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/ Wort zum Tag

Sprüche 21,2

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Einen jeglichen dünkt sein Weg recht; aber der HERR prüft die Herzen.

Sprüche 21,2

Ich möchte so gern alles richtig machen. Keine Fehler machen. Und doch weiß ich: Es gelingt mir nicht. Allen Menschen kann ich es nicht recht machen, das ist sowieso klar. Aber auch mir selber nicht. Oft bin ich unzufrieden mit dem, was ich tue. Ich merke: Ich hätte mehr Zeit in diese Aufgabe stecken sollen. Ich hätte merken müssen, dass Frau Meier Probleme hat, über die ich mit ihr hätte reden sollen. Und mehr Zeit für meinen Sohn hätte ich auch haben sollen … Und Gott kann ich es auch nicht recht machen, das weiß ich.

„Einen jeglichen dünkt sein Weg recht“, heißt es in der Lutherübersetzung der heutigen Losung; „der Weg eines Menschen ist gerade in seinen eigenen Augen“, übersetze ich für mich aus dem Hebräischen. Wenn ich das lese, denke ich zuerst: Das stimmt doch gar nicht. Ich weiß doch, an wie vielen Ecken ich falsch gelaufen bin. Wo ich kleine oder große Entscheidungen getroffen habe, von denen ich nachher merke: Anders wäre es besser gewesen. Und wenn ein Mensch in fortgeschrittenem Alter mir sagt: „Ich habe in meinem Leben alles richtig gemacht“, dann kriege ich Angst: Das ist doch nicht menschlich! Kein Mensch macht alles richtig. Biblisch gesprochen: Wir sind alle Sünder. Und wenn ich mir noch so viel Mühe gebe: Ich werde immer wieder schuldig an meinen Mitmenschen. Nein, mein Weg hat viele krumme Biegungen gemacht; er ist nicht einfach gerade und recht. Es hat zahlreiche Umwege in meinem Leben gegeben.

Doch wenn ich nachdenke, stimmt es möglicherweise doch: „Einen jeglichen dünkt sein Weg recht“. Die meisten Menschen sind wohl der Ansicht, dass sie ein gutes, ein anständiges Leben führen. Stimmt das wirklich? Es geht weiter in der Losung: „Aber der Herr prüft die Herzen!“

Für mich steckt noch eine tiefere Bedeutung in dem Vers. Einerseits weiß ich, dass es auf meinem Lebensweg merkwürdige Abzweigungen gab, unvorhersehbare Kurven – aber im Großen und Ganzen bin ich doch der Ansicht: Ja, der Weg ist gut und richtig, den ich bis heute gegangen bin. All das gehört zu mir. Bei aller Schuld, bei allem Schweren: Es ist mein Weg, und ich stehe dazu. Weil ich die wichtigen Entscheidungen im Gespräch mit anderen Menschen und vor allem auch mit Gott getroffen habe. Weil ich diesen Weg gehe im Wissen: Ich bin vor Gott dafür verantwortlich. Er prüft die Herzen: Er weiß, was ich denke und fühle. Er weiß, warum ich bestimmte Entscheidungen treffe. Er weiß vor allem auch, was ich brauche. Und er vergibt mir auch die Umwege und Irrwege, wenn ich sie ihm bekenne. Wenn ich bereit bin, umzukehren. Mein Weg insgesamt, davon bin ich überzeugt, ist recht und richtig – nicht aus mir selber heraus, sondern aus Gottes Gnade.

Aber gerade deshalb muss ich jedes Wegstück immer wieder überprüfen, von Gott überprüfen lassen – und gelegentlich muss ich umkehren. Mir die Schuld wieder vergeben lassen. Dann kann ich im Rückblick sagen: Diesen Weg hat Gott mich geführt – und ich vertraue darauf, dass er mich auch weiter führen wird. Geradlinig ist dieser Weg nicht. Aber es ist mein Weg. Der Weg, den Gott für mich vorgesehen hat. Und ich staune, wie wunderbar er mich geführt hat: Er, der die Herzen prüft und kennt, hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin – und ich kann nur dankbar sein und staunen: Ja, Gott, du hast meinen Weg gut und richtig gemacht!

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Kommentare (1)

Marcel A. /

Auch heute- wie gestern- ein wunderschönder Beitrag mit "überdurchschnittlichem Erbauungs-Potenzial". Vielen Dank, Frau Sieker-Greb.