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/ Wort zum Tag

Jesaja 61,6

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Ihr aber sollt Priester des HERRN heißen, und man wird euch Diener unsres Gottes nennen. Ihr werdet der Völker Güter essen und euch ihrer Herrlichkeit rühmen.

Jesaja 61,6

Israels Geschichte macht traurig und mutig zugleich. Traurig, weil das Land und seine Einwohner bis heute nicht zur Ruhe kommen. Denn die Israelis und Palästinenser der Gegenwart begegnen sich so feindselig wie einst die alttestamentlichen Israeliten und Kanaanäer. Das kleine Land Israel, flächenmäßig kaum größer als das Saarland, gerät immer wieder durch Anschläge in den Mittelpunkt der Weltgemeinschaft. Das macht traurig.
Israels Geschichte macht aber auch mutig. Denn noch während die größten Katastrophen über das Land hereinbrachen, verkündeten auserwählte Gottesboten dem auserwählten Volk Frieden und Wohlstand. Ein Ende von Feindschaft und Unterdrückung. Der Prophet Jesaja sagte vor nunmehr zweieinhalb Tausend Jahren: „Vorbei ist die Leidenszeit der Einwohner Jerusalems! Ihre Mutlosigkeit will ich in Jubel verwandeln, der sie schmückt wie ein Festkleid. Wer sie dann sieht, vergleicht sie mit Bäumen, die der Herr gepflanzt hat. Sie werden alles wiederherstellen, was vor vielen Jahren zerstört wurde. Ausländer verrichten dann eure Arbeit. Ihr aber bekommt eine neue Aufgabe: ‚Priester des Herrn‘ wird man euch nennen, ‚Diener unseres Gottes‘. Gott, der Herr, wird uns retten und das Gute bei uns wachsen lassen.“ – Soweit der Prophet in Auszügen aus Jesaja, Kapitel 61. Gott hat das letzte Wort und das heißt „Rettung“. Das macht mutig.

Doch warum betont Jesaja ausdrücklich die neue Aufgabe als ‚Diener des Herrn‘? Waren die Israeliten das nicht schon von alters her? Wem hatten sie denn bisher gedient? Anderen Göttern etwa? Dem eigenen Vorteil gegenüber den Armen und Fremden im Land? Oder den Großmächten? – Ja, so war es. Die Menschen des alten Israel dienten den eigenen Königen und fremden Großherrschern. Sie unterwarfen sich fremden Göttern und unterdrückten die Bedürftigen im Land. Sie versklavten sich untereinander, um Schulden zu begleichen. Kurz gesagt: Sie dienten menschlicher Herrschaft und passten sich den üblichen Maßstäben ihrer Welt an. Ihre Könige richteten sich nach den Geboten Gottes. Doch so mancher von ihnen erlag auch dem eigenen Machtrausch und strapazierte sein Volk mit Kriegen und Ausbeutung und Unterwerfung an fremde Götter.
Am Ende hatte das Königtum in Israel ausgedient. Das Volk besiegt und verschleppt. Kein König, kein Jerusalem und kein Tempel mehr, sondern Leben in der Verbannung. Fern der Heimat. Und dann geschah es wieder, das, was bis heute Mut macht: Fern der Heimat, ohne Land und Tempel wächst der Glaube an Gott und wird stark. Fern der Heimat erinnern sich die Israeliten an die Worte, die Jesaja verkündet hatte und sie wurden zu „Dienern des Herrn“. Wäre dem nicht so, und hätte das Gottesvolk in der Zerstreuung aufgehört zu glauben, würde heute kein Mensch mehr von den zehn Geboten wissen. Wir wüssten nichts über Hiob und seine Freunde, nichts von  den wunderbaren Liedern, den Psalmen, und schon gar nichts von den Verheißungen Gottes. Wir wüssten nichts über Gott, den Schöpfer und Erlöser der Welt. Gottlos trieben die Menschen umher, nur sich selbst verantwortlich. Eine schwere Bürde für jeden Ungläubigen bis heute. Gottlosigkeit macht traurig. Wieso? – Weil Trauernde Trost brauchen und Kranke Zuspruch. Weil das Leben Halt braucht, wenn um einen herum alles zerfällt.

Gottlosigkeit bietet keinen Trost und keinen Halt. Das habe ich erfahren, als ein Bekannter starb. Er war überzeugter Atheist. Entsprechend hatte er seine Familie verpflichtet, ihn ohne Pastor zu begraben. Ein Beerdigungsredner müsse reichen. Gesagt, getan. Die Trauerfeier hielt ein esoterischer Redner. Der sprach von einer anderen Sphäre, in der der Tote jetzt weile. Kein Wort des Trostes für die Angehörigen. Nur das Reden von Licht und so weiter. Aber die Witwe hatte sich nur halb an den Wunsch ihres Mannes gehalten und mich als Theologin gebeten, auch etwas zu sagen, anschließend an die Rede über das Nichts. Ich habe den Angehörigen Mut gemacht, an Gott zu glauben und sich von ihm trösten zu lassen. Es hat ihnen gut getan, so wie es immer hilfreich ist, sich auf Gott einzulassen.
 

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Kommentare (2)

Peter /

Ich habe exakt die gleiche Erfahrung bei der Beerdigung eines relativ jung verstorbenen Atheisten gemacht: Es fehlten das Tröstende und die Hoffnung, die nur durch den Glauben an den lebendigen Gott geschenkt werden können.

Spielmann, Gerhard /

Vielen Dank für die Auslegung der heutigen Losung. Wie gut ist es, darauf zu hoffen, dass Gott, das letzte Wort spricht.
Eine kleine Bemerkung am Rande: Israel ist ca. neunmal größer 22.145 qkm als das Saarland 2.568 qkm)
G. Spielmann