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/ Wort zum Tag

2. Samuel 15,26

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Siehe, hier bin ich. Der HERR mach's mit mir, wie es ihm wohl gefällt.

2. Samuel 15,26

Wir Schweizer wachsen zweisprachig auf. Unsere Muttersprache ist einer der Schweizer Dialekte. Später müssen wir als erste Fremdsprache die deutsche Standardsprache lernen. Für viele von uns hat diese aber stets etwas Fremdes, Offizielles oder gar Gestelztes. Der Dialekt ist die Sprache des Alltags, die Sprache des Herzens.

Vor Jahren betrat ich einst das Wohnzimmer meiner Großmutter, die damals schon alt und schwerhörig war. Sie saß mit geschlossenen Augen in ihrem Lehnstuhl und betete hörbar. Sie nahm mich nicht wahr. Sie betete in der Standardsprache. Ich hörte sie sagen: „Ich bin ganz in deiner Hand. Mach mit mir, was du willst.“ Ich war eigenartig berührt. Ich selber bete im stillen Kämmerlein immer im Dialekt, in der Herzenssprache. Die Großmutter sah sich offenbar vor Gott ähnlich wie vor einem Staatspräsidenten. Für sie war der Gebrauch der Standardsprache ein Zeichen der Ehrerweisung. Der Inhalt des Gebetes beeindruckte mich: Sie gab sich vertrauensvoll in die Hand des Vaters im Himmel.

Der Satz unserer Tageslosung ist aus dem Munde Davids. Er ist auf der Flucht vor seinem Sohn Absalom, der die Macht an sich gerissen hat. Eben hat er den Bach Kidron überquert (2. Samuel 15,23). Er weiß nicht, ob er je zurückkommen kann. Er überantwortet sich in die Hände Gottes.

Viele Jahre später hat Jesus, der auch „Sohn Davids“ genannt wird, ebenfalls den Bach Kidron überquert (Johannes 18,1). Er geht in den Garten Getsemane. Dort ringt er mit Gott, bis er Blut schwitzt. Er scheut davor zurück, im Tod am Kreuz von seinem Vater im Himmel getrennt zu werden, wenngleich nur für kurze Zeit. Aber er ringt sich durch: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Er sagt somit etwas ganz Ähnliches wie sein Vorfahre: „Siehe, hier bin ich. Der HERR mach's mit mir, wie es ihm wohl gefällt.“ Oder etwas angepasst: „Siehe, hier bin ich. Vater, ich lasse das mit mir geschehen, was du für mich ausersehen hast, das, was dir wohl gefällt.“

Als meine Großmutter betete, wusste sie nicht, ob ihr ein Leidensweg bevorsteht. Wie viele ältere Menschen befürchtete sie, einmal ins Pflegeheim gehen zu müssen. Ihr Gebet „Ich bin ganz in deiner Hand. Mach mit mir, was du willst“ diente wohl auch der Selbstvergewisserung: Das, was ich bisher im Leben erfahren habe, wird auch auf meine alten Tage hin gelten.

Unsere Tageslosung will uns zu konkretem Gottvertrauen in unseren konkreten Lebenssituationen einladen, z.B. dann, wenn wir uns bedroht fühlen wie meine Großmutter oder tatsächlich bedroht sind wie David. Wenn Sie die Ihnen bevorstehende Zeit vor Ihr inneres Auge stellen, dann überlegen Sie sich doch, wo die Vertrauensaussage am besten hingehört: „Mein Gott, siehe, hier bin ich. Lass mir das widerfahren, was dir gefällt!“

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