Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Eine unmögliche Forderung

Dagmar Rohrbach über Matthäus 5,48.

Ihr sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Matthäus 5,48

Ich wollte immer eine gute Mutter sein. Ich wollte keine Fehler in der Erziehung machen. Ich habe mich informiert, Bücher gelesen, mir Gedanken gemacht. Trotzdem ist es mir nicht gelungen. Ich war nicht vollkommen. Gott sei Dank ist aus den Kindern doch etwas geworden.

Nobody is perfect. So heißt es ja und das trifft nun wirklich zu. Da stoße ich doch im Wort für heute auf den – gelinde gesagt – herausfordernden Satz: Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Matthäus 5,48 Jesus hat ihn in seiner Bergpredigt zu seinen Jüngern gesagt. Was meint er damit? Er hat doch seine Jünger gekannt und wusste, wie wenig perfekt sie waren. Das Darum zu Beginn des Satzes weist auf den Zusammenhang dieses Bibelverses hin. Den sollte man grundsätzlich immer beachten. Jesus hat in diesem Abschnitt über die Feindesliebe gesprochen. Er macht deutlich, dass jetzt nicht mehr Gleiches mit Gleichem vergolten werden soll. So tun das die Menschen von sich aus. Jesus sagte: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen. Diese Aussage ist genauso herausfordernd wie seine Zusammenfassung im Wort für heute: Seid vollkommen.

Kinder werden von ihren Eltern geprägt auch in ihren Verhaltensweisen. So sollen auch wir uns vom himmlischen Vater prägen lassen, von ihm lernen, wie er mit den Menschen umgeht. Gott lässt allen Menschen Gutes zukommen. Viele merken es nicht oder nehmen es einfach als selbstverständlich. Die oft gestellte Frage müsste man eigentlich umformulieren: Warum lässt Gott das Gute zu? Wir haben es häufig nicht verdient.

Es ist ein Grundton in der Bergpredigt: Gott ist gut und sorgt als himmlischer Vater für seine Kinder. Ich komme deswegen nicht zu kurz, wenn ich auf Negatives nicht re-agiere. Jesus hat mich frei gemacht. Ich muss nicht mehr zurückschlagen, wenn irgendeiner mich angreift.

Aber ist das so einfach? Und gar die Forderung Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Das ist doch unerfüllbar. Wenn ich schon als Mutter nicht vollkommen war, obwohl ich es doch wollte, wie sollte dies dabei möglich sein? Da könnte man verzagen.

Auch wenn dieser Satz ganz richtig übersetzt ist, kann man ihn als Anspruch und als Zuspruch ansehen. Im Griechischen steht hier die Zukunftsform. Ihr werdet vollkommen sein. Es ist einmal als unbedingtes Gebot zu verstehen und zu übersetzen mit ‚ihr sollt‘, genauso wie im Hebräischen bei den Zehn Geboten. Aber ich denke, es darf auch mit Zukunftsform übersetzt werden: ‚ihr werdet vollkommen sein‘. Das ist typisch für Gott: Er gibt und er fordert. Aus allem, was er uns gibt durch den Heiligen Geist, ergibt sich auch die Erwartung und die Forderung, es umzusetzen. Mir hilft das Bild des römischen Brunnen. Wir empfangen von Gott zuerst: Liebe, Gnade, Barmherzigkeit und noch so viel mehr. Das, was wir empfangen, können wir weitergeben. Gott gibt jeden Nachschub. Der Zuspruch führt aber zum Anspruch. Gott will, dass seine Leute hier auffallen mit ihrem Verhalten. Sie sollen sich unterscheiden. Die sind Licht in der Welt allein durch ihre Zugehörigkeit zu Jesus. An ihrem Verhalten soll das für alle Welt sichtbar werden.

 

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (1)

Hedy /

Vielen Dank fuer die tolle Auslegung von der VOLLKOMMENHEIT oder UN VOLLKOMMENHEIT.
Den Schuh kann ich mir heute anziehen....
Liebe Frau Dagmar Rohrbach, Sie haben eine tolle Art, alles zu erklaeren. Dafuer danke ich Ihnen.