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Gute Worte zur richtigen Zeit

Wolf-Dieter Kretschmer über Jesaja 50,4

Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden.

Jesaja 50,4

Erinnern Sie sich noch an die Fernsehbilder vom 1. Oktober 1989 aus der Prager Botschaft? Außenminister Hans-Dietrich Genschers sogenannte Balkon-Rede löste damals einen Sturm der Begeisterung aus. Er sagte vor hunderten von DDR-Flüchtlingen, die seit Tagen in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland ausgeharrt hatten: „Ich bin heute zu ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise…“ – weiter kam Außenminister Genscher nicht. Seine Worte gingen im Jubel unter. Es war ein einmaliger Moment in der Geschichte unseres Landes und zugleich ein Vorbote dessen, was wenige Wochen später folgen sollte, die Öffnung der innerdeutschen Grenze.

Ja, Worte können Begeisterung auslösen. Ein gutes Wort im richtigen Moment kann Wunder wirken. Es kann Menschen, die demotiviert sind neuen Schwung verleihen, sie mit neuer Zuversicht und Freude füllen. Es kann Hoffnung verbreiten und Kraft verleihen, um etwas anzupacken, was man verloren geglaubt hat.

Im Buch des Propheten Jesaja steht ein Vers, der genau diese Eigenschaften beschreibt. Ich zitiere:  „Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden“, Jesaja 50,4.

Dieser Bibelvers bezieht sich auf ein Ereignis, das lange Zeit nach Jesaja mit Jesus Christus in Erfüllung gehen sollte. Jesus war derjenige, der wie kein anderer wusste, wie man müde Menschen aufrichtete und Trauernde tröstete.

Denken Sie an die Begegnung des auferstandenen Jesus mit Petrus am See Genezareth. Petrus hatte die ganze Nacht vergeblich gefischt. Er war müde und sicher bedrückte ihn seine Verleugnung Jesu. Ob Jesus ihm jemals vergeben würde?  

Jesus rief Petrus vom Ufer zu, er solle das Netz auf der anderen Seite des Boots zu Wasser lassen. Mit dem anschließenden großen Fischfang zeigte Jesus dem Petrus ohne viele Worte, dass er immer noch auf seiner Seite war.   

Später, beim Frühstück, sprach Jesus mit Petrus ohne Vorwürfe, auf liebevolle Weise. Drei Mal fragte er Petrus: Hast du mich lieb? Auf dessen ehrliche Antwort hin vergab ihm Jesus und stellte Petrus wieder in den Dienst.

Weder für Petrus noch für Jesus war das ein einfaches Gespräch. Aber es war notwendig und heilsam. - Worte zur rechten Zeit, eben. 

Bis heute finden Christen in den Worten Jesu Hoffnung, Kraft und neuen Lebensmut.

Aber der Bibelvers hat nach meinem Dafürhalten noch eine zweite Bedeutungsebene, eine, die mich persönlich anspricht. Immerhin geht es im Bibeltext um Jünger, die wissen, wann und wie sie mit Müden zu reden haben.

Das setzt zunächst einmal voraus, dass man aufmerksam ist, genau hinhört. Es bedeutet, dass man die eigenen Worte bewusst wählt, sie also nicht einfach so daher redet. Mehr noch, Jesaja spricht davon, dass Gott, der Herr, ihm die Zunge gegeben hat, damit er weiß, wann er reden soll.

Wenn ich das auf mich beziehe, heißt das: Gott gibt mir die Möglichkeit, gute, aufbauende Worte in das Leben von müde gewordenen Menschen zu sprechen? Ich finde das, was Jesaja sagt ziemlich herausfordernd. Aber ich will diese Herausforderung heute annehmen.

Wie wäre das, wenn wir – Sie und ich – das heute zum persönlichen Leitmotiv unseres Handelns und Redens machen: Gott der HERR hat mir und Ihnen eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass Sie und ich wissen, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden.“

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