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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Liebe macht sehend

Anstoß von Ulrike Schild über Matthäus 9,36

Als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.

Matthäus 9,36

Jesus sieht – wie es den Menschen geht. Gesichter von Menschen, die abgehetzt sind, die resigniert haben, von Menschen, die nicht mehr können; die nach echtem Leben hungern; er sieht Menschen, die deprimiert sind, niedergeschlagen, er sieht Menschen die die Richtung verloren haben – um die sich keiner kümmert. Menschen die bedürftig sind.

Jesus sieht.

Er geht umher, wo die Menschen leben, in ihren Städten und Dörfern und sieht; sieht genau, wie es ihnen geht. Und das, was er da sieht geht ihm durch und durch. Jesus sieht hin und er hält sich das Elend der Menschen nicht vom Leibe. Es fängt alles mit dem Sehen an. Das ist nicht eine der leichtesten Übungen -  neu hinzusehen, wirklich hinzusehen und wahrzunehmen, was ist, wie es einem Menschen um uns herum geht, und sich dem zu öffnen. Vielleicht ist das etwas, was man lernen muss: so zu sehen und das auszuhalten, was man zu sehen kriegt und damit gut umzugehen.

Jesus kann es und er tut es. “Liebe macht blind“, sagt man im Volksmund. Bei Jesus ist das andersrum, da macht Liebe sehend, da macht Liebe aufmerksam und offen: „Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, denn sie waren erschöpft und niedergeschlagen – wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Jesus sieht, was ist, auch das dunkle, das schwierige und das deprimierende Leid, dass in der Luft liegt. Er blickt einfach tiefer, weiß, dass die Menschen am Leben leiden, an sich selber leiden. Doch er zieht sich nicht pessimistisch in die Ecke zurück, so nach dem Motto: Nützt ja alles nichts. Ganz im Gegenteil. Sein Herz wird weich, angesichts der Not der Menschen.   Jesus – der Barmherzige. Wenn Jesus verkündigt, dann verkündigt er nicht die Schwierigkeiten des Lebens und der Menschen – sondern die Freudenbotschaft vom Reich, dass Gott jetzt die Fäden in die Hand nimmt. Gott will den abgehetzten, ausgepumpten, richtungslos gewordenen Menschen selbst zum Mittelpunkt werden, zur Sonne, zum Licht. Und Jesus sieht die Ernte, das positive Ziel, das was schonwächst und wird. »Da reicht es nicht mehr, wenn ich weiter alleine arbeite,« sagt er seinen Jüngern und damit auch uns an diesem heutigen Tag: „Jetzt seid ihr dran“. Nicht mehr nur mitlaufen und gucken – das war gut bisher, daswar wichtig, aber jetzt ist Erntezeit, und damüssen alle mit raus und ran. Mit dem Sehen fängt es an- mit guten Taten geht’s dann weiter.  

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