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/ Wort zum Tag

Psalm 130,6

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen.

Psalm 130,6

Zu meinen Aufgaben als Pastor gehört es natürlich, dass ich Gottes Wort verkündige. Nicht nur im Gottesdienst auf der Kanzel, sondern auch an manch anderen Stellen, wie z.B. in Form einer Andacht bei Mitarbeiterkreisen oder zum Geburtstag eines Gemeindemitgliedes oder auch wie hier beim Wort zum Tag im ERF. Dabei versuche ich, möglichst Bilder und Vergleiche zu finden, um die Botschaft anschaulich und leichter verständlich zu sagen. In der Losung für heute verwendet der Verfasser von Psalm 130 auch ein Bild, in dem er von Wächtern spricht, die auf den Morgen warten. Für mich stellt sich die Frage, warum er gerade dieses Bild gewählt hat? Was hat den Beter des Psalms dazu geführt, sich mit solch einer Situation zu vergleichen? Wenn ich darüber nachdenke, dann kommen mir verschiedene Möglichkeiten in den Sinn.

Vielleicht befindet er sich ja in einer Nacht, es könnte eine schlaflose Nacht sein. Sorgen und Fragen lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Da wartet er darauf, dass Gott ihm begegnet, seine Seele anrührt und ihm Antwort und Ruhe schenkt.

Vielleicht ist es aber auch nicht eine reale, sondern eine andere Art von Nacht, die ihn umgibt? Das Dunkel könnte sich durch Versagen und Schuldigwerden auf ihn legen. Der Zusammenhang mit den anderen Versen in diesem Psalm legt das durchaus nahe. In solcher Lage hofft er dann auf Gottes Zuwendung und Vergebung, damit sein Leben wieder hell wird.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass der Psalmbeter sich nach der vollkommenen Erlösung sehnt am Ende der Zeit, wenn der endgültige neue Morgen kommt und der Tag des Herrn erscheint.

Ganz gleich in welcher Situation der Verfasser des Psalms sich nun wirklich befindet, in jedem Fall empfinde ich das Bild von den Wächtern sehr hilfreich. Denn dadurch wird das Hoffen und Warten zu keiner unsicheren und wackeligen Angelegenheit. Es ist kein Aussein auf „irgend etwas“ oder „irgend jemand“, vielmehr ist es ganz konkret und zielgerichtet. Denn der Wächter weiß ja ganz gewiss, dass der Morgen kommt, auch wenn er nichts dazu tun kann, dass er schneller kommt. So ist das Hoffen nicht umsonst, also nicht vergeblich. Wer so gespannt auf Gott ausgerichtet ist, wird Gottes Reden und Handeln erfahren.

In dieser Haltung möchte ich auch leben und wünsche mir, dass sich solche Hoffnung immer wieder in mir regt. Das hebräische Wort, das im Deutschen mit hoffen bzw. warten wiedergegeben wird, enthält wörtlich übertragen die „gespannte Schnur“. Von früher aus meiner Kindheit weiß ich noch, dass ich manchmal gespannt war wie ein Flitzebogen. So beschrieb ich das damals, wenn ich richtig aufgeregt und voller Erwartung war auf das, was passiert. Heute weiß ich wie zutreffend der gespannte Bogen das ausdrückt, was hoffen und warten im biblischen Sinne meint.

Ich möchte den Psalm gerne zu meinem Gebet machen und für mich sagen: „Meine Seele hofft auf den Herrn!“ Und das nicht in erster Linie im Blick auf die Wiederkunft Jesu Christi, sondern nach Möglichkeit jeden Tag neu. Ich möchte am Morgen gespannt sein auf den Herrn und den ganzen Tag Augen und Ohren offen halten für Gottes Reden und Handeln.

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