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/ Wort zum Tag

Wir sind Staub

Kerstin Offermann über Psalm 103,14

Er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.

Psalm 103,14

„Asche zu Asche – Staub zu Staub.“ Bei diesen Worten tauchen vor meinem inneren Auge Bilder von Friedhof und Beerdigung auf. Erinnerungen an Trauer und Verlust und auch an die eigene Vergänglichkeit: wir sind nur Staub im Wind der Zeit. Genauso vergänglich und flüchtig. Noch ein anderes Bild fällt mir ein: die Szene aus dem Western-Klassiker: „Zwölf Uhr mittags“. Zwei Schurken duellieren sich im Staub der Mittagshitze in einem Geisterdorf. Auch ein Bild von Vergänglichkeit, von Vergeblichkeit und vom Vergehen.

Und doch ist grade dieses Bild unvergesslich, eben weil es so eindrücklich von der Einsamkeit und von der Vergänglichkeit erzählt.

Das unsere Tage vergehen und wir mit ihnen, ist eine Realität, ein Teil unseres Lebens. Es mag gut sein, sich daran zu erinnern, aber es kann auch genauso zerstörerisch sein. Wenn nämlich die Erfahrung von Trauer und Vergessen überhand nehmen und das Leben zu ersticken drohen. Wenn alles sinnlos erscheint, weil es ja eh nicht so drauf ankommt: am Ende bleiben doch nur Asche und Staub.

Aber es bleiben auch Erinnerungen. Die gelebten Tage mögen unwiederbringlich vorbei sein, aber sie haben Spuren hinterlassen, Erinnerungen, Erfahrungen. Sicherlich nicht nur gute. Es gibt ja auch Erinnerungen, die einen heimsuchen und quälen. Aber es gibt auch solche, die wie Licht und Wärme sind, die aus der Vergangenheit in die Gegenwart herüberscheinen.

Die Kraft unserer Erinnerungen, vergangenes Leben wieder gegenwärtig werden zu lassen, ist ein Spiegel der schöpferischen Kraft von Gottes Erinnern.

Gott gedenkt daran, dass wir Staub sind, heißt es im Losungs-Vers von heute. Gott gedenkt seiner Geschöpfe. Gott, erinnert sich an uns, an jeden Menschen. Und selbst, wenn Gott daran denkt, dass unser Leben nur ein Hauch ist und wir vergänglich sind, verwehen, wie Staub im Wind, so denkt er eben doch an uns. Und damit weht uns nicht nur der Wind der Vergänglichkeit um die Ohren, sondern auch der lebensspendende Hauch des Geistes Gottes.

Wenn Gott an etwas denkt, dann ist in diesen Gedanken auch immer die schöpferische Kraft des Heiligen Geistes anwesend. Dann sprüht das Leben auch aus jedem noch so finsterem Gedenken. Wenn Gott an uns gedenkt, dann blüht unser Leben auf, auch mitten in der Vergänglichkeit.

Wenn Gott an ein Staubkorn denkt, dann begleiten seine Gedanken selbst das Verwehen im Wind. Gott hat die Staubkörner gezählt und kennt ihren Ort. Keins ist vergessen. Sie sind gut aufgehoben in Gottes Schöpfung.

Genauso trägt Gott auch unserer Werden und Vergehen in seinen liebevollen Gedanken. Er hält sie in seinen Händen und lässt uns nicht los, auch nicht, wenn der Wind über unsere Tage weht und unser Leben verblüht. In Gottes Gedenken haben wir Zuflucht und Zukunft. Ja, wir sind vergänglich. Aber nichts, was wir tun oder was uns geschieht, ist vergeblich.

Gott denkt an uns. In seinem Gedenken ist bewahrt, was war. Durch sein Gedenken fließt Segen in unser Leben, so wie uns gute Erinnerungen wärmen. Sein Gedenken nimmt auch die Schmerzen, die Trauer und das Leid mit in sich auf und trägt es behutsam, lässt es nicht vergeblich gewesen sein, sondern wandelt es unter dem Hauch seines Geistes in Segen.

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