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/ Wort zum Tag

Psalm 42,7

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, darum gedenke ich an dich.

Psalm 42,7

Der Beter des Psalms hat eine Zeit der Traurigkeit erlebt. Solche „Wüstenzeiten“ sind gerade nach Zeiten der Freude, an die er sich wehmütig erinnert, besonders schwer. Aber auch Wüstenzeiten gehören zum Leben mit Gott! Im Buch Prediger heißt es sogar: „Es ist besser, in ein Haus zu gehen, wo man trauert, als in ein Haus, wo man feiert …; Trauern ist besser als Lachen; denn durch Trauern wird das Herz gebessert“ (Pred.7,2.3).

Wüstenzeiten sind heilsam für unser Leben. In ihnen lernen wir uns selbst besser kennen; wir merken, dass wir das Gute, das wir erlebt haben, nicht uns selbst, unserer Frömmigkeit und Entschiedenheit oder unserem Eifer verdanken. „Durch Trauern wird das Herz gebessert“, sagt darum der Prediger Salomo. Doch was sollen wir in solchen Zeiten der Traurigkeit tun? Der Beter des Psalms sagt: „Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, darum gedenke ich an dich.“ Das ist eine sinnvolle Art, Zeiten der Trauer zu nutzen. Eine Sackgasse in solchen Zeiten ist dagegen die Beschäftigung mit uns selbst. Sie führt uns entweder zum Giftschrank des Selbstmitleids, wenn wir mit Neid oder Vorwürfen auf andere blicken; oder sie bringt uns zur Verzweiflung, wenn wir uns selbst verurteilen und zerfleischen. Vor diesen Gefahren bewahrt uns die Blickrichtung des Beters: „… darum gedenke ich an dich.“ Diese Ausrichtung bewahrt uns vor dem Absturz ins Bodenlose.

Ich las einmal eine Geschichte, die mir eine neue Sicht für Zeiten der Traurigkeit gegeben hat. Eine Mutter spielte mit ihrem Kind in einem wunderschönen Garten. Mutter und Kind genossen das sehr. Nach einiger Zeit versteckte sich die Mutter hinter einem Busch. Das Kind suchte sie. Doch das Kind fand seine Mutter nicht und fing an, bitterlich zu weinen. Der Gärtner suchte es zu trösten: „Warum weinst du denn? Sieh doch nur die wunderschönen Blumen im Garten; die Pfirsiche und die Äpfel! Soll ich dir welche pflücken?“ Aber das Kind weinte nur noch mehr. Die ganze Pracht des Gartens konnte es nicht trösten. „Ich will keine Früchte und keine Blumen – ich will meine Mama!“ heulte es. Als die Mutter das hörte, hielt sie es nicht mehr aus in ihrem Versteck. Sie nahm das Kind in ihre Arme und deckte es mit Küssen zu. Da wurde der Garten für das Kind zum Paradies.

Zeiten der Entbehrung und Traurigkeit können unsere Sehnsucht nach Gott neu wecken; sie können uns vorbereiten auf Zeiten der Freude; auch auf die Freude, die einmal ungetrübt und ohne Ende sein wird.
Ein altes Lied fasst diese Erfahrung so zusammen:
„Das Leben wird oft trübe, die Brust scheint oft so leer,
als ob kein Fünkchen Liebe und Glauben in uns wär.
Das Heil, mit Not gefunden, liegt uns auf einmal fern.
Und doch sind solche Stunden ein Segen von dem Herrn.
Man trägt nach ihm Verlangen, wenn er uns einsam lässt,
man möchte ihn umfangen und halten ewig fest.
Mit Tränen fleht und ringet wie Jakob dann die Seel,
bis ihr der Kampf gelinget, und sie wird Israel.
Das sind die geist’gen Fasten, wo er uns scheint entfernt
und man allein die Lasten der Sünde kennen lernt.
Da wird man eingeleitet in der Reue Traurigkeit,
doch da auch vorbereitet zur Festtagsherrlichkeit“ (Philipp Spitta, 1850).

Das gibt mir eine neue Perspektive für Wüstenzeiten.
 

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Anstoß

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Kommentare (2)

maite /

wunderschön! vielen dank

KLett Christine /

sehr schön!