auch? Könnten wir sogar das Satzzeichen am Ende austauschen? Aus dem Fragezeichen ein Ausrufezeichen machen und bekennen: "Sieht Gott nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte!" Das steht doch fest. Oder?

Gleich wie wir betonen, das wichtigste bleibt, diesen Satz zu deuten. Hiob einst appelliert an Gott, indem er sich ihm ausliefert. Er legt einen "Reinigungseid" ab. Das bedeutete im Rechtswesen damals: Freispruch für den Angeklagten aus Mangel an Zeugenaussagen. Wer vor Gott seine Unschuld beeidet, wird bei tatsächlicher Schuldlosigkeit frei und glücklich ausgehen, ansonsten jedoch hart bestraft werden. Also möge Gott richten. Denn er sieht des Menschen Wege und zählt alle seine Schritte.

Mir ergeht es anders als Hiob. Meine Probleme decken sich nicht mit seinen. Dennoch entdecke ich etwas, dass mich mit Hiob verbindet. Kann ich, können wir mit der Tatsache umgehen, unablässig im Blick Gottes zu sein? Wir würden uns bestimmt nicht dagegen aussprechen. Und trotzdem handeln wir anders. Denn: Unter uns herrscht oft die "Hoffentlich-hat´s- keiner- gesehen!"-Mentalität? Wir wollen frei sein und nicht unter Beobachtung stehen, nicht wahr?

Wenn ich als Kind allein im Garten gespielt habe, bestand das strikte Verbot, nicht über den niedrigen, rot gestrichenen Zaun zu klettern. Da hinter nämlich lag ein kleiner Goldfischteich. Zwei gemauerte Stufen führten direkt ans Wasser. Die obere war trocken, die darunter feucht und grün bemoost. Ich wollte wenigstens einmal so nahe an das geheimnisvolle, schwarz spiegelnde Bassin herankommen, dass ich direkt an der Wasserkante stände.

Immer aber, wenn ich versuchte, über den Zaun zu klettern, klopfte es oben am Küchenfenster. Vorher war dort niemand zu sehen gewesen. Ich hatte mich gründlich vergewissert. Aber mit dem Pochen an die Scheibe entdeckte ich Vaters Zeigefinger. Was denn? Zählt er tatsächlich alle meine Schritte? Bleibt ihm denn nichts verborgen? Ich rebellierte im Inneren.

Und tatsächlich, eines Abends, kurz vor dem Sechs-Uhr-Geläut, gelang es mir, die Absperrung zu überwinden. Langsam tastete ich mich vor. Wieder ein Blick zum Fenster. Keiner da. Die Spannung stieg. Ich setzte den Fuß auf die glitschig grüne Betonrandung und — rutschte mit Schwung in das Goldfischbecken. Ehe ich begriff, was eigentlich passiert war, packte mich jemand fest am Arm und zog mich aus der Tiefe heraus.

Ich sah verschwommen nur Vaters Aktentasche am Gebüsch liegen. Offenbar war er gerade in diesem Moment gekommen. Nun erwartete ich Vorhaltungen. Zu Recht. Aber er sprach ganz ruhig: "Mach das bitte nicht wieder!" Gott Lob ! Er hatte mich auch jetzt gesehen.

Heute ist mir diese alte Geschichte wieder eingefallen. Heute, beim Versuch, die Losung zu deuten. Gott sieht mich. Er lässt mich nicht aus den Augen. Er schenkt seine Gebote. Sie gleichen dem Zaun im Garten. "Achtung! Weil dein Leben bewahrt und unversehrt bleiben soll,  handle nach dem, was ich dir gebiete", spricht der Herr. Die Grenzen dienen dem Leben. Wenn ich den Zeigefinger hinterm Küchenfenster auch bildlich übertragen will, dann sehe ich unseren barmherzigen Gott nicht strafend, sondern ihn mit dem Finger auf das Evangelium weisen.

Mit anderen Worten: "Mensch, deine Wege sind mir bekannt, Schritt für Schritt. Auch deine Entscheidungen kenne ich. Ich schenke dir Gebot und Verheißung. Das ist der Plan der dich zum Ziel führt.

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