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/ Wort zum Tag

Römer 8,15

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!

Römer 8,15

Das Erntedankfest ist eines der ältesten Feste überhaupt. Früher lebten über 80 Prozent aller Menschen auf und vom Land. Im Winter waren sie von der eingebrachten Ernte abhängig. Die Idee des Erntedankfestes geht auf vorchristliche Religionen zurück. Schon im Judentum und in römischen Religionen feierte man im Herbst die lebensnotwendigen, reichen Gaben der Erde.

Die Erntedankbräuche sind zahlreich. In einigen Landstrichen wird aus den letzten Strohgarben eine „Erntepuppe“ hergestellt, die als Opfergabe auf dem Feld bleibt.
Erntefeste sollen in früheren Jahrhunderten vor allem durch die Gutsherren gefördert worden sein, die alle Mägde und Knechte, zum Beispiel mit Erntebier und einem festlichen Essen bewirteten.

Nun gebraucht das Wort zum Tag aus dem Römerbrief, Kapitel 8, Vers 15, einen Vergleich. Es erwähnt den Knecht. Paulus schreibt: „Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!“

Ein Knecht, der einmal im Jahr bewirtet werden mag. Aber das ist die Ausnahme, nicht die Regel. Die Regel ist harte Plackerei.

Der Knecht steht für den Menschen allgemein, der macht und tut; der Zeit, Kraft und Mut investiert und damit sein Überleben sichern will. Und am Ende aller Plackerei hat er dennoch nicht den Erfolg sicher in der Hand. Zum einen arbeitet er für einen anderen, den Gutsherren. Aber auch der ist Wind und Wetter ausgeliefert, die dazwischen kommen können und die Ernte beeinträchtigen oder gar zerstören können. Dann ist vieles, wenn nicht alles umsonst.
Und wenn dann alles eingefahren ist, dann, für einen Moment, im Erntedankjubel, mögen sich die Verhältnisse eines Knechtes auf den Kopf gestellt haben: der Gutsherr bewirtet den Knecht!

Für einen Augenblick sind beide auf Augenhöhe, Mensch und Mensch verbunden im Aufatmen, im Jubel, wie in einer Explosion: es ist geschafft. Und im Jubel vergisst man sich dann auch einmal, vergisst die gewöhnlichen Verhältnisse, in die man dann wieder zurückkehrt.

Das Erntedankfest war und ist jenseits unserer westeuropäischer Rundumversorgung ein Fest, bei dem mir klar wird: Ich darf leben trotz der Furcht, dass es auch ganz anders hätte kommen können.
Der Brauch einer Erntepuppe als Opfergabe zeigt es. Im Erntedankfest, bzw. seinen frühen Wurzel, ist auch ein Beschwören der Götter, des Schicksals am Werk. Was müssen wir noch tun, wenn wir alles Erdenkliche schon getan haben, um euch, Götter, für uns zu gewinnen, dass ihr uns den Ernteertrag zufallen lasst?
Seid ihr uns gut? Haben wir etwas zu befürchten? Eine Missernte möglicherweise, als Strafe, weil wir etwas übersehen haben, was euch provoziert hat? Neben unserem tatkräftigen Einsatz, was bleibt noch zu tun hinter dem allen?

Knechtischer Geist nennt Paulus diese Grundhaltung. Im Untergrund lauert die Furcht. Sie tritt am Tag der Feier in den Hintergrund, aber man kehrt wieder in sie zurück. Der kindliche Geist dagegen muss nicht mehr ins Alte zurück. Denn es ist unbestreitbar, unumkehrbar und ohne Zweifel: Gott ist für seine Menschen. Neben dem meistens harten Einsatz für den Lebensunterhalt muss Gott nicht noch beschworen werden: Sei uns gut!
Das ist selbstverständlich geworden im kindlichen Geist. Wohltuende Begegnung von Gott und Mensch ist selbstverständlich geworden. Ungetrübt. Unverstellt. Der Gutsherr, um im Bild zu bleiben, bewirtet die Knechte, und es bleibt dabei: Reine Freude an Gott und keine Furcht.

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Kommentare (1)

LISA /

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