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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Wer B hören will, muss auch A sagen

Markus Baum zu Micha 7,9

Ich will des HERRN Zorn tragen, denn ich habe wider ihn gesündigt.

Micha 7,9

Es gibt Sätze in der Bibel, die höre ich mir gern an, zu denen sage ich spontan ja. Ein Satz aus dem Buch des Propheten Micha, ziemlich am Ende der Hebräischen Bibel, das wäre so ein Fall. Da heißt es von Gott:  „Er wird mich ans Licht bringen, dass ich seine Gnade schaue.“ Klingt gut, nicht wahr? Licht. Gnade. Prima!

Das Problem ist: Den Satz gibt’s nur brutto. Zumindest ist es nicht ganz seriös, wenn man den ersten Teil unterschlägt. Und ob jede und jeder diesen ersten Teil unterschreiben würde – das ist dann doch die Frage. Denn was steht da? „Ich will den Zorn Gottes ertragen - denn ich habe gegen ihn gesündigt -, bis er sich meiner Sache annimmt und mir Recht verschafft.“ - Ups.

Gott wird mich also nicht bedingungslos ans Licht bringen und mir seine Gnade erweisen, sondern was ist die Bedingung: Die Einsicht, dass ich eigentlich nicht seine Gnade verdient hätte, sondern etwas ganz anderes. Seinen Zorn. Das Eingeständnis: Ich sitze in der Patsche. Ich sitze im Dunkeln. Ich brauche Licht, ich brauche einen Anwalt, der mir hier raushilft. Einen Anwalt, auf den und auf dessen Fähigkeiten ich mich blind verlassen muss, obwohl auf mich selbst eher kein Verlass ist.

Erst dann, erst nach dieser Vertrauensübung, stellt sich die Gewissheit ein: Gott ist dieser Anwalt. Derselbe Gott, der allen Grund hat, auf mich zornig zu sein, der kann und wird „…mich ans Licht bringen, dass ich seine Gnade schaue.“

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