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/ Wort zum Tag

Johannes 9,7

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Jesus sprach zu dem Blinden: Geh zum Teich Siloah - das heißt übersetzt: gesandt - und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.

Johannes 9,7

Sie gehören zum Erscheinungsbild unserer Städte. Bettler. Zugegeben, auch mich verunsichert ihr Anblick. Oft sehe ich weg. Nicht so eine seinerzeit etwa 90-jährige Dame. Sie registriert, was ich resigniert übersehen möchte: Zum Beispiel jenen jungen Mann Anfang 20. Einen Becher in der Hand. So kauert er auf dem Bürgersteig. Die Seniorin sieht ihn an. Sie sagt: „Du bist doch viel zu schade zum Betteln.“ Er sagt: „Wissen Sie was Besseres?“ „Ja, lerne was!“ „Und was? Wo? Mit welchen Mitteln?“ Sein Elend fordert die inzwischen über 90-Jährige heraus. Sie wird aktiv. Das Aussichtslose gelingt. Sie vermittelt eine Schreinerausbildung. Nun ist er am Ball. Was macht er aus der Steilvorlage einer alten Frau?

Das heutige „Wort zum Tag“ ist ebenfalls mehr als ein Satz des Mitleids. Es ist Einsatz für einen Hilfsbedürftigen. Der Betroffene - ein Blinder. Blind geboren. Die Eltern sind schockiert. Ein behindertes Kind. Warum gerade wir? Das soziale Schicksal des Jungen ist absehbar. Hilflos. Brotlos. Abhängig vom Wohlwollen anderer. Ein sinnloses Dasein. Auch als Erwachsener. Manche meiden ihn. Einige bedauern ihn. Andere diskutieren über ihn. Das kränkt ihn. Er ist Gegenstand weltanschaulicher Diskussionen. Sogar die Jünger Jesu beteiligen sich daran. „Herr, hier stimmt etwas nicht“, sagen sie. „Der gute Gott - und die toten Augen dieses Menschen - das passt nicht zusammen! Warum das alles? Und warum gerade er? Sind seine Eltern schuld? Oder er?“

Ursachenforschung. Sie ist notwendig. Ganz allgemein, wenn es beispielsweise um den Zusammenhang zwischen Umweltverschmutzung und Atembeschwerden geht. Oder um ständigen Konsum abartiger Bilder und krankhaftes Verhalten. Aber hier geht es nicht um Tendenzen. Es geht um einen Menschen. Um seine persönliche Not. Seine Ängste. Seine Hoffnungen. Darum lässt Jesus sich nicht auf eine theologische Debatte ein. Wichtiger als die Warum-Frage ist ihm das „Wozu“. Seine Sicht dazu: Der Blinde soll durch die persönliche Begegnung mit Jesus geheilt werden. Er soll sein Heil erfahren. Dazu also Jesu Wort: „Geh zum Teich Siloah!“ Und der Evangelist Johannes ergänzt: „Das heißt übersetzt: gesandt.“ Ein versteckter Hinweis auf Jesus. Den von Gott Gesandten. Den Messias. Von dem schon das Alte Testament sagt: „Er wird die Augen der Blinden auftun.“ Und zwar im doppelten Sinn. Körperlich. Geistlich. Das ereignet sich in Johannes 9. „Geh hin! Wasche dich ..!“ Der Blinde soll sich vom Schlamm reinigen, den Jesus ihm auf die Augen gestrichen hatte. Ein Befehl. Eine Ermunterung. Oder doch nur Zumutung? Sicher, Wasser ist Leben. Es stammt aus einer fernen Quelle. Über eine mehr als 500 m lange unterirdische Leitung wird es zum Teich geleitet. Vor 800 Jahren, in der Zeit feindlicher Belagerung, hat es auch tatsächlich zum Überleben verholfen. Den Durst gelöscht. Aber geheilt? Niemals! „Nein, das Wasser freilich tut es nicht“, so könnten wir auch hier mit Luther sagen. Aber das Vertrauen auf Jesu Wort hat Verheißung. Auch für den Blinden. Und indem er glaubt und gehorcht, wird er sehend. Körperlich geheilt. Folglich sieht er Jesus. Ein Mensch, wie alle anderen auch. Aber schließlich entdeckt er, dass Jesus noch mehr ist. Der Sohn Gottes. Licht der Welt. Der ihn nicht übersehen hat. ihm die Augen geöffnet hat. Ihn heil gemacht hat.

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Kommentare (1)

esther /

Was mich sehr verunsichert ist, dass mit Not und Bettelei so viele Betrügereinen zwischenzeitlich gemacht werden- in der Fußgängerzone kniet jemand auf dem eiskalten Boden- ist er mit einem Bus von mehr