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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Zum Heulen

Markus Baum über Psalm 31,10

Es gibt Dinge, Vorfälle, Lebenslagen, die sind einfach nur zum Heulen. Und es gibt kaum einen Menschen unter den knapp 8 Milliarden auf diesem Planeten, dem so etwas lebenslang erspart bleibt. Der Wirklichkeitstest beweist: Mit  Kummer, Trauer, Abschieds- oder Verlustschmerz, mit bitteren Enttäuschungen, mit Scheitern und Versagen muss sich jede und jeder auseinandersetzen. Früher oder später.

Wahr ist aber auch: Solche Schläge sind in den allermeisten Fällen eben KEIN Schicksal, und schon gar nicht sind sie das Ende. Solche Erfahrungen prägen, sie können auch Narben hinterlassen – zumindest auf der Seele, oft auch im Gesicht in Form von Furchen oder Sorgenfalten. Aber sie können auch stark machen. Vom Leben gezeichnete Menschen können zu Vorbildern werden, können anderen durch ihre Krisen hindurch helfen. Das oft allein schon durch ihre Gegenwart.

Ein paar solcher Menschen habe ich in diesem Moment vor Augen, wo ich im Liederbuch Israels, in Psalm 31, die Sätze lese: „Hab Erbarmen, Herr, ich weiß nicht mehr weiter! Meine Augen sind müde vom Weinen, ich bin völlig am Ende“ (Psalm 31,10; GN). Eine erschütternde Momentaufnahme. Ein Lamento, das auch noch weiter geht. Aber eingebettet in ganz anders klingende, zuversichtliche Aussagen. Denn davor heißt es: „Du gibst mir Halt, du bietest mir Schutz. Geh mit mir und führe mich“ (Psalm 31,4). Und danach heißt es: „Ich dachte schon in meiner Angst, ich wäre aus deiner Nähe verbannt. Doch du hast mich gehört, als ich um Hilfe schrie“ (Psalm 31,23).  Das merke ich mir für das nächste Mal, wenn mir zum Heulen ist.

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