Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Psalm 119,130

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Unverständigen.

Psalm 119,130

Der Psalm 119 ist der längste Psalm in der Bibel. In meiner Bibel steht über diesem Psalm die Überschrift „Die Herrlichkeit des Wortes Gottes – das güldene ABC“. Aus jedem der 23 Buchstaben des hebräischen Alphabetes wird im Psalm 119 jeweils eine achtzeilige Strophe gedichtet. In diesen Strophen werden auf der einen Seite die Größe und Herrlichkeit des Wortes Gottes besungen, die Schönheit und Schöpfungskraft des Wortes Gottes. Auf der anderen Seite nimmt der Sänger und Beter des Psalms sich selbst in den Blick mit dem, was ihm das Wort Gottes bedeutet und geworden ist. Das Wort für diesen Tag findet sich in der zweiten Zeile des Buchstaben P im Aufbau dieses goldenen ABCs: „Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Unverständigen.“

Ist das eine Erfahrung, die Sie mit dem Beter dieses Psalms teilen? Das Wort Gottes mach klug und erfreut, wenn und wo es von Menschen zustimmend angenommen wird. So übertrage ich einmal dieses Wort „offenbar werden“ – „bekannt gemacht werden“ mit „zustimmend annehmen“.

Mir fällt zum ersten Teil dieses Bibelwortes eine Geschichte aus meiner eigenen Familie ein: Meine Oma mütterlicherseits ist 1905 in Weißrussland geboren. Mädchen war es zur damaligen Zeit – zumindest in Weißrussland - nicht vergönnt, zur Schule zu gehen. Sie mussten im Haushalt und in der Landschaft mitarbeiten und wurden dann möglichst schnell verheiratet. Als ich selbst klein war, da erzählte mir meine Oma, wie sie sich beim Kühehüten in Weißrussland als kleines Mädchen mit der Bibel selbst das Lesen beigebracht hat. In meiner Studienzeit ist es häufig passiert, dass mir ein theologisches Lehrbuch aus meiner Studientasche fehlte. Immer, wenn ich dann meine Oma frage: „ Oma, hast du schon wieder eines meiner Bücher stibitzt?“, dann lag dieses Buch häufig auf ihrem Nachttisch und wurde wie viele, viele andere Bücher von ihr richtig verschlungen. Kein Buch war vor meiner Oma sicher. Sie gab auch in ihrem letztlich ostpreußischen Dialekt so manche Bewertung ab: „Junge, das ist keen schönes Buch“, musste ich mir manchmal von ihr sagen lassen, wenn ich mich mit der einen oder anderen theologischen Richtung mittels Büchern auseinandersetzte: „Junge, das ist keen schönes Buch.“ Auf der anderen Seite war meine Oma eine lebensoffene, weise und kluge Frau. Sie wurde bis in ihr hohes Alter noch von Menschen ihres Umfeldes geschätzt und bei Lebensentscheidungen um Rat gefragt. In diesem Sinn kann ich von meiner Oma sagen: „Bibellesen hat sie klug gemacht.“ Sie hat nicht nur mit der Bibel lesen gelernt als Voraussetzung, Gottes Wort überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Sie hat auch darauf geachtet, dass das Wort Gottes in und an ihrem Herzen arbeiten konnte. So wird es in der Bibel von Maria, der Mutter Jesu, überliefert: „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen" (Lk 2,19).

Das Wort Gottes macht klug und lebensweise, wo wir es zustimmend annehmen. Für mich ist meine Oma an dieser Stelle ein Vorbild geworden. Erfreut es auch das Herz, wie es der Psalmbeter im Wort für diesen Tag ausdrückt? Ja, es erfreut das Herz. Als Christen ist uns das zurückliegende Erntedankfest noch gut in Erinnerung. Wieder einmal hat uns Gott mit den Gaben des Lebens versorgt. Wieder einmal hat er soviel wachsen und gedeihen lassen, so dass – wenn es in dieser Welt gerecht zuginge – 6,5 Milliarden Menschen satt zu essen gehabt hätten. Matthias Claudius bringt diese Glaubenssicht auf den Punkt, wenn er dichtet: „Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm dank, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn.“ Mich erfreut das Wort Gottes, weil es mir jeden Tag die Güte und Freundlichkeit Gottes vor Augen malt. Mich erfreut es, weil es mir jeden Tag neu deutlich macht: „Ich habe einen Gott, der mich lieb hat und mir nahe ist und der mir das Leben schenkt in Zeit und Ewigkeit.“ Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute die Erfahrung des Psalmbeters in Ihrem Leben bestätigt finden: „Wenn dein Wort, Gott, offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Unverständigen.“
 

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (1)

Rosemarie Such /

Auch meine Oma ist mir ein Vorbild gewesen, ein Gotteskind zu sein. Sie stammte auch aus Ostpreußen (Saalfeld).
Sie hatte es in ihrem Leben nicht leicht, hat selten geklagt und immer die mehr