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Das christliche Menschenbild

Wolfhart Schlichting über Sprüche 5,21.

Politiker berufen sich manchmal auf das „christliche Menschenbild“. Wenn man wissen will, was darunter zu verstehen ist, muss man die Bibel befragen. Zu dem, was die Bibel über den Menschen sagt, gehört jedenfalls auch das Sprichwort: „Eines jeden Wege liegen offen vor dem Herrn“. Es steht im Buch der Sprüche, Kapitel  5, Vers 21.

Nach diesem Sprichwort stehen wir alle unter Beobachtung. Niemand bleibt unbeachtet. Daraus folgt: Wenn ich mir vorstelle, dass Gottes Augen auf mich gerichtet sind, muss ich nicht ständig andere Leute auf mich aufmerksam machen. Ich bin nicht darauf angewiesen, Beachtung zu finden. Mein Ansehen habe ich bereits bei Gott.

Jesus sagte zum Beispiel: Ihr müsst eure Frömmigkeit nicht demonstrativ vor euch hertragen; Gott weiß schon Bescheid. Und auf die Höhe eurer Spenden müsst ihr nicht ausdrücklich hinweisen. Gott sieht auch das Verborgene. Der Glaube, von Gott angesehen zu sein, erspart mir die Mühe, mich jederzeit ins rechte Licht rücken zu müssen. Auf das Ansehen bei den Menschen kommt es nicht an.

Andererseits bin ich durch dieses Sprichwort gewarnt: Auch was ich verheimlichen möchte, ist bereits durchschaut. „Alle Wege“, die ich gehe, „liegen offen vor dem Herrn.“ Nichts entgeht ihm. Und das wird wohl bedeuten,- da mag man sagen, was man will,- dass alle meine Schritte, Planungen und Entschlüsse nach Gottes bekannten Geboten beurteilt werden. An ihnen ist abzulesen, was in seinen Augen wünschenswert und was abwegig ist. Im Zusammenhang des 5. Kapitels der Sprüche ist von etwas Abwegigem die Rede. Wir nennen es gewöhnlich „Fremdgehen“. Ob es heimlich oder offen geschieht -, Gottes unbestechlicher Blick fällt darauf. Was mit den Worten: ‚Es liegt offen vor ihm‘, ausgedrückt wird, besagt im hebräischen Text: Gott sieht nicht zerstreut darüber hinweg, sondern nimmt es als das wahr, was es nach seinem Urteil ist.

Aber um dieses Beobachtet-sein richtig aufzufassen, muss man wissen, wer der Beobachter ist. Aus der Bibel weiß ich von ihm, dass er nicht ein missgünstiger Aufpasser ist, der mich auf eventuelle Fehltritte festnageln will. Seit Menschengedenken hat man ihn als den kennengelernt, der Menschen, die auf ihn hören, so führt, wie es ihnen zuträglich ist, und sich bemüht, sie vor Verstrickung zu bewahren. Darin ähnelt er einem Hirten, der die ihm Anvertrauten weder laufen lässt noch gängelt, sondern behutsam und zielstrebig zur Weide leitet. Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich“ (Johannes 10,14). Er fügt übrigens hinzu: „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ Das heißt: Wenn sie sich in ausweglose Gefahr verloren haben, rettet er sie unter Einsatz seines Lebens.

Das „christliche Menschenbild“ besagt, dass unser Leben sich unter den Augen eines guten Hirten abspielt, dem wir zutrauen dürfen, dass er uns durch sein Wort recht leitet.

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