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„Es wird regiert!“

Uwe Bertelmann über Joel 4,16.

Seinem Volk wird der HERR eine Zuflucht sein und eine Burg den Israeliten.

Joel 4,16

Bäume sind entlaubt, obwohl nicht Winter ist. Auf den Feldern steht kein Halm mehr. Nahezu komplette Ernteausfälle beim Getreide und beim Wein. Nein, ich rede nicht von der Dürre im Sommer 2018 in Deutschland. Was mich betraf: Schwitzen und das Benzin war etwas teuer. Weinjahrgang dafür vorzüglich. Gut, die realen Folgen … nein, die ökologische Katastrophe, von der ich rede, ist eine Heuschreckenplage. Beschrieben im Buch Joel, im Alten Testament. Und wenn da kein Halm mehr auf dem Feld stand, ging es auch dem Menschen ans nackte Überleben. Der hatte allerdings damals bei solchen Katastrophen noch nicht einmal seine Hand im Spiel. Anders als wir heute! Wobei – die Menschen in der Antike hätten mir hier widersprochen. Solche Katastrophen hatten immer auch mit den Göttern zu tun. Wir opfern, die Götter liefern. In Israel war die Zahl der Götter auf 1 reduziert. Es gibt einen Schöpfer des Himmels und der Erde. (Wie intolerant, soll doch jeder seinen Gott … - dachten die anderen Völker). Für Joel stellt sich die Sache also so dar: Nicht: Weil wir nichts mehr zum Opfern haben, zürnt uns Gott. Sondern: weil wir uns nicht um Gott geschert haben, und Gott seinen Segen von uns genommen hat, haben wir nun nichts mehr, womit wir noch ein Opferfest bestreiten könnten. In dieser Situation sagt Joel: Seinem Volk wird der HERR eine Zuflucht sein und eine Burg den Israeliten. (Kap. 4,16). Heißt: Wenn wir nicht endlich anfangen, Gott nach seinem Willen zu fragen, wird diese Heuschreckenplage nur ein Vorbote sein. Dann wird statt ein paar Insekten ein riesiges Volk kommen und alles kurz und klein machen. Aber dann sieht Joel noch weiter – sieht eine Zeit, in der die Berge „von süßem Wein treifen“ und die „Hügel von Milch fließen“. Schlaraffenland. Nicht wörtlich zu verstehen – ein Bild dafür, dass in Gottes Friedensreich alle mehr als genug haben. Joel sieht Gefahr, Chaos – aber auch Gottes gute Zukunft. Wo immer im Weltenchaos wir gerade stehen: „Ein feste Burg ist unser Gott …“ – so die Hymne der Reformation von Martin Luther. Joel: Heuschreckenplage und Bedrohung durch kriegerische Völker. Luther: Pest, Bedrohung durch die Türken vor Wien und einen Papst, den man als Antichrist sah. Wir haben heute andere Probleme. Das Weltwirtschaftsforum gibt immer einige Wochen vor seinem Jahrestreffen in Davos einen Risikobericht heraus. Der liest sich dieses Jahr gar nicht gut:  Klimawandel, Datenkriminalität, geopolitische Krisen und weltwirtschaftliche Spannungen. Und statt gemeinsam die Herausforderungen anzugehen, nehmen Spaltungen und nationaler Egoismus zu. Die Welt schlafwandelt in eine Katastrophe, hieß es dort. Schön, wenn’s die Lenker der Weltwirtschaft auch merken. Meine Frau jedenfalls mag abends vor dem Schlafengehen schon keine Nachrichten mehr schauen, weil sie dann eben nicht schlafen kann.

„Seinem Volk ist Gott eine feste Burg“ – also denen, die nach ihm fragen. Die sich von Jesus erlösen lassen und ihm nachfolgen. Deshalb: Kein Grund zu Panik. Gott überschaut das Weltenchaos. Ich kann nicht die Welt retten – das hat Jesus bereits getan. „Es wird regiert“, hat der Theologe Karl Barth gesagt. Das gibt mir Ruhe, Gelassenheit – aber auch Realismus. Ich will nicht mit in der Katastrophe schlafwandeln. Luther wird bekanntlich nachgesagt, er habe am Tag vor dem Weltuntergang noch einen Apfelbaum pflanzen wollen. Ich kann das Brexit-Chaos nicht verhindern, aber ich will mich in meinem kleinen Rahmen für Recht und Gerechtigkeit und für Gottes Schöpfung einsetzen. Will mich an Gott halten, zu ihm fliehen – und dafür beten, dass immer mehr Weltenlenker das auch tun. Seinem Volk wird der HERR eine Zuflucht sein und eine Burg den Israeliten.

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