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/ Wort zum Tag

1. Könige 8,29

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Lass deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein.“

1. Könige 8,29

„Wohnt der liebe Gott eigentlich bei dir in der Kirche?“ Mit großen Augen schaut mich Maike an. Ich unterrichte in einer zweiten Grundschulklasse Religion und habe gerade die Stunde begonnen. Dann dieser erhobene Arm, das Mädchen fragt mit vollem Ernst. Erwachsenenantworten, wenn es die denn wirklich gibt, helfen in diesem Moment nicht weiter. Die Klasse ist ruhig, die Kinder merken, wie ich überlege und warten auf Antwort. „Gott wohnt im Himmel“ liegt mir auf der Zunge. Aber noch bevor ich das ausspreche, weiß ich, dass das die falsche Antwort in diesem Augenblick ist. Wohnt Gott überhaupt? Ich sehe den König Salomo vor mir, wie er im Vorhof des Tempels steht, den er gerade bauen ließ. Das Volk ist versammelt, es wird Gottesdienst gefeiert. Jetzt hat Gott ein Haus. »Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen. Gott kann man doch nicht fassen. Gott ist doch größer als der Himmel und aller Himmel Himmel. Gott ist doch größer als das Haus, das ich ihm gebaut habe«. Salomo stockt. Soll hier der Herr der ganzen Welt seine Wohnung haben? Ausgerechnet hier? Und doch lese ich in der Bibel, wie Gott von diesem Haus redet: »Das ist der Ort an dem ich mich anrufen lasse. Hier wohnt mein Name. Mein Name, mit dem ich mich ansprechen lasse. Das ist das, was ich meinen Grundschulkindern versuche, beizubringen mit all den biblischen Geschichten, den Liedern und den Bibelsprüchen, die ich mit ihnen auswendig lerne. Gott ist da – nein, Gott ist hier. Mitten unter uns. Er lässt sich ansprechen. Er hört und er antwortet. Er hat sich einen aus- und ansprechbaren Namen gegeben: Jesus. Von dem erzähle ich gerade in meinen Reli-Stunden, den kennen die Kinder inzwischen schon ganz gut. Sie kennen auch schon Geschichten, in denen der Tempel in Jerusalem vorkommt. So beginne ich zu erzählen. Von Salomo und dem Bau dieses Hauses, von dem Eröffnungs-Gottesdienst; berichte, wie der König dasteht. Nach oben gereckte Arme, die Handflächen offen, so als wolle er den Segen Gottes einfangen.

Und dann lese ich einen Vers aus der Bibel vor. „Lass deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein.“ (1. Könige 8,29). Ich spiele mit den Kindern ein Spiel. Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche mir den ... Markus herbei. Dann ist derjenige dran, der links von dem nun frei gewordenen Platz sitzt. Mein rechter, rechter Platz ist frei ...  Meine Klasse liebt das. So vergeht die Stunde wie im Flug und man hat gar nicht so das Gefühl, etwas lernen zu müssen. Was aber hat das mit der Eingangsfrage von Maike zu tun? Wenn der Name aufgerufen wird, ist der Platz, der gerade noch frei war, eigentlich schon besetzt, obwohl das gerufene Kind noch gar nicht darauf sitzt. Ist der Name des Kindes da, weil das Kind da ist oder ist das Kind da, weil sein Name gerufen wurde? Schwierige Frage. Aber die Kinder wissen sich zu helfen. Name und Person sind untrennbar miteinander verbunden. Die gehören einfach zusammen. Wo der Name gerufen wird, ist die Person nicht weit. Im Spiel hier im Klassenzimmer jedenfalls. Und beim Beten auch, sage ich. Wo Gott bei seinem Namen angerufen wird, da ist er nie weit weg. Wohnt Gott eigentlich bei dir in der Kirche? Ja, wirklich, sage ich. Gott wohnt bei mir in der Kirche. Aber nicht nur da. Er ist da, wo er mit Namen genannt wird. Dann lade ich die Kinder ein, mit mir zu beten. Wir falten die Hände, so wie es nur Kinder können und ich spreche mit Jesus, danke ihm, dass er überall da zu Hause ist, wo er mit Namen genannt wird, auch jetzt und hier im Klassenzimmer. Und ich bitte ihn, die Augen aufzuhalten für jedes einzelne Kind, das hier ist, und für mich natürlich auch. Kaum ist das „Amen“ verklungen, läutet auch schon die Pausenglocke. Die Stunde ist vorüber und wir haben nur gespielt und ein wenig geredet. - Maike aber weiß jetzt, wo der liebe Gott wohnt.

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Kommentare (4)

Kristina /

Eine wunderbare Erklaerung!!

Hegy /

ach wie schön...wie schön Sie doch mit den Kindern reden und beten. Ich danke Gott dafür, dass es solche Menschen gibt wie Sie. Hätte ich als Kind auch gerne gehabt, kein Frage.

farwick /

diese worte haben mir sehr gut getan. ich gehe heute in die seniorenandacht und werde diesen gedanken mitnehmen - wir haben eigentlich nur gespielt ... und doch die tiefe des glaubens gefühlt. >>> dein name, gott werde geheiligt. <<< ja so ist es gut.

Gudrun /

Solche Pädagogen wünsche ich mir - die ins Herz von Kindern verständliche Bilder malen und Kinder damit glücklich nach Hause gehen über dem Gelernten.
Besonders schön ist, dass Sie für Ihre Schüler/innen beten.