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/ Wort zum Tag

1. Johannes 1,8

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.

1. Johannes 1,8

Fragen Sie mal ein paar Kinder, die sich streiten, wer den Streit angefangen hat! Eigentlich kann man die Frage gleich bleiben lassen. Denn eine brauchbare Antwort wird man meist nicht bekommen. Jede Mutter, jeder Vater kann ein Lied davon singen. Streitende Geschwister sind nie schuld. Es ist immer der andere.
Heute sind wir keine Kinder mehr. Wir verhalten uns aber oft noch wie kleine Kinder, die im Sandkasten um die Schaufel streiten.

Was ist der Grund, warum schon ein kleines Kind die Schuld einem anderen gibt?
Vielleicht ist es Beschämung, wenn wir als Schuldige dastehen. Es ist uns peinlich, was passiert ist. Es fällt uns schwer, einfach zu dem zu stehen, dass etwas nicht gut gelaufen ist. Es ist uns peinlich, zu dem zu stehen, dass wir schuldig geworden sind. Lieber leugnen wir und verstricken uns in Lügen, als zuzugeben, was war.

Ist es vielleicht die Angst vor Konsequenzen? Ganz tief in uns sitzt die Erfahrung, dass uns eine Strafe erwartet, wenn wir schuldig geworden sind. Das haben wir ja oft schon im Kindesalter erlebt. Ganz schlimm war es, wenn alle eine Strafe bekamen, weil der oder die eine Schuldige nicht ermittelt werden konnte. Das haben wir als ungerecht empfunden, und die Verletzung sitzt oft nach Jahren noch tief.

Aus Angst vor Konsequenzen entwickeln wir Strategien, um sie abzuwenden. Damit vermeiden wir es, der Wahrheit ins Gesicht zusehen. Das nützt uns zwar nichts, denn es ändert ja nichts an der Situation. Aber wir versuchen uns zu schützen. Und wir täuschen uns selbst, damit wir uns nicht ändern müssen. Die Strategien, die wir dabei anwenden, nennt man „Abwehrmechanismus“. Ein Abwehrmechanismus ist die Verleugnung. Wir weigern uns einfach, die Sache anzuerkennen. „Ich war’s nicht!“ – das ist ein beliebter Satz bei jung und alt. Wir ertragen es oft nicht, vor anderen zuzugeben, das war Mist gebaut haben. Also lassen wir unser Versagen meist lieber im Dunkeln.

Ein zweiter Abwehrmechanismus ist die sogenannte Rationalisierung. Wir suchen z. B. nach Gründen für unser Verhalten. Wir versuchen uns zu rechtfertigen. Natürlich gibt es tausend Gründe, warum wir so und nicht anders gehandelt haben. Durch Rationalisierung vermeiden wir, uns mit unserem Verhalten ehrlich auseinanderzusetzen. Wir merken nur leider nicht, dass wir mit diesem Abwehrmechanismus aus der verfahrenen Situation nicht herauskommen.

Ein dritter Abwehrmechanismus ist die sogenannte Projektion. Dann sind alle anderen schuld an unseren Problemen. Die Eltern, der Chef, die Umstände oder wer auch immer. Und letztlich ist es sogar Gott, der Schuld ist an der Misere.

Der Schreiber des Johannesbriefes hat eine ganz andere Strategie für uns. Er lädt uns ein, mit unserer Schuld zu Gott zu kommen, „ans Licht“ zu kommen, wie er er ausdrückt. So kann Wahrheit wieder in unser Leben hineinkommen. Dann müssen wir uns nicht mehr selbst betrügen. Das ist ein schwerer Schritt. Er erfordert schonungslose Offenheit mit uns selbst. Aber erst, wenn wir unsere Denkmuster erkennen, können wir sie auch vor Gott bekennen und ihn um Vergebung bitten. Und erst wenn wir sie aufdecken, kommt Wahrheit in die Geschichte. Das ist dann wie bei einem alten Haus. Eines Tages kommt ein neuer Besitzer und reißt die Fensterläden auf. Licht flutet herein. Der Anblick ist zunächst erschreckend. Ich kann sehen, wo überall der Dreck sitzt. Aber nur so kann ich daran gehen, aufzuräumen, zu sanieren, das Haus wohnlich zu machen.

Ich wünsche Ihnen viel Mut, nicht auszuweichen. Schauen Sie der Wahrheit ins Gesicht. Gott ist Licht. Er möchte, dass auch wir im Licht leben.

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Kommentare (1)

marijke /

eine sehr ehrliche, direkte und dadurch heilsame auslegung, die mir mut gemacht hat, meinem verhalten in einer konkreten verfahrenen situation ins auge zu schauen. danke und schönes wochenende!